Alles Genscher? oder der schwierige Weg zur angemessenen Ehrung
Seit Wochen wird von bestimmten Medien Druck gemacht, dem in diesem Jahr verstorbenen Hans-Dietrich Genscher würdig zu gedenken, möglicherweise mit der Benennung einer Straße oder eines Platzes. Die Mitteldeutsche Zeitung tut sich hier besonders hervor. Sie startete eine Befragung unter Lesern, wobei die Umbenennung des Bahnhofsvorplatzes das Rennen machte. Sogleich brachte Oberbürgermeister Bernd Wiegand einen Dringlichkeitsantrag zur Umbenennung in den Stadtrat ein. Doch die erforderliche Mehrheit dafür kam nicht zu stande, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Die Hallenser seien „stocksauer“ darüber, wusste die MZ am Dienstag zu berichten.
Die MZ trommelt bereits seit Wochen bezüglich einer Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Genscher. Älteren Hallensern kommt da ein Vorfall nach der Wende ins Gedächtnis, über das „Der Spiegel“ 1991 berichtet. Dort heißt es zum Verkauf der einstigen SED-Zeitung „Freiheit“ an den Unternehmer Du Mont, Genscher habe so Einfluss genutzt, „einen DDR-Pressebetrieb in seiner Heimatstadt Halle einem ihm politisch genehmen West-Verleger zuschieben.“
Grünen-Stadtrat Christian Feigl kritisiert die „stark polarisierende Berichterstattung“. Aus diesem Grund hat er folgende Zeilen verfasst:
Die angemessene Ehrung von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte ist eine schwierige Aufgabe – gilt es doch das herausragende Wirken der Person zu bewerten, aber auch das weniger positive Handeln dagegen abzuwägen, um ein möglichst objektives Bild des zu Ehrenden darstellen zu können. In der Regel geschieht ein solcher Abwägungsprozess in einer Kommission, die sich dazu die nötige Zeit nimmt. Zuletzt hat sich der Hallesche Stadtrat mit dem Fall von Fritz Hartnagel und Alfred Bauer – zwei Offizieren der Wehrmacht, die in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkriegs die Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule kampflos übergaben – beschäftigt. Am Ende stand der Beschluss, an die Geschehnisse mit einer Tafel im heutigen Institutsgebäude der Universität zu erinnern. Wesentlich schwieriger war das jahrelange Ringen um die Umbenennung der Emil-Abderhalden-Straße. Hier gab eine wissenschaftliche Studie der Humboldt-Universität Berlin den entscheidenden Ausschlag, diese fallen zu lassen. Auch wenn solche Prozesse ihre Zeit brauchen, so ist doch der Erkenntnisgewinn wichtig für die Meinungsbildung derer, die am Ende per Abstimmung in den Parlamenten darüber zu befinden haben.
Im Falle von Hans-Dietrich Genscher scheint die Lage eindeutiger. Der große deutsche Politiker wird seit der Wende 1989/90 immer wieder mit Ehrungen in seiner Heimatstadt bedacht. Im öffentlichen Bewusstsein ist er gegenwärtig und es wird mit (mehr oder weniger originellen) Aktionen an ihn erinnert. Schaut man sich die regionale Liste der Ehrbekundungen an, kann es nur verwundern, wie eine mediale Öffentlichkeit unter Meinungsführerschaft der Mitteldeutschen Zeitung zu der Wahrnehmung kommt, Halle müsse nun endlich dem „wohl bedeutendsten Sohn seiner Zeit der Stadt Halle“ ein Gedenken zuteil werden lassen:
1991 – Ehrenbürger der Stadt Halle
1991 – Ehrenschwager der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle
1992 – Ehrensenator der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
1993 – Ehrensenator der Leopoldina
2010 – Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt
2012 – Eröffnung der „Begegnungsstätte deutsche Einheit“ im Genscher- Geburtshaus
2016 – „Hallescher Geschichtstaler“ des Numismatischen Vereins Halle
Seit mehreren Wochen sind zahlreiche Vorschläge für eine weitere Ehrung in der Diskussion. Diese sind unter anderem die Umbenennung einer Straße, eines Platzes, einer Schule oder des Flughafens Leipzig-Halle bis hin zu dem Ansinnen, ein Denkmal zu errichten. Die Suche nach einem Vorschlag entwickelte eine Eigendynamik, die den Eindruck erweckt, es könne gar nicht genug Ehrungen geben.
Doch bei einer erneuten Würdigung Genschers kann es meines Erachtens nur um die Frage gehen, welche und nicht wie viele. In der Abwägung ist die Verhältnismäßigkeit zu wahren – bei Mehrfachehrungen ist die Grenze zwischen angemessener Würdigung und Personenkult schnell überschritten.
Dazu sollte eine offene und ehrliche Diskussion geführt werden: Was bedeutet uns Genscher heute? Welche seiner Verdienste für unsere Stadt veranlassen uns zu der Ehrerbietung? Dies sind Fragen, die in der bisherigen, aufgeheizten Diskussion kaum eine Rolle gespielt haben. Doch diese Selbstvergewisserung braucht es, um ehrlichen Herzens eine richtige Form zu finden.
