Geier und Geyer: Bürgermeister übernimmt Patenschaft für Aktion “Bildung im Vorübergehen” der Bürgerstiftung für den Gerhard-Geyer-Weg

In Halle-Neustadt gibt es den “Gerhard-Geyer-Weg” – doch die wenigsten werden mit diesem Namen etwas anzufangen wissen. Das soll sich ändern. Am Freitag wurden im Rahmen des Projekts “Bildung im Vorübergehen” der Bürgerstiftung Zusatzschilder angebracht. die an den Namensgeber erinnern sollen.
Der Bildhauer und Grafiker Gerhard Geyer studierte von 1930 bis 1933 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. Auch in Halle (Saale) stehen viele Werke von ihm. Dazu gehören der Wissenschaftler-Würfel in Halle-Neustadt, der Kleine Trompeter, der einstmals gegenüber vom Volkspark stand und sich jetzt im Stadtmuseum befindet, und die Bronzeplastik zu Matthias Grünewald an der Mühlpforte. Auch das Wandrelief im einstigen Interhotel und späteren Maritim-Hotel stammt von Geyer. Es ist mittlerweile abgebaut und eingelagert, um es vor Vandalismus in den leerstehenden Hotelgebäude zu schützen, zumal das Haus ja ohnehin abgerissen werden soll.
Die Schilder hat Bürgermeister Egbert Geier gespendet. Er wisse aber nicht, ob seine Familie in früheren Zeiten auch mal mit “Y” geschrieben wurde. Die Aktion der Bürgerstiftung finde er gut, weil so die Menschen etwas über ihre Stadt kennenlernen.

Gerhard Geyer wurde am 8. Mai 1907 als Sohn eines Handwerkers in Halle geboren. Der Wille des Vaters war, dass sein Sohn als Angestellter im Versicherungsbereich arbeite. Gerhard Geyer wurde aber zunächst nach eigenem Willen Plakatmaler in einem Leipziger Warenhaus.
Von 1930 bis 1933 studierte Geyer Bildhauerei bei Gustav Weidanz an der damaligen Kunstgewerbeschule an der Burg Giebichenstein. Seitdem arbeitete er als freischaffender Bildhauer. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er obligatorisches Mitglied der Reichskammer der Künste und an Ausstellungen beteiligt. 1942 wurde er in den Kriegsdienst berufen.
Nachdem er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, setzte er seine freischaffende Bildhauertätigkeit fort und wurde einer der meistgeehrten Bildhauer der DDR. Zwischen 1949 und 1988 hatte er zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in der DDR und im Ausland.

Studienreisen führten ihn in den 1950er Jahren nach Bulgarien, Rumänien, Ghana und Guinea. Die Eindrücke flossen in seine Arbeit ein. Die Presse rühmte die Schlichtheit des Ausdrucks seiner Arbeiten, die besonders nach 1956 oft lyrische Züge trugen. Seine Skulpturen sollten die im gesellschaftlichen Wesen des Menschen begründete Schönheit verbildlichen.
Der mehrfach ausgezeichnete Künstler erhielt im Oktober 1964 den Nationalpreis der DDR III. Klasse für sein malerisches und grafisches Werk, seine Wandgestaltungen, Buchillustrationen und Bühnenbilder, sowie für seine Arbeiterporträts und der dem sozialistischen Realismus verhafteten Porträts von Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung. Einige Jahre war Gerhard Geyer Vorsitzender des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands für den Bezirk Halle.
Seine Arbeiten im öffentlichen Raum stehen unter anderem in Merseburg, Schkopau und im Plastik-Park Leuna, sowie in Weimar, Dessau, Sangerhausen, Berlin und Erfurt. Der größte Teil seiner Kunstwerke befindet sich in Halle. Matthias Grünewald hat er gleich zweimal verewigt: in einer Bronzeplatte an der Ulrichskirche und in einer sitzenden Figur mit ursprünglicher Wasserkunst gegenüber der Mühlpforte, wo sich die einstige Wirkungsstätte Grünewalds befand.

Der sogenannte „Wissenschaftler-Würfel“ porträtiert auf seinen vier Schauseiten für die Stadt Halle bedeutende wissenschaftliche Persönlichkeiten – den Philosophen Friedrich August Wolf, den Begründer der Mengenlehre Georg Cantor, den Mediziner und Begründer des Botanischen Gartens Georg Ernst Stahl und den Sprachwissenschaftler Victor Klemperer.
Auf der Salineninsel ist das Hallorenpaar zu finden. Am Universitätsring vor dem Robertinum steht ein afrikanisches Paar mit dem heutigen Titel „Freies Afrika“, welches Gerhard Geyer im Kontext der Unabhängigkeit Ghanas für dieses westafrikanische Land geschaffen hatte und das 1965 am jetzigen Ort aufgestellt wurde. Das Denkmal des Kleinen Trompeters, das bis 1990 am Riveufer stand, ist jetzt im halleschen Stadtmuseum ausgestellt.
Am 9. April 1989 starb Gerhard Geyer in seiner Geburtsstadt Halle.











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