Stadtrat stimmt für Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Diemitz – Kritik von Anwohnern über „monströsen Bau“
Die Freiwillige Feuerwehr in Halle-Diemitz bekommt einen Neubau. Das hat der Stadtrat am Mittwoch mit 45 Ja und 8 Enthaltungen entschieden. Die Räte folgten der Vorzugsvariante der Stadtverwaltung, die einen Abriss des alten Feuerhauses und einen anschließenden Neubau vorsieht. 5,6 Millionen Euro sollen investiert werden.
Doch vor dem Beschluss wurde noch diskutiert. Er frage sich, warum in den vergangenen zweieinhalb Jahren der Gestaltungsbeirat nicht eingebunden wurde, sagte Dirk Gernhardt (Linke). Wie Dezernentin Judith Marquardt sagte, solle das in Zukunft geschehen. Man habe sich die Entscheidung zum Abriss nicht leicht gemacht. Aber eine Prüfung habe ergeben, dass ein Neubau besser ist. Man versuche bezüglich Fläche und höhe zu optimieren, so Marquardt. Udo Nistripke (AfD) plädierte für Variante drei – diese ist ähnlich wie die Vorzugsvariante der Stadt, allerdings ist sie 50.000 Euro günstiger. Die Stadt präferiert die andere Varianter, weil hier mehr Bäume erhalten werden. Schade sei, dass der Platz verloren geht, so Nistripke. Silke Burkert (SPD) warb für einen schnellen Neubau. Der Altbau biete mangelnde Umkleidemöglichkeiten, es gebe Risse in den Wänden. Tom Wolter (MitBürger) bemängelte eine falsche Sitzungsordnung der Stadt – erst Planungsausschuss, dann erst der Gestaltungsbeirat. Erst die Sitzung des Gestaltungsbeirats mit seinen Bedenken hätte seine Fraktion wachgerüttelt. Zudem bemängelt er, dass ein so großes Vorhaben mit den direkten Nachbarn nicht kommuniziert worden sei. Wie Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit sagte, habe man einen Fördermittelantrag über 750.000 Euro gestellt. Sollte heute im Stadtrat kein Beschluss gefasst werden, seien diese Mittel weg. Teschner äußerte sich zu Ideen, doch einfach ein anderes Ausweichgrundstück zu nehmen – ein solches gebe es aber in der Nähe nicht. Die Freiwilligen Feuerwehren seien zudem gesellschaftlich in den Randbereichen eingebunden. Das drohe bei einer Verlegung verloren zu gehen. „Wir werden diese Schule nicht erhalten können“, sagte Teschner, auch gebe es ein Kostenrisiko. Es sei dringend notwendig, dass sich die Bedingungen verbessern, meinte Bodo Meerheim (Linke). Man teile zwar auch aufgeworfene Bedenken, wolle aber das Projekt nicht aufhalten.
Auf Antrag von Eric Eigendorf (SPD) kommt Wehrleiter Marcus Bohne zu Wort. Er selbst kenne die Wahr seit 2002. Und alle Kameraden seien sich einige, dass sie den Neubau wollen. Die Umkleidespinde seien zu wenig, zwei Fahrzeuge müssten im Freien stehen, sagte er. Man wolle eine Veränderung am Standort, „am besten gestern.“ Auch meinte er, dass man den Platz vor dem Gebäude eigentlich einzäunen müsste. Oft spielen dort Kinder, und das sei eine Gefahr, wenn die Einsatzfahrzeuge ausrücken. Ärgerlich sei es, dass keine Kommunikation stattgefunden hat, sagte Detlef Wend (MitBürger), was zu Unzufriedenheit geführt hat. „Die Botschaft muss klar sein: das Gebäude muss funktionieren.“
Die MitBürger wollten zu Beginn der Sitzung den Baubeschluss für die Freiwillige Feuerwehr Diemitz in die Ausschüsse zurückverweisen. Grund ist aufgekommene Kritik am Abriss des alten Gebäudes im Gestaltungsbeirat. Laut Tom Wolter bestehe kein Zeitdruck, weil ja ohnehin erst ab 2027 gebaut werden soll. Die Kameraden der Feuerwehr seien mit dem Entwurf zufrieden, meinte Christoph Bernstiel (CDU). „Es wird nicht besser, es wird schlechter.“ Auch Eric Eigendorf ist gegen die Vertagung. Es handele sich um einen Funktionsbau, der für die Kameraden vor Ort von entscheidender Bedeutung sei. „Wir halten eine Verzögerung durch Vertagung nicht für sinnvoll.“ Es sei eine abgewogene Vorlage, sagte Bürgermeister Egbert Geier, sie sei mit den Kameraden erarbeitet worden und berücksichtige die Notwendigkeiten für die Feuerwehr. Eine Vertagung würde einen Zeitverzug von 2 Monaten bringen. „Bei uns ist noch nicht alles geklärt“, kündigte Carsten Heym (AfD) an, seine Fraktion enthielt sich zumeist. Abstimmung Vertagung: 9 Ja, 29 Nein, 10 Enthaltungen
Auch in der Bürgerfragestunde gibt es um den Bau. Eine Anwohnerin wohnt gegenüber der Feuerwehrr und meinte, sie schlafe schlechter, seit dem sie erfahren hat, dass ihr ein riesiger Betonklotz vor das Haus gestellt wird. Die Planzeichnung sei eine „manipulierte optische Täuschung“ und „verniedlicht den monströsen Bau.“ Der Neubau sei teilweise 7 Meter höher als die Bauten in der Umgebung. Sie sei nicht gegen die Feuerwehr, aber gegen die Art des Baus als „Stil des Brutalismus“, das drei Mal mehr Volumen hat gegenüber dem jetzigen Gebäude. Zudem seien die Anwohner nicht einbezogen worden. „Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, meinte Dezernentin Judith Marquardt. Allerdings sei für die Verwaltung wichtig, dass das Gebäude funktional sei. Die Varianten seien in enger Abstimmung mit der Feuerwehr entworfen wurden. Nur die Neubauvarianten würden gewährleisten. dass man alle Funktionen unterbringen kann.
Ruth Heftrig, vom Arbeitskreis Innenstadt (AKI), spricht ebenfalls zur Feuerwehr Diemitz. Wichtig sei es, die historische Platzsituation zu erhalten. Der Platz habe eine städtebauliche Relevanz. Zudem beklagte sie, dass das Gebäude – die ehemalige Diemitzer Schule – nicht unter Denkmalschutz stehe.“Warum gibt die Stadt Halle leichtfertig historische Gebäude und graue Energie preis?“ Marquardt: „Für uns hat es Vorrang, dass das Gebäude funktional ist.“ Es sei nötig, in die Infrastruktur der Feuerwehr zu investieren, sagte Tobias Teschner, Fachbereichsleiter Sicherheit. Das Gebäude in Diemitz sei marode, zudem entspreche es nicht den DIN-Normen.
Da sieht man mal wieder wie viele Möchtegern-Experten im Stadtrat sitzen. Allein schon die Vorstellung, ein solches altes 0815-Gebäude für eine moderne Feuerwehr sanieren und nutzen zu wollen ist schon ziemlich realistätsfern.