“Migrant Voices” legt bei Vorwürfen gegen HAVAG-Kontrolleure nach und fordert deren Entlassung – Thema im Stadtrat

Ein Vorfall vom Juni bei einer Ticketkontrolle einer ausländischen Person in einer Straßenbahn in Halle (Saale) sorgt weiterhin für Vorwürfe durch die Organisation “Migrant Voices”. Bereits vor einigen Wochen hatte die Gruppierung ein Statement online gestellt und dort auch Fotos der Kontrolleure gezeigt. Das erste Statement ist zwar weg, doch nun legt “Migrant Voices” nach.

“Das die HAVAG dennoch keinerlei Fehler hinsichtlich dem Verhalten ihrer 3 Kontrolleure sieht und daher auch kein Bedauern zeigt, bedeutet für uns, dass die HAVAG zur Durchsetzung ihrer Sanktionierungsmaßnahmen notfalls auch Eskalation und exzessive Gewalt statt konfliktkompetentes Verhalten und deeskalative Maßnahmen befürwortet”, heißt es in einem Statement. “Dabei spielt es im Grunde auch keine Rolle, was der genaue Auslöser dafür ist. Zudem scheint der HAVAG der Schutz von Privateigentum wichtiger zu sein als das Wohlergehen von Menschen. Statt Selbstkritik und einer notwendigen Aufarbeitung, die wir gefordert haben und die uns die HAVAG anfangs zugesichert hatte, mussten wir sehen wie die HAVAG versucht, den Fall vollständig umzudrehen und uns bewusst ,,Diskreditierung” ihres Unternehmens vorzuwerfen, um uns in ein schlechtes und sich selbst in ein besseres Licht zu rücken.”

Denn die HAVAG hatte “Migrant Voices” vorgeworfen, die Aussagen würden die Prüfgesellschaft und die HAVAG diskreditieren. “Wir weisen Anschuldigungen von Rassismus, Diskriminierung oder den Vorwurf von Racial Profiling entschlossen zurück. Alle Mitarbeitenden der SWH-Gruppe behandeln jeden Kunden, jeden Fahrgast und alle Mitarbeitenden gleich – unabhängig von Herkunft und Ethnie.” Zudem verwies die HAVAG auf Videoaufnahmen des Vorfalls, gegen dem Mann sei Anzeige wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung gestellt worden. “Die Forderungen der Organisation entbehren jeglicher Grundlage und können anhand der uns vorliegenden Aufzeichnungen widerlegt werden. Deshalb gibt es keine Veranlassung, die Prüfergruppe zu entlassen.”

Doch “Migrant Voices” lässt nicht locker und fordert erneut die Entlassung der Prüfer, wirft der HAVAG eine Täter-Opfer-Umkehr vor. Drei weiße Kontrolleure hätten einen migrantisierten Fahrgast drangsaliert, das könne man Anhand der Fotos beweisen, meint die Organisation. Die HAVAG selbst hatte ja erklärt, die Videoaufnahmen – anders als ein Foto keine Momentaufnahme – würden den kompletten Vorfall zeigen. 

Auch im Stadtrat war der Vorfall Thema. In einem Antrag der AfD sollte die Stadtverwaltung aufgefordert werden, “zur präventiven Abwehr rufschädigender Kampagnen ein Konzept zu entwerfen mit dem die städtischen Betriebe für den Umgang mit mißbräuchlich erhobenen Rassismusvorwürfen sensibilisiert und befähigt werden.” Verbindliche Schulungsunterlagen seien zu erarbeiten und den städtischen Betrieben zur Verfügung zu stellen. Der Antrag wurde aber ohne Diskussion mehrheitlich im September-Stadtrat abgelehnt.