Neustädter CDU für Verwaltungs-Nutzung der Scheiben

Seit Monaten diskutiert der Stadtrat bereits über einen Vorschlag von Oberbürgermeister Bernd Wiegand, eines der Scheiben-Hochhäuser in der Neustädter Passage für einen Verwaltungsbau zu sanieren. Eine Entscheidung ist bisher nicht gefallen, erst vergangene Woche hat der Planungsausschuss die Vorlage wieder vertagt. Zuvor kam aus den Reihen der CDU dieser Antrag.
Doch in den Reihen der Christdemokraten gibt es unterschiedliche Auffassungen. Der CDU-Ortsverband Halle-Neustadt hat sich für die Pläne von Wiegand ausgesprochen. In der vergangenen Woche haben die Mitglieder in der Kirchgemeinde Passendorf eine entsprechende Beratung hierzu durchgeführt. CDU-Stadtrat Andreas Schachtschneider erläuterte noch einmal kurz die Pläne der Verwaltung. „Wenn dieses Gebäude saniert wäre, ist es vom Stadtplatz aus gesehen ein ganz anderes Bild“, sagte er. Der Platz wird derzeit eingerahmt vom Neustadt Centrum und der maroden Scheibe A, von der bereits die Balkonbrüstungen aus Sicherheitsgründen abgebaut wurden.
Ein Mann warf kurz die Idee einer Einkürzung der Hochhäuser ein. Das allerdings stieß auf Widerstand bei den anderen Teilnehmern. Dass etwas passieren muss, machte ein weiterer Diskussionsteilnehmer deutlich. Vor wenigen Monaten seit aus einem der Hochhäuser eine Glasscheibe nach unten gefallen, weniger Meter vor ihm auf dem Boden aufgeschlagen. „Die Sicherheit ist nicht gewährleistet. Die Scheiben stehen sich kaputt seit 27 Jahren. Einkürzen für mich der vernünftigste Vorschlag“, meinte er. „Man muss irgendwann mal Farbe bekennen. Nicht nur labern.“
Ein Vertreter des Bürgervereins Stadtgestalten äußerte sich gegen ein Abtragen von Etagen. Bei den Scheiben handele es sich um ein architektonisches Ensemble von europäischem Rang. Seit Jahren schon bemühe man sich um die Hochhäuser. „Wiegand war der erste, der uns zugehört hat. Unter Szabados wäre es nie dazu gekommen“, sagte er. Es gebe keine andere Stadt in Europa, die so architektonisch wissenschaftlich betreut wird. Ein Problem hat er im Stadtplanungsamt ausgemacht. „Dölau und das Paulusviertel waren lange schick. Neustadt hat keine Lobby.“ Man habe allenfalls freundliches Desinteresse erhalten, das Interesse in der Kommunalpolitik habe gefehlt. Er meinte gar, die von der Verwaltung angeführten Kosten von 30 Millionen Euro würden sogar für zwei und nicht nur ein Gebäude reichen. Zudem äußerte er den Vorschlag, nur die unteren Etagen für Büros zu nutzen, in den oberen Etagen stattdessen Wohnungen einzurichten.
Ein weiterer Mann meinte, die Vorurteile gegen Neustadt seien immer noch nicht abgebaut. Viele aus dem Bereich der Altstadt seien der Meinung, es würden nur Assis in Neustadt leben. Dabei habe der Stadtteil seit 2011 einen Zuwachs an Bevölkerung. „Assi ist Quatsch“, meinte eine Frau. Es gebe viel Grün, die Jugend finde es toll und selbst Ärzte würden in den Stadtteil ziehen. „Wer über uns entscheidet wohnt nicht hier“, meinte ein Mann. Dies sei zu DDR-Zeiten anders gewesen, als der Neustädter Magistrat / Stadtrat aus Neustädtern bestanden habe.
Ein Problem ist die Eigentümerstruktur. „Es sind alles Spekulanten“, meinte Andreas Schachtschneider. Ein Mann brachte gar Gesetzesänderungen ins Spiel. Wenn sich jemand zehn Jahre nicht um die Immobilie kümmere, müsse enteignet werden. Schachtschneider brachte in die Diskussion ein, dass es auch von Seiten des Landes bereits zwei Chancen gab, die einst im Landesbesitz befindliche Scheibe C zu nutzen. Doch es seien fadenscheinige Dinge wie zu geringe Deckenlasten vorgetragen worden, um Finanzamt oder Landesverwaltungsamt dort nicht unterbringen zu müssen. „Wenn jetzt niemand anfängt, werden wir in 27 Jahren die Diskussion immer noch führen“, so Schachtschneider. Er brachte ein Bürgerbegehren ins Spiel. Sollte also der Stadtrat weiterhin zu keiner Entscheidung kommen, könnte also auf diese Weise Druck aufgebaut werden.
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