In den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) geht es in diesem Jahr um die “Streitkultur”
“Streiten gehört zum täglichen Leben dazu wie die Luft zum Atmen”, sagt Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). Es sei ein konstruktives Element für das menschliche Zusammenleben. “Streiten ist gleichzeitig für unsere Demokratie konstitutiv. Eine offene Gesellschaft lebt von der Debatte über strittige Fragen.” Aus diesem Grund machen die Franckeschen Stiftungen die Kultur des Streitens 2023 zu ihrem Jahresthema. Mit namhaften Gästen und neuen Veranstaltungsformaten rund um die Jahresausstellung nehmen sie historische und gegenwärtige Perspektiven in den Blick und liefern damit einen zentralen Beitrag zum stadtweiten Themenjahr »Streitkulturen«.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, wird anlässlich der Francke-Feier (17. – 19. März) als erster prominenter Gast des Jahresprogramms im Freylinghausen-Saal (Festveranstaltung, 18. März, 11 Uhr) die Jahresausstellung (18. März 2023 – 4. Februar 2024) »Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute« eröffnen. Die Schau der Kurator:innen Prof. Dr. Holger Zaunstöck und Claudia Weiß gibt der Debatte um die Streitkultur eine historische Tiefe und setzt das Streiten der Gegenwart mit dem Streiten des Jahrhunderts der Aufklärung anschaulich und interaktiv in Beziehung. Zudem wird der Festgottesdienst am Sonntag diesmal nicht in der Marktkirche stattfinden, sondern im Freylinghausensaal. Dieser soll laut Müller-Bahlke so bestuhlt werden, wie ihn die Pietisten früher eingerichtet hatten.
Am 23. Mai wird das Jahrestreffen der Salzburger Nachfahren stattfinden. Vor rund 300 Jahren wurden rund 20.000 Menschen vom Erzstift Salzburg ausgewiesen, weil diese Lutherischen Glaubens waren. Die Franckeschen Stiftungen waren damals sehr in die Versorgung der Menschen involviert. Und es sei ein zeitloses Thema, sagte Müller-Bahlke, der Umgang mit Flüchtlingen. “Die Pietisten haben es vorgemacht, wie Menschlichkeit geht”, sagte Müller-Bahlke.
Bekannte Autor:innen der Gegenwart, richtungsweisende Wissenschaftler:innen und streitfeste Fernsehmoderatoren konnten für das gesellschaftlich hochrelevante Jahresthema begeistert werden. Ingo Schulze (Gesprächsreihe Persönlichkeiten in Kooperation mit MDR Kultur, 16. Mai) wehrt sich gegen ein lähmendes »weiter so«. Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Paul Raabe-Vorlesung, 8. Juli) wird den kommunikativen Klimawandel analysieren und für eine Ethik des konstruktiven Streits werben. Frank Plasberg (Gesprächsreihe Persönlichkeiten, 14. November) steht für das Streiten auf Augenhöhe.
Bewährte und neue Veranstaltungsformate laden ein, historische und gegenwärtige Facetten der Streitkultur zu erleben. Zur Museumsnacht (6. Mai) »Liebe und Zwietracht im Apfelhain« wird im aufwändig illuminierten Freylinghausen-Saal ein Apfelhain zum Verweilen und Nachdenken über kulturell-literarisch tradierte Streitkulturen einladen. In Kooperation mit dem Stadtmuseum Halle nimmt Zankapfel »Hällischer Streit« (8. November) die Vertreibung des Philosophen Christian Wolff (1679 – 1754) auf und fragt danach, welche Impulse die pikante Debatte für die heutige Streit- und Konfliktkultur bietet?
Neu im Jahresprogramm ist die Unterhausdebatte, für die u.a. die Martin-Luther-Universität und das Silbersalz-Festival als Kooperationspartner gewonnen wurden. In den brennenden Fragen der Gegenwart »Streiten über das Streiten« (21. Juni) und »Kinderarmut, Chancengleichheit Bildung – welche Konzepte helfen den Jüngsten« (27. Oktober) diskutieren alle Gäste öffentlich mit. “Wo verläuft die rote Linie dessen, was man sagen darf und was nicht”, sagte Stiftungs-Sprecherin Kerstin Held, “wo verlaufen die Grenzen des Sagbaren.” Moderne Begriffe wie “Wokeness” und “Cancel Culture” werden dabei eine Rolle spielen.
Im deutschlandweit einzigartigen Bildungskosmos Franckesche Stiftungen nehmen die Bildungs- und Sozialeinrichtungen – darunter u.a. das Kinderkreativzentrum Krokoseum, der Jugendclub TiQ, das Familienkompetenzzentrum, die Schulsozialarbeit und vier Kindertageseinrichtungen – das Jahresthema in vielfältiger Weise auf und integrieren es in den pädagogischen Alltag. Wettstreit als Motor für mehr Bewegung, Spiel und Spaß bietet der SV Francke 08, der im Januar sein 15-jähriges Bestehen feierte. Über 1.400 Mitglieder sind im viertgrößten Breitensportverein der Stadt Halle heute in mehr als 100 Angeboten pro Woche aktiv. Raum u.a. für Streitfragen der Kulturen öffnet das Projekt »Austauschkultur Francke« – ein Treff für ukrainische Familien. Hier werden bei Bedarf auch konkrete Hilfsangebote vermittelt. Darüber hinaus will das Projekt aber Einstiege in die Ausstellungen sowie das Kultur- und Vermittlungsprogramm ermöglichen und Auseinandersetzungen mit den Angeboten erproben. Auch wird es samstags “Kakao-Fahrten” für Kinder geben, wie Anneheide von Biela, die stellvertretende Direktorin der Stiftungen, sagte. Mit dem Fahrrad geht es zum Streitorten in der Umgebung, wie Lützen (Völkerschlacht) oder das Amtsgericht Merseburg. Und nach der Bildungsexkursion geht es dann für die Teilnehmer noch baden.
