Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit, Grün, Kritik am dunklen Marktpflaster: das wünschen sich die Hallenser von ihrem Marktplatz
Die Stadt Halle (Saale) erarbeitet ein neues Leitbild für den Marktplatz und bindet dabei mit Werkstattformaten auch die Hallenser ein. Am Montag war Auftakt im Stadthaus. Aktuelle und ehemalige Stadträte wie Annette Kreutzfeld, Christian Feigl, Henry Körner oder Yvonne Winkler waren dabei, aber auch die Citygemeinschaft, Stadtführer, Geschäftsleute und sonstige interessierte Bürger.
Was stört sie am Markt, was sollte verbessert werden? Alle Teilnehmer konnten ihre Wünsche äußern. Am häufigsten genannt wurden dabei bessere Aufenthaltsqualität, mehr Grün, Toiletten, Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit.
Und auch das anthrazitfarbene Marktpflaster wurde mehrfach kritisiert. “Der Boden ist zu grau und trist”, sagte eine Frau, die zwei Ladengeschäfte in der Innenstadt betreibt. Das Händel-Denkmal sollte mehr hervorgehoben werden, beispielsweise durch eine Grünfläche drumherum. Vorstellen kann sie sich auch eine Entzerrung des Weihnachtsmarktes und dessen Ausdehnung auf die gesamte historische Altstadt, statt Glühweinstände dicht an dicht auf dem Marktplatz. Der Ratshof sollte zur Weihnachtszeit geschmückt werden, ebenso sollte auch der Boulevard jahreszeitlich aufgewertet werden. Für den Wochenmarkt wünscht sie sich eine attraktivere Gestaltung der Stände. Auch ausreichend Toilettenanlagen seien nötig. Das ältere Kaufhofgebäude könnte für Ausstellungen genutzt werden, das neue Gebäude für Cafés, Restaurants und kleinere Geschäfte.
“Wir brauchen einen festen Platz für die Stände”, warb ein Redner für eine Aufwertung des Wochenmarktes. Durch Möblierung sollten die Umrisse der alten Gertrudenkriche dargestellt werden, einem der zwei Vorgängerbauten der heutigen Marktkirche. Der Bereich des alten Rathauses vor dem Ratshof könnte für eine Freiflächengestaltung in Frage kommen. Langfristig gehe man davon aus, dass der dunkle Belag durch ein helleres Pflaster ersetzt wird. Allerdings war ihm klar, dass das wegen der Fördermittelbindung noch einige Jahre dauert. Ein Problem sind auch die vielen unterirdischen Leitungen. “Wir sollten dort, wo es möglich ist, so viele Bäume wie möglich pflanzen”, sagte er.
Schattenspender, versehen mit einem Sprühnebel hat der nächste Redner in Swinemünde bei einem Urlaub gesehen. Das wäre doch auch eine Idee für Halle, befand er. Unzufrieden ist er mit der Lösung auf der Westseite des Marktplatzes – insbesondere mit den “Wildpinklern”, die beispielsweise an die Marktkirche oder hinter die Kübelbäume pieseln. Hier sieht die nächste Rednerin auch das Ordnungsamt in der Pflicht. “Das hat nicht besseres zu tun, als Knöllchen zu verteilen, statt dort mal einzuschreiten.” Fassadenbegrünung und Blumenkübel an den Fenstern regte sie an, um mehr Natur in die Innenstadt zu bekommen.
Zusätzliche Sitzmöglichkeiten wünschte sich der nächste Redner. Auch er kritisierte das dunkle Marktpflaster. “Das passt nicht ins Stadtbild.” Auch bemängelte er, dass die unterirdischen Stromkästen dauernd kaputt sind. Zudem sprach er sich für Trinkbrunnen und Verschattung aus. “Wir brauchen mehr Schattenplätze”, befand auch der nächste Redner, vielleicht auch nur temporär in den Sommermonaten. Kübelbäume mit integrierten Sitzmöglichkeiten, begrünte Dächer an den Haltestellen. Anstelle des ohnehin oft verschmutzten Geoskops plädierte eine Gästeführerin dafür, auch auf dem Marktplatz mal Archäologie hautnah zu zeigen. Wie das geht, haben schon andere Städte vorgemacht, und archäologische Bereiche mit begehbaren Glasplatten sichtbar gemacht.
“Unser Marktplatz braucht eine bessere Aufenthaltsqualität“, sagte SPD-Stadträtin Christine Fuhrmann. Nötig seien auch Abkühlung und Bäume. Für das Kaufhaus schwebt ihr ein “Haus der Medien” vor, beispielsweise mit der Stadtbibliothek. Auch ein Hotel würde dem Marktplatz gut tun. “Der Wochenmarkt ist das Aushängeschild der Stadt”, meinte ein Vertreter der City-Gemeinschaft. Allerdings sei das Bild derzeit recht zerrissen, die Zahl der Händler gehe außerdem zurück.
