Karl-Marx-Nüschel & Co: Riesiges DDR-Wandmosaik mit fast 11.000 Fliesen wird restauriert

Josep Renau ist ein spanischer Nationalkünstler. Als Kommunist ging er nach der Machtübernahme der Faschisten und zwischenzeitlicher Internierung ins Exil nach Mexiko. 1958 kam er in die DDR und hat hier riesige Mosaike erschaffen, drei davon auch in Halle (Saale).

Und das 7 x 30m Werk “Einheit der Arbeiterklasse und Gründung der DDR” am Verwaltungsgebäude am Stadion 5 in Halle-Neustadt wird nun restauriert. Immerhin aus 10.904 Fliesen besteht das Werk. Zu sehen ist unter anderem der Kopf von Karl Marx. Die Fliesen meisten sind noch erhalten, haben sich aber im Laufe der Zeit gelockert und müssten nun neu befestigt werden, vorrangig durch “Mörtel-Injektionen” – etwa die Hälfte aller Fliesen betrifft das, sagt Mirko Finzsch, ausführender Werkstattleiter. Manche der Fliesen müssen aber auch abgenommen und neu angebracht werden. Zudem sind rund 500 Fliesen so beschädigt, teilweise ist nur noch Brösel übrig, dass die komplett durch neue Fliesen ersetzt werden müssen. Das liegt auch daran, dass teilweise minderwertiger Ton verwendet wurde. 

Ein Problem stellen die Dehnungsfugen dar, die man bei dem riesigen Kunstwerk zwar eingeplant hat. Doch es wurde offenbar nicht beachtet, dass sich Treppenhaus links und rechts jeweils um eine halbe Etage versetzte Fugen befinden. “Beim Mosaik hat man sich nur an der rechten Hälfte orientiert”, sagt Finsch. Zudem war die Dachabdeckung über viele Jahre undicht, Regenwasser drang in den Bereich hinter den Fliesen ein. Jede einzelne Fliese ist nummeriert, versehen mit farblichen Zetteln für hohl, hinterfüllt oder gar Abnahme.

Ermöglicht wurde die Restaurierung durch die Wüstenrot-Stiftung. Immerhin fließt eine Million Euro. “Es geht um mehr als ein Wandbild, sondern um die Frage, wie man mit dem kulturellen Erbe aus der DDR umgeht”, si Professor Philipp Kurz von der Wüstenrot-Stiftung. Das Kunstwerk werde nun dem Verfall entrissen. Kurz weis um die Kontroverse, die Kunstwerke aus der DDR auslösen können. “Die Werke gehören zu unserer gesamtdeutschen Identität, nicht nur der DDR”, sagt Kurz, selbst ein “Westler”.  AfD und CDU hatten sich zwischenzeitlich für eine Abnahme des Kunstwerks in Halle plädiert. In diesem Fall müsste aber die Stadt die Kosten komplett tragen und die Fliesen einlagern, weil das Kunstwerk unter Denkmalschutz steht. Ähnlich sah es auch der Maler und Bildhauer Georg Baselitz, der einst meinte, in der DDR habe es keine Künstler gegeben und wenn doch, seien sie Arschlöcher gewesen. 

Ebenfalls an einem Treppenhaus des 12-Geschossers befindet sich das Wandbild “Die vom Menschen beherrschten Kräfte von Natur und Technik”. Dieses wurde aber bereits vor 17 Jahren restauriert. Der Künstler hat zudem das Wandmoskaik „Die friedliche Nutzung der Atomenergie“ am ehemaligen Gebäude der Energiewirtschaft unweit vom Riebeckplatz gestaltet.