SV Francke extra vor allem Breitensport, sind mittlerweile 4.größter
Mit der aktuellen Beruhigung der pandemischen Lage können auch die internationalen Beziehungen der Franckeschen Stiftungen wieder aufleben. Drei Jahre nach ihrer Gründung im Freylinghausen-Saal des Historischen Waisenhauses wird die Alliance of Early Universal Museums vom 6. – 8. September zu ihrer Jahrestagung in den Franckeschen Stiftungen zusammenkommen. Namhafte Museen haben zugesagt, u.a. der Palazzo Poggi in Bologna (Italien), die Kunstkammer in Wien und die Privatstiftung Esterházy in Forchtenstein (Österreich), The Hunterian in Glasgow (Großbritannien), Teylers Museum in Haarlem (Niederlande) und die Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha (Deutschland). Auch die Streitbarkeit für nachhaltige Mode wird nicht ausgeklammert. Die Stiftungen beteiligen sich an der Fashion Revolution Week.
Vier weitere wissenschaftliche Tagungen stehen in diesem Jahr auf dem Programm, z.B. laden unter dem Titel »Mission Baltikum. Neue Wege in der Pietismusforschung« (Riga, 1.–3. Juni) die Nationalbibliothek Lettlands in Kooperation mit der Theologischen Fakultät der Universität Lettlands, die Franckeschen Stiftungen sowie das Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung die internationale Fachcommunity ein, erstmals gemeinsam das pietistische Handeln im Blick auf die Nationalsprachen, die Frömmigkeit, die Literatur, Pädagogik oder das Schulwesens zu fokussieren. Das Liselotte Kirchner-Stipendienprogramm fördert in diesem Jahr sieben Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Neuseeland, Italien und den USA (Portland/Missouri, Schenectady/New York). Seit 2016 wurden mit insgesamt 55 vergebenen Stipendien Forschungsprojekte aus 15 Ländern unterstützt.
Und auch die Beziehungen zum indischen Tranquebar werden aufrecht erhalten, dort beteiligen sich die Stiftungen an einem Museum. Dort sollen, möglicherweise im nächsten Jahr, Werke von Stipendiaten der Kunststiftung Sachsen-Anhalt gezeigt werden. In diesem Jahr ist zudem ein Distrikt-Treffen der Rotarier vorgesehen. Rund 400 Mitglieder des Rotary-Clubs kommen dafür an die Saale.
JAHRESMAGAZIN »streitbar« – Das Jahresprogramm im Überblick:
64 Seiten mit
> Interviews (Dr. Romy Jaster, Philosophin und Mitbegründerin des Forums für Streitkultur),
> Reportagen (Wettstreit im SV Francke 08),
> Hintergründen (Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker; Prof. Dr. Gerd Schwerhoff),
> Terminen und aktuellen Nachrichten
Ab sofort kostenlos erhältlich im Infozentrum im Francke-Wohnhaus (Di – So,
10 – 17 Uhr)
Dann sollten die mal den Linken erklären, dass nicht jeder, der eine andere Meinung hat, gleich ein Nazi oder rääächts ist!
Obwohl… irgendwo haben sie ja auch recht… Wer ganz weit links direkt an der Wand steht, so dass kein Blatt Papier mehr dazwischen passt, für den ist natürlich jeder andere rääächts… rääächts… 👍😉
“Streiten ist gleichzeitig für unsere Demokratie konstitutiv. Eine offene Gesellschaft lebt von der Debatte über strittige Fragen.”
Oh ja, das durften wir in der Plandemie besonders erleben.
Wer da stritt, war/ist ganz schnell ein Nazi.
Und ob die Bürger eine ‚grenz’offene Gesellschaft will, wurde nie gefragt!
Vielleicht könnten die Frankeschen Stiftungen das mal aufarbeiten!?
Oder gibt’s dann keine Förderung mehr?
Diese ganze Scheinheiligkeit geht einem mittlerweile einfach nur auf den Senkel.
„Vielleicht könnten die Frankeschen Stiftungen das mal aufarbeiten!?
Oder gibt’s dann keine Förderung mehr?“
Genau das. Vorher verlieren noch ein paar Pöstcheninhaber ihren geliebten Schreibtisch und gehen im Shitstorm unter. Also wird lieber der Mund gehalten, falls sich da überhaupt jemals so etwas wie kritischer Verstand meldet.
da bellen sie wieder die betroffenen Hunde und begeben sich schnell in die Opferrolle, die Armen!
Genau.Der Typ schreibt jeden Tag hochwichtige Kommentare. Also Käse.
“Streiten ist gleichzeitig für unsere Demokratie konstitutiv. Eine offene Gesellschaft lebt von der Debatte über strittige Fragen.”
Erzählt das mal unseren Regierungsdarstellern und der gekauften Mainstreampresse.
Da wird „Halle gegen Räääächts „wieder alle Hände voll zu tun haben.
Die sind so weit Links auf einer runden Erde, da passt kein Blatt Papier zwischen Ultra Linke und Ultra Rechte.