Über 500.000 Menschen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2030 ohne Zahnarzt

Wegen des anhaltenden Praxissterbens und zu wenig Nachwuchs werden bis 2030 Kapazitäten für die zahnärztliche Behandlung von mehr als 500.000 Sachsen-Anhalter fehlen! Das geht aus einer aktuellen Analyse der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV Sachsen-Anhalt) hervor. Die KZV Sachsen-Anhalt legt damit erneut den Finger in die Wunde der Landesregierung, die das Problem zu lange unbeachtet ließ.
In ihrem aktuellen Prognosebericht bewertet die KZV LSA die Entwicklung der zahnärztlichen Versorgung in Sachsen-Anhalt bis 2030. Danach werden in den nächsten sieben Jahren weitere 600 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus der vertragszahnärztlichen Versorgung ausscheiden. Wesentlicher Faktor ist der hohe Altersschnitt der Zahnärztinnen und Zahnärzte im Land. So sind aktuell mehr als die Hälfte 55 Jahre oder älter. Betrachtet man nur diejenigen, die als Vertragszahnärzte eine eigene Praxis betreiben, sind es sogar fast 60 Prozent. Über ein Drittel der Zahnärzteschaft hat bereits das 60. Lebensjahr überschritten und jeder 8. Praxisinhaber ist bereits älter als 65, steht aber noch am Behandlungsstuhl. Doch es fehlt auch der Nachwuchs. Laut Statistik der KZV finden nur vier von zehn Praxen eine Nachfolge. Geht ein Praxisinhaber in den Ruhestand wird die Zahnarztpraxis mit hoher Wahrscheinlichkeit schließen und infolgedessen mehrere tausend Patientinnen und Patienten zu Zahnarztsuchenden.
Besonders prekär ist die Lage im Landkreis Jerichower Land. Hier werden 70 Prozent der Bevölkerung betroffen sein. Im Altmarkkreis Salzwedel sind es 64 Prozent. 8 Prozent sind es in der Stadt Halle (Saale).
Laut KZV Sachsen-Anhalt wird sich wegen des Zahnarztmangels in nur wenigen Jahren ein gravierender Versorgungsengpass in Sachsen-Anhalt auftun. Der Befund komme für die politisch Verantwortlichen jedoch nicht überraschend, kommentiert Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der KZV Sachsen-Anhalt. Bereits vor einigen Jahren hat die KZV Sachsen-Anhalt einen umfassenden Prognosebericht mit dem Titel „Versorgungsatlas 2030“ veröffentlicht. Schon dieser zeigte deutlich auf, dass die Zahl der in Sachsen-Anhalt tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte bis 2030 signifikant abnehmen wird.
Schmidt verweist darauf, dass die stetig sinkende Zahl von Zahnärztinnen und Zahnärzten im Land unlängst zu einer tatsächlichen Verschlechterung der Patientenversorgung in Sachsen-Anhalt geführt hat. Immer mehr Patientinnen und Patienten beklagen schon heute längere Wartezeiten oder Anfahrtswege. In die Praxen drängen immer mehr Schmerz- und Notfallpatienten. Darüber hinaus steigt die Zahl der Menschen, die auf der Suche nach einem Zahnarzt sind. Jede Praxis tut sich schwer, einen hilfesuchenden Patienten abzuweisen. Die Zahnarztpraxen im Land sind jedoch am Limit und nicht mehr in der Lage, neue Patientinnen und Patienten aufzunehmen oder zeitnah Termine zu vergeben. Überbordende Regulierung und Bürokratie rund um die zahnärztliche Tätigkeit tun ihr Übriges dazu.
Nach Schätzungen der KZV Sachsen-Anhalt werden bis 2030 die Behandlungskapazitäten für circa 518.000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter fehlen. Diese Menschen werden in ein Versorgungsloch fallen, befürchtet Dr. Schmidt. Die Mundgesundheit der Menschen im Land werde aufgrund der Einschränkungen deutlich zurückgehen. „Die Zahnärzteschaft und ihre Praxismitarbeitenden haben in den zurückliegenden Jahren so viel für die Menschen erreicht. Und nun blicken wir einer düsteren Zukunft entgegen. Das ist für alle an der Versorgung Beteiligten im Land überaus frustrierend.“
„Wir haben immer darauf verwiesen, dass wir die Versorgungsproblematik ohne unterstützende Anstrengungen der Landesregierung nicht bewältigen können“, unterstreicht Dr. Schmidt. Die bereits ergriffenen Maßnahmen der KZV Sachsen-Anhalt, darunter Stipendien- und Förderprogramme für angehende und bereits tätige Zahnärztinnen und Zahnärzte, sind allein nicht ausreichend, um den zukünftigen Bedarf an Vertragszahnärztinnen und -zahnärzten zu decken. Der Vorsitzende der KZV Sachsen-Anhalt formuliert daher deutliche Forderungen: „Die Landesregierung muss ihrer Verantwortung für die Sicherung und Gewinnung von Fachkräften im zahnärztlichen Bereich wahrnehmen. Schließlich können wir uns keine Zahnärztinnen und Zahnärzte ‚backen‘.“
Ein wichtiger Baustein ist die Einführung einer Landzahnarztquote. Für den Vorstand der KZV Sachsen-Anhalt wäre dies eine wirksame Maßnahme, um zahnärztlichen Nachwuchs zu gewinnen und an Sachsen-Anhalt zu binden. Um die Landzahnarztquote zu realisieren, hat sich die KZV Sachsen-Anhalt bereiterklärt, an der operativen Umsetzung mitzuwirken, etwa insbesondere das Bewerbungs- und Auswahlverfahren nach den Vorgaben des Landes praktisch durchzuführen. Auf Ersuchen des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt wurde auch der „Versorgungsatlas 2030“ aktualisiert und noch einmal umfangreich überarbeitet. Nun liegt es im Verantwortungsbereich des Landes, die erforderlichen Voraussetzungen für die Umsetzung einer Landzahnarztquote zu schaffen.
