Emotionen und Inspiration: In Halle endet der 56. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“
Für beinahe 2.900 junge Leute war Halle (Saale) für acht Tage die Bundeshauptstadt für Musik. Die Händelstadt präsentierte sich bei bestem Frühsommerwetter von ihrer schönsten Seite und lockte die besten Nachwuchsmusikerinnen und –musiker aus allen Teilen Deutschlands und aus 35 Deutschen Schulen im Ausland zum 56. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. 1.700 Einzelwettbewerbe standen vom 6. bis 12. Juni im Wettbewerbskalender. Am Abend des 12. Juni 2019 standen die Ergebnisse dann schließlich fest: die 27 Jurygremien sprachen 627 Musiker*innen einen 1. Bundespreis zu, 777 von ihnen erhielten einen 2. Bundespreis und 892 wurden mit einem dritten Bundespreis ausgezeichnet.
Die Stadt Halle leistete ihren Beitrag zum Gelingen des Bundeswettbewerbs schon alleine durch die ideale Größe der Innenstadt: Auf den schönen Plätzen und in den Straßen begegneten sich die „Jugend musiziert“-Schlachtenbummler, erkennbar an den roten Umhängetaschen, die der Hauptsponsor von „Jugend musiziert“, die Sparkassen-Finanzgruppe, ihnen geschenkt hatte.
„Jugend musiziert“, ein Projekt des Deutschen Musikrates, orientiert sich mit seinem Angebot, den verschiedenen Instrumental- und Vokal-Kategorien an der 2001 verabschiedeten UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt. Folglich glänzte auch „Jugend musiziert“ durch Fülle und Buntheit. Das war zu spüren in der noch jungen Kategorie Gesang (Pop), die mit Authentizität, Eigenkompositionen und Improvisationselementen für aufregende Moment sorgte. Fähigkeiten, die in früheren Epochen auch für die klassischen Kategorien galten, heutzutage aber im Konzertbetrieb keine große Rolle mehr spielen. Nicht jedoch bei „Jugend musiziert“: Denn Improvisationstalente waren auch in der Ensemble-Kategorie „Alte Musik“ zu bewundern.
Auch das Fremde, Unbekannte und Überraschende hat von jeher einen Platz bei „Jugend musiziert“: So zum Beispiel in diesem Bundeswettbewerb in den Kategorien „Bağlama-Ensemble“ und „Hackbrett-Ensemble“, beides Instrumente, die aus der Volksmusik kommen und sich durch „Jugend musiziert“ und aufgrund der anspruchsvollen Anforderungen für diese Kategorie zu staunenswerter Virtuosität entwickeln.
Die Vielfalt der Kulturen verkörpern erst recht die 165 Schüler*innen der Deutschen Schulen im Ausland, die sich für den diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ qualifiziert hatten. Ob aus Portugal oder Ägypten, aus Finnland oder Israel, aus Dublin oder Rom, unter dem Dach von „Jugend musiziert“ trafen sie sich mit Gleichgesinnten zum musikalischen Austausch und sorgen so dafür, dass der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ mit der Gesellschaft, in der er stattfindet, ständig Schritt hält und in ihr Impulse setzt.
In drei Preisträgerkonzerten zeigten die jungen Musiker*innen ihr Können, im vollbesetzten Großen Saal der Händelhalle. „Jugend musiziert“ bedankt sich an dieser Stelle beim diesjährigen Medienpartner Mitteldeutscher Rundfunk, der in seinen Hörfunk-, Fernsehprogrammen und seinen social media-Kanälen für eine bundesweite Streuung der „Jugend musiziert“´-Aktivitäten sorgte: Das 1. Preisträgerkonzert wurde live gesendet, die beiden anderen Konzerte wurden aufgezeichnet und werden am 21. Juni in einer zweistündigen Sendung ab 20:05 in MDR Kultur ausgestrahlt.
Welche Wertschätzung der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ auch in der Bundes- und Landespolitik von Sachsen-Anhalt erfuhr, zeigte beispielsweise die Anwesenheit von Bundesjugendministerin Dr. Franziska Giffey beim 2. Preisträgerkonzert am 11. Juni, das sie in voller Länge besuchte, mit den Interpret*innen des Abends diskutierte und in ihrer Rede die fortgesetzte Förderung von „Jugend musiziert“ durch ihr Haus zusicherte.
Im Begrüßungskonzert am 8. Juni mit der Staatskapelle Halle, in dem die Gastgeberstadt die „Jugend musiziert“-Gäste willkommen hieß, konnte „Jugend musiziert“ den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, begrüßen und im Abschlusskonzert am 12. Juni gab Marco Tullner, Bildungsminister des Landes Sachsen-Anhalt, „Jugend musiziert“ die Ehre.
