Orgel im Dom wird restauriert
Die Orgellandschaft in der Stadt Halle ist mit Werken berühmter Orgelbauer aus ganz Deutschland ausgestattet. Großorgeln von Klais (Bonn), Schuke (Potsdam) oder Sauer (Frankfurt/Oder) laden in die Händelhalle, Marktkirche, Moritzkirche oder Universtitätsaula zu vielseitigen kulturellen Veranstaltungen ein. Was die wenigsten wissen: Auch in Halle gab es im 19. Jahrhundert eine Orgelbauwerkstatt: In der Großen Klausstraße führten damals Friedrich Wilhelm Wäldner (geb. 1785 in Olbersleben – gest. 1852 in Halle/S.) und Sohn August Ferdinand Wäldner (1817-1905) einen Orgelbaubetrieb, in dem unter anderem ihr größtes Werk, die Orgel des Domes zu Halle, im Jahre 1851 entstand. Die Orgel besitzt 33 über zwei Manuale und Pedal verteilte Register in einem eindrucksvollen Gehäuse. In einer Stellungnahme von Dr. Holger Brülls (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt) heißt es: „…Sie gilt neben der weltberühmten Ladegast-Orgel im Merseburger Dom als musikgeschichtlich bedeutendste Großorgel des mittleren 19. Jahrhunderts in Sachsen-Anhalt. Die Disposition wurde nachweislich von dem damaligen Magdeburger Domorganisten August Gottfried Ritter entworfen, einem der brillantesten Orgelkomponisten und -improvisatoren seiner Zeit. Damit ist die Wäldner-Orgel ein herausragendes Zeugnis für eine Phase der Musikgeschichte, in der Orgelspiel und Orgelkomposition in Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Julius Reubke, Robert Schumann und Johannes Brahms auf einen neuen Höhepunkt nach Bach emporstiegen.“
166 Jahre sind eine lange Zeit, die auch nicht spurlos an diesem Intrument vorbeiging. Deshalb musste die Evangelisch-Reformierte Domgemeinde eine umfangreiche Komplettrestaurierung des wertvollen Instrumentes planen:
„Wir können Ihnen heute die erfreuliche Nachricht übermitteln: Die Restaurierung der ältesten Orgel dieser Größe in unserer Stadt kann beginnen. Zu diesem Ergebnis konnte es durch viele entscheidende Schritte und Überlegungen im Vorfeld nun endlich kommen. Das fast 600.000 Euro teure Projekt soll in den kommenden zwei Jahren durch die Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider aus Dresden umgesetzt werden und voraussichtlich zu Weihnachten 2018 fertiggestellt werden. Viele finanzielle Unterstützer haben uns bereits geholfen und uns bei dem Vorhaben unter die Arme gegriffen. Uns fehlen derzeit noch ca. 130.000 Euro. Jede Unterstützung ist uns herzlich willkommen!“
Zum zukünftigen kirchenmusikalischen Konzept am Dom erklärt Domkantor Gerhard Noetzel: „Mit der neuen Orgel wird es möglich, die Musik im Gottesdienst breiter aufzustellen. Es können wieder Werke aus unterschiedlichen Epochen erklingen, und die Möglichkeiten der Kooperationen in viele professionelle als auch semiprofessionelle Bereiche erweitern sich. Die Orgel wird für die Stadt eine bedeutende Rolle spielen, als Nachfolgerorgel der Förner-Orgel, an der Georg Friedrich Händel 1702/1703 als Organist tätig war, und als einziges Großwerk eines halleschen Orgelbauers in dieser Stadt, der zunehmend in Vergessenheit geraten ist.“
Zur Pressekonferenz besuchte auch Dr. Christoph Bergner die Domgemeinde. Er konnte schon vor einigen Monaten die Zusage von Fördermitteln aus dem Bundeshaushalt übermittelten. Musikproduzent Michael Wünsche („horchmal!“) stellte zusammen mit Domkantor Gerhard Noetzel eine im Handel erschienene neue Audio-CD zum Restaurierungsprojekt vor. Zu diesem Werk: „Agonia, die letzten Klänge der Wäldner-Orgel vor Ihrer Restaurierung“, sagt er: „Mit einem kleinen Beitrag unterstützen Sie ein großes Projekt und erhalten gleichzeitig ein Klangdokument besonderer Art: man meint, der Wäldner-Orgel beim Sterben zuzuhören. Doch für zehn Euro lassen Sie es nicht dazu kommen! Sie sind Teil einer einmaligen Rettungsaktion eines Mitteldeutschen Klangdenkmals! Der Kauf einer CD sichert den Erhalt einer Jahrhundert-Orgel in einem für Halle einzigartigen Klangraum!“. Die CD ist im Dom beim Aufsichtspersonal und in der Tourist-Information am Markt erhältlich sowie im Internet bei JPC und Amzon bestellbar.
Foto v.l.n.r.: Gerhard Noetzel (Domkantor), Heinz-Martin Wallenburger (Orgelförderkreis), Michael Wünsche (Musikproduzent „horchmal!“), Kristian Wegscheider (Orgelbaumeister), Katrin Schwallbach (Kulturstiftung Sachsen-Anhalt), Götz Traxdorf (Orgelförderkreis), Matthias Pulst (Orgelförderkreis), Dr. Christoph Bergner (Bundestagsabgeordneter) – Foto: Matthias Waschitschka
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