Drastischer Anstieg von Einbrüchen in Nietleben: Polizisten als Märchenerzähler beschimpft
Von einer gefühlten Unsicherheit ist immer wieder die Rede. Die Einwohner von Nietleben habe es nun auch in Zahlen auf dem Tisch. So berichtete die Polizei bei einer Bürgerversammlung von einem „eklatanten Anstieg“ bei den verschiedenen Diebstahlsarten, wozu auch Einbrüche zählen. Gab es bei diesem Deliktsfeld in Nietleben im Jahr 2016 insgesamt 37 Anzeigen, waren es im vergangenen Jahr mehr als 150. Insgesamt gab es für den Stadtteil Nietleben 207 Straftaten, wozu auch Körperverletzungen und Drogenvergehen zählen.
Auf ganz Halle gerechnet machen die Straftatenzahlen in Nietleben zwar nur einen Anteil von 0,7 Prozent aus. Doch mit solchen Worten wollten sich die Einwohner nicht abspeisen lassen. Ein Vertreter der Polizei erklärte, man wolle die Arbeit gründlich machen und schnell vor Ort sei, was angesichts der Größe der Stadt nicht immer gelinge. Angesichts des in den Sommermonaten festgestellten enormen Anstiegs an Einbrüchen habe man in Nietleben die Polizeipräsenz verstärkt. Im vergangenen Quartal habe man insgesamt 1.000 Stunden Streifentätigkeit absolviert. Die Anwohner müssten aber verstehen, dass die Polizei nicht immer überall sein könne.
Eine Anwohnerin fragte, wie man gegen die „Klaubanden aus Osteuropa“ vorgehe. „Wir haben noch nie so unsicher gelebt.“ Die ganze Politik stinke zum Himmel. Die Polizei sei dafür der falsche Adressat, wurde entgegnet, man solle sich an die Politiker wenden. Und auch die waren anwesend, so der AfD-Landtagsabgeordnete Alexander Raue. Unter Beifall aus dem Saal machte er den Polizeipräsidenten verantwortlich. Dieser übe ja quasi ein politisches Amt aus und sei rechenschaftspflichtig, er müsse Innenminister Holger Stahlknecht in die Pflicht nehmen. „Wir können vom Bürger nicht verlangen aufzurüsten.“
Doch genau davor stehen einige Anwohner, wie weitere Fragen deutlich machten. Ein Mann fragte, ob die Anwohner mit Drohnen ausgespäht würden, er sei letztens von einer Drohne beobachtet und wollte wissen, ob Drohnenflüge über Wohngebieten überhaupt legal seien. Dazu konnte ihm mit Bezug auf die Größe noch keine genaue Antwort gegeben werden. Doch ein klares „Nein“ gab es zu seiner Frage, ob er denn die Drohne mit einem Luftgewehr abschießen darf. Und Lippenbekenntnisse zu mehr Sicherheit wollen die Anwohner auch nicht hören. Eine Frau machte dies mit den Worten „Sie sind ein Märchenerzähler“ in Richtung des Polizeivertreters deutlich.
Dennis Hiller vom Polizeirevier gab den Anwohnern noch Tipps, wie sie sich vor Einbrüchen schützen. Unangefochtener Spitzenreiter, wie die Einbrecher ins Haus kommen, sei die Terrassentür, gefolgt von Fenstern auf der verdeckten Hausseite. Hausbesitzer sollten Fenster schließen, wenn sie die Wohnung verlassen. Schlüssel sollte man nicht stecken lassen. Tatbegünstigend sei auch der kurze Plausch mit den Nachbarn, ohne die eigene Wohnungstür abzuschließen. Aufgeräumt wurde bei der Veranstaltung auch mit der Vermutung, die meisten Einbrüche würden nachts stattfinden. Am häufigsten wird laut Polizei tagsüber eingebrochen. Die Gefahr, Opfer von Einbrechern zu werden, sei auch groß, wenn die Abwesenheit sichtbar ist, die Bürger ständig die gleichen Gewohnheiten zu den gleichen Uhrzeiten haben und eine schlechte oder falsche Sicherungstechnik einsetzen. Appelliert wurde an eine bessere Nachbarschaftshilfe. Wer in den Urlaub fahre, solle dafür sorgen, dass Post und Zeitungen regelmäßig entnommen werden, das Haus einen bewohnten Eindruck macht und auch die Beleuchtung regelmäßig angeschaltet wird, zum Beispiel durch eine Zeitschaltuhr. Und auch vor sozialen Netzwerken wurde gewarnt. Hier solle man über Urlaube und Krankenhausaufenthalte nicht informieren.
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