Neben der Auszeichnung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, erlaubten die rund 40 Stiftungen und Institutionen, im Fahrwasser von „Jugend musiziert“, mit ihren vielfältigen Stiftungszwecken und Förderprofilen eine punktgenaue und individuelle Förderung herausragender Musikerinnen und Musiker. Sie erhöhen die Attraktivität der Teilnahme am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ zusätzlich. Sonderpreise im Gesamtwert von 150.000 Euro standen dieses Jahr bereit, beispielsweise der mit 5.000 Euro dotierte Sonderpreis für Familienensembles der Sparkassen-Finanzgruppe, die attraktiven Jahresstipendien der Jürgen-Ponto-Stiftung oder der Eduard-Söring-Preis in Höhe von 6.000 Euro, den die Deutsche Stiftung Musikleben auslobt. Ein besonderer Dank geht an die IHK Halle-Dessau und ihren Geschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier: Die IHK wurde zum Herz der Wettbewerbsorganisation und beherbergte die Teilnehmeranmeldung. Die IHK lobte überdies einen Sonderpreis im Fach Schlagzeug aus; Schauplatz der Übergabe dieses Preises, wie auch die der weiteren Sonderpreise, gestiftet von Privatpersonen, Verbänden, Organisationen und Institutionen, ist der der Festakt am 13. Juni, in der Händelhalle.
„Jugend musiziert“ zieht weiter, im Jahr 2020 wird Freiburg die Gastgeberstadt sein. So wie die Wettbewerbsorte wechseln, so verändert auch „Jugend musiziert“ immer wieder behutsam seine Rahmenbedingungen und passt seine musikalisch-künstlerischen Anforderungen den gesellschaftlichen Strömungen an. Zahllose Anregungen kommen von den jungen Musiker*innen selbst: So wird das Zusammenspiel im Ensemble weiterhin eine wichtige Rolle spielen und sich auch auf den Pop-Bereich erstrecken, bisher erlaubt „Jugend musiziert“ dort nur eine Teilnahme als Solist*in. Die türkische Langhalslaute Baglama soll nicht das einzige Instrument bleiben, das die kulturelle Vielfalt repräsentiert.
„Jugend musiziert“ dankt allen, die mit Ideen, mit Sachverstand, finanziellen oder organisatorischen Leistungen dazu betragen, dass die Erfolgsgeschichte dieses Leuchtturmprojekts fortgeschrieben werden kann.
Über „Jugend musiziert“
Der Musikwettbewerb “Jugend musiziert“, ein Projekt unter dem Dach des Deutschen Musikrates, ist ein weltweit beachtetes Leuchtturm-Projekt zur Förderung junger Musikerinnen und Musiker. Seit 1964 steht neben dem Fördergedanken junger Musiker die künstlerische Standortbestimmung im Vordergrund: „Jugend musiziert“ soll motivieren, Herausforderung und Orientierung sein und Erfolgserlebnisse vermitteln. Auch die Erfahrung beim gemeinsamen Musizieren, die Präsentation eines Musikwerkes auf einer Konzertbühne vor einer Jury und vor Publikum zählen dazu. So vermittelt „Jugend musiziert“ Anregungen für den eigenen musikalischen Lebensweg. In den 56 Jahren seines Bestehens haben mehr als eine dreiviertel Million Kinder und Jugendliche an „Jugend musiziert“ teilgenommen. Unzählige Male debütierten hier junge Musik-Talente, die heute zum Teil international bekannte Stars sind.
Wer teilnehmen möchte, muss Sänger oder Instrumentalist im Schüleralter sein und darf noch nicht in einer musikalischen Berufsausbildung stehen. Die Altersgrenze ist 21 Jahre, in den Gesangs-Kategorien 27 Jahre. Die Instrumental- und Vokalkategorien wechseln in einem regelmäßigen Turnus.
Der Deutsche Musikrat, die Landesmusikräte, öffentliche Musikschulen, Vereine und Privatpersonen sichern die organisatorische Durchführung; Bund, Länder und Gemeinden und zahlreiche weitere private sowie öffentliche Geldgeber stellen die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung. Die Sparkassen, als größter Einzelförderer aus der Wirtschaft, engagieren sich ebenfalls seit vielen Jahren bei „Jugend musiziert“. Sie unterstützen den Nachwuchswettbewerb auf allen Wettbewerbsebenen.
Der Deutsche Musikrat (DMR) ist der Dachverband des Musiklebens in Deutschland und Träger zahlreicher Förderprojekte. Die Organisation fügt sich zusammen aus dem Deutscher Musikrat e.V. sowie der Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH und vertritt die Interessen von rund 14 Millionen Musizierenden. Das Generalsekretariat des Vereins in Berlin steht für das musikpolitische Wirken des Verbands mit seinen rund 100 Mitgliedorganisationen und 16 Landesmusikräten. Die Projektgesellschaft in Bonn organisiert die zwölf langfristig angelegten Projekte: Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler, Bundesjazzorchester, Bundesjugendorchester, Deutscher Chorwettbewerb, Deutscher Musikwettbewerb, Deutscher Orchesterwettbewerb, Deutsches Musikinformationszentrum (MIZ), Dirigentenforum, Förderprojekte Zeitgenössische Musik, Jugend jazzt, Jugend musiziert und PopCamp. Der DMR wurde 1953 gegründet, hat sich als Mitglied der UNESCO in seinem Handeln der Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen verpflichtet und steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Foto: Markus Kaesler
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