Sachsen-Anhalts Hausärzteverband zur Reform des Medizinstudiums
Die Hausärzte und die Allgemeinmedizin als Grundversorger der immer älter werdenden Bevölkerung müssen im Studium mehr Akzeptanz und Stärkung erfahren.
Die Informationen zum Referentenentwurf der Novelle der Ärztlichen Approbationsordnung lassen nichts Gutes erahnen. Vom ehemals großen Wurf des Masterplans 2020 bleibt nicht viel über. Die ÄrzteZeitung bezeichnet den Entwurf als Schrumpfkur. Und genau das ist es auch. Die Blockpraktika sollen reduziert werden, auch das Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin. Die Vorlesungen sollen ebenfalls um 30 Prozent reduziert werden, dafür soll es „digitale Elemente des Selbststudiums“ geben. Ob das wirklich didaktisch der richtige Weg ist? Weiter geht es im Praktischen Jahr, bei dem das obligate ambulante Quartal nun auch an einer Universitätsambulanz abgeleistet werden kann, sofern nicht genügend Lehrpraxen zur Verfügung stehen. Dies wird nicht zur Praxisnähe des Studiums beitragen, sollten doch Hochschulambulanzen hochspezialisierte Orte für sehr spezielle Fragestellungen sein. Die Versorgungsrealität bilden sie nicht ab und das sollen sie auch gar nicht.
Vor dem PJ ist nun eine klinisch-praktische Parcoursprüfung vorgesehen. Bleibt die Hoffnung, dass die praktischen Inhalte nicht vorher digital vermittelt werden sollen. Das nun gekürzte Blockpraktikum Allgemeinmedizin bleibt an die Hausarztpraxen gebunden, wenigstens ein kleiner Lichtblick. Wie viele von den 5 Wochen dann auf die Allgemeinmedizin entfallen, wird nicht explizit erwähnt. Die Famulaturen werden von 4 Monaten auf 12 Wochen gekürzt. Die vorgesehene 4 wöchentliche Famulatur in der Hausarztpraxis entfällt ersatzlos. Die eigentlich im Masterplan 2020 verankerte Stärkung der Allgemeinmedizin im Medizinstudium fällt wesentlich schwächer aus, als wir es uns gewünscht hatten. Damit einhergehend reduziert sich auch die Wahrnehmung des Berufsbildes des Hausarztes im Studium.
Ob die Attraktivität des Faches an den Fakultäten so besser vermittelt werden wird, darf bezweifelt werden. Gerade jetzt nach der Pandemie, in der die ambulant tätigen Kollegen und da insbesondere die Hausärzte den Großteil der Versorgung (95 Prozent der Coronapatienten wurden ausschließlich ambulant versorgt; Quelle KBV) sicherstellten, hätte man von politischer Seite mehr Einsatz für die ambulante und da insbesondere die hausärztliche Versorgung erwartet. Wenn die Allgemeinmedizin durch die notwendige Reform des Studiums nicht mehr Aufmerksamkeit und Aufwertung erfährt, dürfen sich die Verantwortlichen in 15 Jahren nicht wundern, wenn die Basisversorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist.
Die BRD hat ja das Beste Gesundheitssystem auf dem Planeten…