Ein großer Player auf dem Marktplatz ist die Leipziger Stadtbau AG. Diese hatte das nördliche ehemalige Kaufhof-Gebäude erworben. Das Immobilienunternehmen war mit zwei Werksstudenten dabei. Gastronomie kann man sich dort gut vorstellen. Problem seien hier aber die Taxi-Stellplätze, die dann ihre Abgase in Richtung eines möglichen Freisitzes blasen. Deshalb plädierte der Stadtbau-Student für eine Umverlegung. Interessant sei der Hotel-Vorschlag, diesen werde er unternehmensintern weitergeben. Die fehlenden Grünflächen seien ihm bei seinem ersten Marktplatz-Besuch in Halle sofort aufgefallen, sagte er zudem. Und auch die dunkle Oberfläche führe zu einer starken Erhitzung. Leipzig habe hier beispielsweise Muster im Fußwegbelag.
Einen kleinen Wasserlauf von der Ulrichskirche bis zum Marktplatz konnte sich ein weiterer Redner vorstellen. Auch eine Begrünung rund um das Händeldenkmal sei nötig, ebenso die Schaffung von Sitzmöglichkeiten in diesem Bereich. Auch eine Spielfläche auf dem Marktplatz sei denkbar. Nötig sei auch ein seperat abmarkierter Radweg über den Boulevard und den Markt.
Alle Ideen werden jetzt von der Verwaltung ausgewertet. Es sollen bis Februar weitere Werkstatt-Gespräche folgen.
Der Stadtbau AG Leipzig scheint die Entwicklung des halleschen Markplatzes sehr am Herzen zu liegen….sie schicken sogar zwei (2…) Werkstudenten ….
Wahnsinn…🐒
Nur du bist wieder nicht dabei…
Der Wochenmarkt ist wenigstens eine Attraktion, neben den geschlossenen Läden. Sitzbänke für die Penner toll was in unsere Innenstadt los. Ein Haufen Ausländer wo man sich Abends nicht in die Innenstadt traut. Aber sollte doch eine Innenstadt zum shoppen locken
21 Tage gegrübelt und dann … das
Kann man den Marktplatz einfach mal in Ruhe lassen?!
Nein, diese Steine sind einfach grauenhaft
Ja, das war damals ein Fehler, aber nun müssen wir damit leben. Die Stadt hat kein Geld, und es wäre eine große Verschwendung von Ressourcen, die Steine schon nach 20 Jahren auszutauschen.
Das ist nicht wie in der Wohnung, wo man billige Möbel aus Pressspan und Folie alle paar Jahre neu kaufen kann.
Ein Hotel auf dem Marktplatz als Ersatz für ein Kaufhaus, in dem man wirklich fast alles in guter Qualität bekommen konnte ohne durch die halbe Stadt zu rennen, nützt den Hallensern nicht wirklich. Alles im Internet zu bestellen, um es dann eventuell wieder zurückzuschicken, ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Nur die großen Internetkonzerne freuen sich. Wo sollen eigentlich die vielen Touristen „shoppen gehen“, die irgendwann mal so zahlreich unsere Stadt wegen des „Zukunftszentrums“ besuchen werden? Vielleicht in Leipzig?
Leipzig ist zum Shoppen schon deswegen sehr ideal, weil es vom Zukunftszentrum sehr schnell zu erreichen ist – ich empfehle die S5X vom nahe gelegenen Hbf.
Ich fahre auch öfter jetzt nach Leipzig, um wertige Klamotten und Schuhe zu kaufen. Dort gibt es das auch wenigstens in meiner Größe. Kommt man mit der S-Bahn schnell hin.Aber das ist ja bezogen auf Halle wohl nicht der Weisheit letzter Schluss. Ob allerdings noch ein Hotel auf dem Markt sein muss, bezweifle ich.
Warum wünscht sich niemand Vielfalt und Weltoffenheit für den Marktplatz? 😡
Wie kommst du darauf, dass sich das niemand wünscht?
Und Toleranz, die ist auch ganz wichtig.
Das sollte ja wohl Normal sein
Weil dies durch das Grundgesetz bereits gegeben ist und damit nicht nur für den Marktplatz gilt.
Schau Dich doch da mal um, das gibt es doch schon lange in Halle, nicht nur auf dem Marktplatz sondern auch hinter dem Maritim und anderswo
Das wünschen wir uns alle, nicht nur für den Marktplatz. Gemeinsam statt Gegeneinander!
„..der nächste Rechner in Swinemünde..“
Bitte, gern geschehen!
Danke 🙂
Wie wäre es denn mit dem Wiederaufbau des Alten Rathauses, analog des Humboldt-Forums in Berlin ? Dann wäre auch die leere und ungenutzte Fläche vor dem Ratshof wieder sinvoll gestaltet und der Markt hätte ein Stück seiner Identität zurück.
Dr.C.
Ja, mach. Klingt gut.
Sehe ich auch so.
Auch anderswo hats Probleme mit Sitzgelegenheiten auf dem Markt.
In Regensburg hat man das gelöst https://www.merkur.de/bayern/regensburg/ersatzloesung-posse-um-sitzgelegenheit-am-luxusklo-stadt-regensburg-praesentiert-93432254.html