Und letztlich ist es der Stadtrat, der eine Entscheidung fällen muss. Manchmal braucht dies etwas Zeit. Das ist nicht weiter schlimm. Eine wohlüberlegte Entscheidung ist allemal besser als ein verfehlter Schnellschuss, denn der kann schnell zur Peinlichkeit werden – und nicht der Entscheidungsprozess.
Hat er doch gut beschrieben, der Herr Feigl…
Ich erinnere an die Penetranz, mit der die MZ der Stadt dieses unsägliche Genscher-Gemälde aufdrängen wollte.
Ich stimme Herrn Feigl zu. Und es ist erbärmlich vom Ober-Bernd, dass er sich zu so einem populistischen Schritt hinreißen lässt. Das passt aber auch ins Bild mit der Diskussion um die Buslinie 43, dem Deichbau, den Schul-Tablets usw. – schnell mal alle vor vollendete Tatsachen stellen und wegen ein paar Wählerstimmen den großen Macher raushängen lassen. 🙄
Also, alles was er macht, macht er nur um Wählerstimmen zu erjagen oder wie ist das zu verstehen? Wie erbärmlich ist das denn?
Binärcode, lass dich nicht trollen.
Es gab mal eine Zeit, da hat man zumindest darauf geachtet, eine historisch angemessene Zeit nach dem Tode verstreichen zu lassen, um erst danach die Umbenennung von Straßen oder Plätze zu diskutieren.
Ich weiß nicht, was die MZ reitet, aber sie kann doch zwischenzeitlich ihr Druckhaus umbennen, die Zeitung auf gelben Papier drucken usw.
Hat er gut geschrieben, der Herr Feigl. Dem kann ich nur zustimmen. Ich finde es mehr als peinlich, mit welcher Penetranz die MZ das Thema vor sich hertreibt und damit Politik macht.
GENSCHER und nocht einige andere Gedanken …
Sehr erfreulich, dass Christian Feigel zum Thema Genscher-Ehrung hier differenziert Stellung nimmt. Der MZ ist nämlich entgangen, dass sie mit ihrer „jetztehrtdochendlichmaldengenscherpenetranz“ deutlich peinlicher unterwegs ist als der Stadtrat, dem sie dieses ja im 48h Takt vorwirft.
Die ganze Debatte um das „Wie“ der Ehrung (denn geehrte werden soll er doch!)zeigt beispielhaft, wie egal einigen Akteuren in Halle die Regeln demokratischer Debatten und Gremien sind.
Typisch, die Macher Attitüde des OB. Obwohl es eine Arbeitsgruppe gibt, die einen Vorschlag, also eine Einigung erzielen soll, prescht er mit einem eigenen Antrag vor. Getreu dem Motto: Dieser dämliche Stadtrat bekommts mal wieder nicht gebacken, seht her Leute ich kann´s besser. Das ganze flankiert von einer ebenso parteilichen wie alles anderen als unabhängigen Berichterstattung der MZ mit deutlich abfälligen Kommentaren über den Stadtrat und einige seiner Mitglieder.
Gut Ding will Weile haben und insbesondere die demokratische Debatte braucht Zeit und fordert Geduld aller Beteiligten. Und – auch wenn es jetzt etwas pathetisch wird – genau das ist der Kern unserer demokratischen Gesellschaft.
Diesen manchmal mühsamen Vorgang als „überflüssiges Geschwafel“ abzutun passt genau in die Demokratieermüdung und Verachtung mancher Zeitgenossen. Dies sollte man nicht verstärken!
Auch daher übrigens – falls es jemanden interessiert – gibt es hin und wieder allergische Reaktionen des Stadtrates auf die berühmten Alleingänge unseres Herrn Oberbürgermeisters. Wir sind nicht eingeschnappt, weil der OB uns seine Geistesblitze nicht als erste mitteilt. Nein, wir Stadträte halten uns auch nicht für wichtiger oder klüger als andere. Nur halten wir es für sinnvoll, sich an demokratische Spielregeln zu halten. Punkt!
Zurück zu Genscher: Eine beachtlich politische Karriere und eine Treue zur Heimatstadt die anrührt. Aber auch eine Mitverantwortung für die sogenannte „Geistig -Moralische Wende“ mit Helmut Kohl in den 80-iger Jahren in Westdeutschland. Die Großes ankündigte, dann Vieles nicht anpackte, uns geistige Errungenschaften wie RTL & Co bescherte, um dann im dumpfen Mief der Flick – Affäre zu versinken.
Allen ein Frohes Fest!
Detlef Wend, SPD, Stadtrat
Es bestätigt sich immer wieder. Ein Teil der Bürgerschaft sehnt sich nach der starken Hand, dem Star an der Spitze. Wenn schon keinen Kaiser mehr, dann zumindest ein Deichgraf. Gesetze und Verordnungen, Analysen und Planungen stören dabei nur. Es lebe das Zeitalter der Macher, die allerdings alle nicht mit ihrem Geld für die Ergebnisse haften.
