Stadtgottesacker: Turmglocke läutet nach 100 Jahren wieder

Vor genau 400 Jahren wurde Glocke im Turm des Stadtgottesackers gegossen. Doch seit 100 Jahren hat sie nicht mehr geläutet. „Der Klöppel war zu leicht und klein“, sagt Peter Dahlmeier vom Verein Bauhütte Stadtgottesacker, der sich um den Wiederaufbau kümmert.
Am Dienstagnachmittag nun war die Glocke wieder zu hören. Zuvor hatten sich ein Glockenbauer und der ehemalige Landeskonservator abgestimmt. Für mehrere tausend Euro wurde die Glocke restauriert, ein neuer Klöppel angebracht. Und dann zog Dahlmeier an der „Strippe“, denn die Glocke muss per Hand betätigt werden. Nun werde man ein Konzept erarbeiten, sagte er. So sei es denkbar, dass die Glocke bei Beerdigungen oder besonderen Anlässen erklingt. Einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht.
Bildhauer Marcus Golter stellte zusammen mit Maya Graber den Entwurf für das letzte zeitgenössische Relief am Grabbogen 34 vor. Hier soll ein Paradiesgarten mit Paradiesvölgen entstehen. Bildhauer Martin Roedel beginnt mit der Gestaltung des letzten Pfeilerrelief am Bogen 6/7. Und das fertige Gitter am Grabbogen Nr. 1 wurde von Metallbildhauer Pavel Majrych präsentiert, der es unter Verwendung historischer Gitterfragmente neu angefertigt hat. In den 70er Jahren sollten viele Metallzäune des Stadtgottesackers verschrottet werden. Der über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Künstler Willi Sitte nahm sich eines Zauns an, restaurierte ihn und brachte ihn in seinem Atelier an. Seine Witwe hat den Gitterzaun nun der Bauhütte zur Verfügung gestellt, die den Zaun an Gruft 12 anbringen wird und damit einen Bogen weiter als der ursprüngliche Standort. Dort sei es aus statischen Gründen nicht mehr möglich.
Zudem gab es von der Öffentlichen Versicherung Sachsen-Anhalt ÖSA einen Scheck über 25.000 Euro für die weiteren Arbeiten. Dieser wurde am Dienstag ebenfalls übergeben. Seit der Wende wird der Stadtgottesacker wieder aufgebaut. Fast 12 Millionen Euro sind seit dem geflossen. Die Stadt wird auch in diesem Jahr 70.000 Euro aus ihrem Haushalt in die Sanierung und Pflege der Anlage investieren. Einen maßgeblichen Anteil an Rettung und Wiederaufbau des Stadtgottesackers hatte allerdings die mittlerweile verstorbene hallesche Ehrenbürgerin Dr. Marianne Witte. Deren Stiftung hat bislang rund 8 Mio. Euro für die Sanierung der Anlage zur Verfügung gestellt.
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