Gewerkschaft NGG kritisiert hohe Zahl befristeter Jobs in Halle – 43 Prozent aller Neueinstellungen sind betroffen
Ein Großteil der Neueinstellungen in Halle hat ein Verfallsdatum: 2.857 von insgesamt 6.645 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen in der Stadt waren im zweiten Quartal des vergangenen Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 43 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, betont NGG-Geschäftsführer Jörg Most.
Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Most. Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigen zu machen. Trotzdem argumentierten Wirtinnen oder Bäckermeister häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, sagt Most.
Der Gewerkschafter verweist beim Thema Befristungen auch auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken (Drucksache 20/2418). Für knapp 60 Prozent aller Befristungen in Sachsen-Anhalt gibt es danach keinen „Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit. Und junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil im Bundesland bei 32,5 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat jeder Achte eine befristete Stelle (12,7 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 7,7 Prozent.
„Uns laufen die Beschäftigten weg … Wir haben Fachkräftemangel !!“ „es gibt Mindestlohn und Befristung erstmal für 1 Jahr (und danach meist nochmal 1 Jahr) !“ und da wundern die sich ernsthaft ? Sorry, das sind alles selbst geschaffene Probleme.
Fachkräftemangellüge!
„Fachkräftemangel“ bitte nicht verwechseln mit „Kräftemangel“. Hilfsarbeiter gibt es sicher mehr, auch wenn du trotzdem nicht unterkommst. Aber Fachkräfte sind was nochmal anderes.
Die befristeten Arbeitsverträge würden von heute auf morgen verschwinden, wenn die Möglichkeiten zu Kündigung eines AN anders geregelt würden. Und bei einem Fachkräftemangel und Stellenüberschuss scheint doch da das Thema der befristeten Stellen uninteressant.
Bei den Hickhack der letzten 2 Jahre ist es doch kein Wunder wenn Leute befristet eingestellt werden.Hat man bei den „Hygienekonzepten“ für Friseurläden gesehen.Für zum Teil 4-stellige Beträge wurden Plexyglasscheiben aufgehangen,Friseurstühle demontiert um Abstände einzuhalten-alles mit dem Versprechen die Geschäfte am Laufen zu halten.Und dann? Verarscht-die mussten trotzdem schliessen.Welcher AG stellt da gern unbefristete Arbeitsverträge aus?
Dem Gebaren der Bundesregierung dürfte es aber theoretisch gar keinen Arbeitskräftemangel geben,schliesslich werden „Fachkräfte“ schon seit 2015 masseneise „importiert“.
Falsch. Das Problem mit den befristeten Arbeitsverträgen und der Nichtwürdigung von Arbeitskräften war schon vor Corona ein Thema – wurde jetzt natürlich noch verstärkt. Besonders in den neuen Bundesländern war das mit den befristeten Verträgen schon immer eine Unart, wo man sich dann gewundert hat, warum jemand bei nem befristeten Arbeitsvertrag sich trotzdem anderweitig umsieht – so entsteht natürlich keine Bindung zu einem Unternehmen, wenn man den Leuten immer das Gefühl gibt austauschbar zu sein und bloß seinen Mund zu halten und zu kuschen. Jetzt gab es für Viele dafür entsprechend die rote Karte.
Siehste Franzl, es gibt doch genug Themen, wo du wirklich vernünftige Ansichten hast.
Das merkt die Gewerkschaft erst jetzt? Das geht doch schon seit der Regierung Schröder so. Da muss sich immer durchgehangelt werden. Gekündigt werden kann im ersten halben Jahr immer, sogar ohne Angabe von Gründen. Nennt sich Probezeit. So ein Schmarrn, da muss man einfach in gutes Personal investieren. Dann bleiben sie auch
Genauso lange wird dieser Zustand der Sachgrundlosen Befristung hierzulande auch gewerkschaftlich angeprangert und bekämpft. Hast du sicher als Nichtgewerkschafter so nicht mitbekommen …
Und in der Probezeit kann sogar der Arbeitnehmer ohne Angabe von Gründen kündigen… Fristlos…
Falsch. Nicht immer . Wie schützt man sich ohne befristete Verträge? Ein AN kann kündigen wann er will . Auch wenn der AG für Tausende von Euro den AN qualifiziert. Ein AG kann ab einer bestimmten Anzahl AN nimmer eine Kündigung aussprechen ohne Konsequenzen tragen zu müssen
Richtig , ein AN kann immer kündigen.