Still, Still, Still… Stadtrat beschließt Prüfung von “Stillen Stunden” bei städtischen Volksfesten

Als “Spaßpartei” wird ja Die PARTEI gern belächelt. Dafür sorgen natürlich auch die Entstehung um Satiriker Martin Sonneborn und diverse Stadtratsanträge wie Kackhocker oder Weltkulturerbe-Status für die Hochstraße. Doch manche Anträge treffen auch einen Nerv oder erhalten dadurch auch Zustimmung von anderen Stadträten. Und so wurde am Mittwoch dem Antrag zur Einführung von sogenannten “Stillen Stunden” auf Volksfesten und Sondermärkten zugestimmt. Es gab 22 Ja- und 16 Nein-Stimmen.
Laute Musik und grelles Licht seien für Teile der Bevölkerung problematisch, beispielsweise Autisten, sagte PARTEI-Stadtrat Thomas Schied. Torsten Schiedung (SPD) sagte, ursprünglich habe er den Antrag ablehnen wollen. Aber wenn man sich für behinderte Menschen einsetze und über Inklusion rede, dann dürfe man dieses Thema nicht außer Acht lassen. Behinderungen sind eben nicht unbedingt sichtbar wie Sehschwäche oder körperliche Gebrechen, sondern eben auch Autismus.
„Grölende Pop-Songs in Dauerschleife und grelle Lichter – das ist die Realität in Halle. Für sensible Menschen und Menschen mit Autismus sind das Stressfaktoren, die einen Besuch entsprechender Veranstaltungen erschweren können.“ meint Die PARTEI-Stadtrat und Beauftragter für Krach und Ruhe Martin Bochmann. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland hat im letzten Jahr die Stadt Brandenburg an der Havel „Stille Stunden“ auch auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt angeboten. In diesen stillen Stunden wird ebenfalls keine Musik gespielt, es werden keine Lautsprecherdurchsagen gemacht, die Lichter sind gedimmt. Die Fahrgeschäfte lassen mehr Zeit zum Ein- und Aussteigen, es gibt keine laute „Untermalung“ der Fahrten und auch extra Rückzugsorte. Auch Halle brauche solch ein Angebot. „Damit Feiern und Schlendern in Halle inklusiver wird!“ schließt Martin Bochmann ab.
Auch wenn ich für ein Verbot von belangloser Dudelmusik aus Lautsprechern bin, halte die Begründung für diesen Antrag irgendwie für fragwürdig. Das ist ja, als würde ich (freiwillig) auf ein Technokonzert gehen und mich dann über die laute Musik und die blinkenden Lichter beschweren. Wenn man das nicht mag, dann kann man der Veranstaltung ja fern bleiben. Es gibt auch leisere und weniger grelle Weihnachtsmärkte in der Stadt.
Das stimmt irgendwie. Aber hauptsache Bochmann hat mal wieder gelabert.
Hat er nicht! Er kann nicht mehr sprechen!
Auch wenn du für ein Verbot bist, appellierst du an freie Entscheidung und Selbstverantwortung.
Ich bin für ein Verbot, aber nicht unter der vorgeschobenen Begründung, Autisten oder anderweitig sensible Menschen könnten davon überfordert sein.
super!
Ich bin weder Autist noch anderweitig eingeschränkt, ausser durch zunehmendes Alter, allerdings begrüsse ich mehr Stille nicht nur bei Volksfesten und Weihnachtsmärkten einfach aus ästhetischen Gründen. Warum muss ein Fest laut und grell sein, ist Besinnungslosigkeit Bürgerpflicht wenn es ums Feiern geht?
„ist Besinnungslosigkeit Bürgerpflicht wenn es ums Feiern geht?“
Nicht Pflicht, aber gewünscht, deshalb auch die Cannabis-Freigabe. Ein besinnungsloser Bürger wird politisch desinteressiert und hinterfragt nichts.
Kompromiss: an einem Tag in der Woche könnte man ja für ein paar Stunden die Musik dimmen.
Was Dümmeres kann ich mir nicht vorstellen. Lärm gibt es auf der Baustelle.
Die sollen erstmal die stille Stunde in Supermärkten einführen. Der tägliche bzw wöchentliche Einkauf unter nervtötenden Gedudel, grellen Licht, vollgestellten Gängen und herum wuselnden Mitarbeitern ist einfach belastend für hochsensible Menschen und Autisten. Eine Anfrage meinerseits bei einer großen Supermarktkette wurde abgewatscht mit der Floskel: „Das bieten wir nicht an.“. Ignoranz statt Integration wird heute anscheinend groß geschrieben.
Behinderungen oder Beeinträchtigungen bei Menschen kann man aber nun mal nicht abstellen, die Gegebenheiten drum herum aber schon!
Der Verband der Gehörlosen bereitet bereits eine Eingabe vor. Da hat sich Herbert Grönemeyer mächtig ins Zeug gelegt und einen Hit für Gehörlose geschrieben und nun das. Gehörlose mögen Musik nur, wenn sie laut ist und wenn sie in die Glieder fährt. Denn das ist alles, was sie hören. Deshalb fordere ich besonders laute Stunden für Gehörlose. Ihr wisst ja, Gleichbehandlung und so. Eine Verwaltungsvorschrift ist das Mindeste, was hier folgen muss.