Wolfsmanagement im Wandel: EU-Parlament senkt Schutzstatus – Sachsen-Anhalt nimmt Wolf ins Jagdrecht auf

Das Europäische Parlament hat am Donnerstag im Eilverfahren beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zu senken. Parallel dazu hat die Regierungskoalition in Sachsen-Anhalt, bestehend aus CDU, SPD und FDP, am Mittwochabend beschlossen, den Wolf ins Jagdrecht des Landes aufzunehmen. Damit kommt es zu einem bedeutenden Kurswechsel im Umgang mit dem wachsenden Wolfsbestand – sowohl auf europäischer als auch auf landespolitischer Ebene.
EU-Parlament stimmt für Schutzstatus-Absenkung
Die Mitglieder des Europäischen Parlaments in Straßburg stimmten der Absenkung des Schutzstatus zu, nachdem die EU-Kommission diesen Schritt bereits im Dezember 2023 vorgeschlagen hatte. Hintergrund ist die inzwischen vielerorts als problematisch empfundene Ausbreitung des Wolfes in Europa. Der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Räuscher erklärte, die Entscheidung sei eine notwendige Reaktion auf die zunehmenden Konflikte, die durch die wachsende Wolfspopulation ausgelöst würden – nicht nur im ländlichen Raum, sondern auch in städtischen Gebieten.
Räuscher begrüßte die Entscheidung ausdrücklich. Der günstige Erhaltungszustand des Wolfes sei erreicht, was eine Neuausrichtung der Schutzmaßnahmen erforderlich mache. Die Rückkehr des Wolfes stelle, so Räuscher, mittlerweile „eine drastische Bedrohung für Nutztiere und die Bevölkerung“ dar. Die Entscheidung ermögliche es, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen.
Sachsen-Anhalt beschließt Aufnahme ins Jagdrecht
Nur einen Tag vor der Abstimmung in Straßburg hatte sich die sogenannte Deutschland-Koalition in Sachsen-Anhalt auf eine Aufnahme des Wolfes ins Landesjagdrecht verständigt. Damit wird ein lange diskutiertes Wolfsmanagement nun rechtlich möglich. Die CDU sieht darin einen entscheidenden Schritt zur Lösung der bestehenden Konflikte. Alexander Räuscher betonte, dass die CDU-Fraktion diese Maßnahme seit Jahren gefordert habe. Man wolle sich dabei an dem „in der Praxis bewährten Modell Schwedens“ orientieren, das eine Dichte von einem Wolf pro 1.000 Quadratkilometer vorsieht.
FDP: „Realistisches Wolfsmanagement“ wird möglich
Auch die FDP in Sachsen-Anhalt zeigt sich zufrieden mit dem Beschluss. Die umwelt- und agrarpolitische Sprecherin der Fraktion, Kathrin Tarricone, sagte, es sei „ein wichtiger Schritt für ein realistisches Wolfsmanagement“ erreicht worden. Die Zahl der Wölfe sei in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, ebenso wie die Konflikte mit Tierhaltern. Der bisherige Ansatz, nur einzelne sogenannte „Problemwölfe“ zu entnehmen, sei ihrer Ansicht nach nicht mehr praktikabel.
Tarricone hob hervor, dass mit dem neuen Weg nun ein effektives Bestandsmanagement möglich werde. Zudem folge die Regelung im Landesjagdrecht den Empfehlungen von Experten der Berner Konvention, wonach ein strenger Schutz des Wolfes nicht länger gerechtfertigt sei. Auch die EU-Kommission plane eine Anpassung noch vor der Sommerpause, ebenso wie der Bundesrat. Der Schritt in Sachsen-Anhalt sei daher Teil eines breiteren politischen Trends.
Auch SPD begrüßt Entscheidung
„Der Wolf hat sich in Europa wieder etabliert. Die Europäische Kommission geht von über 20.000 Wölfen in Europa aus“, erklärt Elrid Pasbrig, landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Aber diese positive Entwicklung führt auch zu zunehmenden Konflikten – besonders in der Weidetierhaltung. Der Beschluss des Europäischen Parlaments, den Schutzstatus für Wölfe von ’streng geschützt‘ auf ‚geschützt‘ zu ändern, ist ein wichtiger Schritt. Diese Entscheidung begrüße ich ausdrücklich.“
Ein politischer Durchbruch für die FDP
Für die FDP ist die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht ein lang ersehnter politischer Erfolg. Tarricone erinnerte daran, dass ihre Partei sich bereits seit Jahren für diesen Schritt eingesetzt habe. Mit dem Beschluss der Koalition werde nun endlich eine zentrale Forderung der Freien Demokraten in die Tat umgesetzt. Damit könnten auch künftig gezieltere Maßnahmen zum Schutz von Weidetieren getroffen und die Akzeptanz der Bevölkerung für das Raubtier gestärkt werden.
Hintergrund: Konflikte nehmen zu
Mit der zunehmenden Ausbreitung des Wolfs haben sich auch die Konflikte mit Nutztierhaltern verschärft. Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Weidetiere, was die Forderungen nach einer Anpassung des Schutzstatus lauter werden ließ. Die Entscheidung des Europaparlaments sowie der Schritt in Sachsen-Anhalt könnten nun den Weg für ein gezieltes Management des Wolfsbestandes frei machen – in der Hoffnung auf ein besseres Gleichgewicht zwischen Artenschutz und den Interessen der ländlichen Bevölkerung.
Wieder so eine tolle Entscheidung und nach dem Plasteflaschendeckel kann es bald auch mit der Zeitumstellung aufhören.
Leider keine tolle Entscheidung, eher ein schwarzer Tag für den Tier- und Umweltschutz, wurden doch im EU-Parlament außerdem gleich noch weitere Lockerungen bei den Auto-CO2 Emmissionen – und somit die neoliberale Blockadehaltung durchgesetzt. (was auch hier der deutschen Autoindustrie nicht zuträglich ist, im Gegenteil, werden doch die rückschrittlichen Technologien künstlich subventioniert) Der Wolfsschutz war jedenfalls eine der wenigen Erfolgsgeschichten für die EU.
Und die Woken Städter wissen natürlich ganz genau Bescheid. Ist das erbärmlich. Kein Ahnung, nicht betroffen aber extrem Meinungsstark.