Ja, es lebe das Zeitalter der Macher. Das Zeitalter der Flughafenerbauer ist hoffentlich bald vorbei.
(Flughafenerbauer= Synonym für Leute, die nichts auf die Reihe bekommen.)
Je mehr Grüppchen, die ihr Süppchen kochen, im Stadtrat auftauchen, um so entscheidungsunfähiger wird er.
Die Flughafenbauer waren typische Macher: Platzek und Wowereit!
Nein, der erste Flughafenerbauer war der, der anscheinend nicht richtig ausgelastet war, und nebenbei seine Doktorarbeit schrieb. Der zweite Flughafenerbauer war der, der schon die Bahn und Air-Berlin in den Sand gesetzt hatte.
Sorry, ohne Hintergrundwissen über die Vergaben sollten Sie sich etwas zurück halten. Platzek und Wowereit wollten mit dem Bau des BER Wirtschaftsförderung betreiben und sind voll auf die Nase gefallen.
Sauber, Herr Wend, wie der Herr Feigl. Ich habe noch Hoffnung für Halle.
„Gut Ding will Weile haben und insbesondere die demokratische Debatte braucht Zeit und fordert Geduld aller Beteiligten. Und – auch wenn es jetzt etwas pathetisch wird – genau das ist der Kern unserer demokratischen Gesellschaft.“
Das ist die selbstgefällige Nabelschau ohne Selbstreflexion.
Da hat er aber die Beteiligung Genschers an der Zerschlagung von Jugoslawien vergessen, der Detlef Wend.
Zur Erweiterung des Meinungsspektrums hier noch ein weiterer Kommentar eines bockigen und arroganten Ratsmitglieds, das sich nicht dem Willen DES VOLKES, welcher sich bekanntermassen im Wirken des Hauptverwaltungsbeamten manifestiert, zu beugen gedenkt: https://www.facebook.com/ThomasSchied/photos/a.1462863917282737.1073741829.1454812208087908/1871963479706110/?type=3&theater
Nicht das Volk.
Der Wähler.
Der potentiellen Wähler.
Gefällt mir, was di geschrieben hast.
Schlapphut, geh zurück in dein Löschforum!
Spiegelei, hältst du keinen Mittagsschlaf? Ja, Löschforum ist der richtige Ausdruck für dein Zuhause . Und dazu noch Riosal mit seinen Drohgebärden.
Hier ist etwas unklar in der Zuordnung. Mir gefällt, was Thomas auf Facebook geschrieben hat.
Der für seine offen rassistischen und fremdenfeindlichen Äußerungen bekannte ehemalige Stadtrat von Grünen und CDU – Wolfgang Kupke – alias wolli im hallespektrum.de, äußert sich in sehr abfälliger Art und Weise zu Genscher und verteidigt das dreiste und in der Bevölkerung Hass schürendes Fehlverhalten der Stadträte und zur angeblichen Kampagne Pro-Genscher-Zustimmung durch die Mitteldeutschen Zeitung und Bild-Zeitung. Wiegand, die MZ und die Bild-Zeitung sowie die Mehrheit der Räte – die Öffentlichkeit sowieso – sollten bei ihrer Linie bleiben und die Gegner der Genscher-Ehrung überstimmen.
Gegen seinen Helfershelfer hei-wu – alias Heiko Wunderlich – läuft mittlerweile ein Strafermittlungsverfahren und ein Verfahren aus dem Entlassen aus dem Beamtendienst des Landes Sachsen-Anhalt. Das Herstellen von Transparenz – wie im Hallespektrum.de selbst als Maßstab genannt, ist eine dreiste Lüge: hei-wu und wolli löschen systematisch alle kritischen Beiträge zu ihren Personen. Das zeigt ihren wahren Charakter!
Gib nicht auf. Die dürfen nicht gewinnen!
Du scheinst ja über umfassende Insiderinformationen über den öffentlichen Dienst zu verfügen. Erst die HAVAG-CDU-Verschwörung und nun das mit diesem „Heiko“ Wunderlich. Hast du irgendwelche Quellen, wo ich das mit dem Strafermittlungsverfahren nachlesen kann? Oder wo kriegst du diese ganzen Informationen her? Arbeitest du in einer Dienstaufsichtsbehörde?
„Bild dir deine Meinung“ = Bild-Zeitung.
Da muss ich Wolli in Schutz nehmen. Er ist zwar stockkonservativ, aber nicht rassistisch und fremdenfeindlich. Er ist von der ganzen Truppe da drüben wohl der einzige Demokrat und agiert offen und nicht hinterhältig verschlagen.
Nanu Spiegelei, der erste Schritt zu mehr Selbstreflexion?
@E.T., da hast du wohl vergessen oder übersehen, daß das hf eine private Plattform ist und daher vom Administrator bzw. Moderatoren im Rahmen des Hausrechts bearbeitet werden können. Wenn du solche kruden Allgemeinplätze bei mir verbreiten würdest, landetest du aber per Sofort auf dem untersten Treppenabsatz, und zwar nach Hausrecht