Angesichts der alarmierenden Prognose hofft der Vorsitzende der KZV Sachsen-Anhalt darauf, dass die Landzahnarztquote und weitere Maßnahmen ohne weiteres Zögern von der Landesregierung auf den Weg gebracht werden.
Ohne die echte Privatisierung der Zahnarztpraxen wird es wohl nicht gehen. Wer künftig eine gute Zahnbehandlung haben will, der muss sich eben daran gewöhnen, selbst für die Behandlung zu zahlen, denn die GKV wird das nicht mehr leisten können. Zahnärzte mit Kassenzulassung sind ein Auslaufmodell.
Sie thematisieren die Privatisierung der Zahnarztpraxen und die Notwendigkeit für Patienten, zukünftig selbst für ihre zahnärztliche Behandlung zu zahlen, da die gesetzlichen Krankenkassen dies nicht mehr leisten könnten.
Ihr Kommentar steht jedoch im Widerspruch zum Hauptthema des Artikels.
Der Artikel beschäftigt sich mit einem akuten Mangel an Zahnärzten in Sachsen-Anhalt und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung. Die Hauptursachen für diesen Mangel sind das anhaltende Praxissterben und der Mangel an Nachwuchs in der Zahnarztschaft. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV Sachsen-Anhalt) warnt vor einem dramatischen Versorgungsengpass bis zum Jahr 2030.
Ihr Kommentar hingegen schlägt vor, dass die Privatisierung der Zahnarztpraxen und die direkte Bezahlung der Behandlungskosten durch die Patienten eine Lösung für das Problem darstellen könnten. Diese Sichtweise greift jedoch nicht die eigentlichen Ursachen des Mangels an Zahnärzten auf, noch trägt sie dazu bei, die Herausforderungen der zahnärztlichen Versorgung in Sachsen-Anhalt zu lösen.
Stattdessen würde eine Privatisierung der Zahnarztpraxen das Problem wahrscheinlich sogar verschärfen, da dies die Zugänglichkeit zur zahnärztlichen Versorgung für viele Menschen erschweren könnte, insbesondere für jene, die auf eine finanzielle Unterstützung durch die gesetzlichen Krankenkassen angewiesen sind. Es ist wichtig zu erkennen, dass der Mangel an Zahnärzten in Sachsen-Anhalt ein strukturelles Problem ist, das durch gezielte Maßnahmen zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften im zahnärztlichen Bereich angegangen werden muss, wie es die KZV Sachsen-Anhalt und andere Beteiligte vorschlagen.
Zentralinstitut für betreutes Denken,
Sie verweigern sich dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Höhere Preise für Zahnarztbehandlungen bedeuten auch mehr Praxen und damit auch mehr Zahngesundheit.
Nein. Du hast das Prinzip von Angebot und Nachfrage nicht verstanden. Es kommt durch höhere Preise weniger zur Nachfrage nach Praxen als zur sinkenden Nachfrage nach zahnärztlichen Leistungen. Daraus folgen dann aus Patientenmangel noch weniger Praxen.
Die Nachfrage regelt das Angebot und nicht anders herum. Wer sich hohe Preise nicht leisten kann, kauft nicht. Wie schon mal gesagt. Geh bitte nicht in die Politik.
„Es kommt durch höhere Preise weniger zur Nachfrage nach Praxen als zur sinkenden Nachfrage nach zahnärztlichen Leistungen“
Wer Wert auf gepflegte und nicht-schmerzende Zähne legt, wird den höheren Preis aus selbstverständlich akzeptieren. Höhere Preise würden auch das Angebot steigern, weil ausländische Zahnärzte eine höhere Motivation hätten, ihre Praxis nach Deutschland zu verlagern.
„Die Nachfrage regelt das Angebot und nicht anders herum.“
Das ist eine äußerst eindimensionale Betrachtungsweise, die von keinem wirtschaftlichen Theorem gestützt wird. Ich kann Ihnen nur empfehlen, mikro- und makroökonomische Vorlesungen an der MLU zu besuchen. Da wird auch Ihnen bei manchen Themen etwas klarer.
„Wie schon mal gesagt. Geh bitte nicht in die Politik.“
Darüber entscheiden die Wähler bei der nächsten Stadtratswahl. 🙂
Bedeutet also im Umkehrschluss. Höhere Preise ziehen eine Flut an Patienten nach sich, die das auch bezahlen können.
Denn was teuer ist muss gut sein.
Dadurch reichen die Praxen nicht mehr aus und ausländische Zahnärzte eröffnen neue Praxen. Die müssen dann natürlich die Preise erhöhen um noch mehr Patienten zu bekommen und in 10-20 Jahren ist Deutschland das Land der Zahnärzte.
Wir haben dann einen weltweiten Zahnpflegetourismus ungeahnten Ausmaßes.
Kommt das so in etwa hin?
Stimmt. Ich habe Marktwirtschaft bisher wirklich nicht verstanden
„Darüber entscheiden die Wähler bei der nächsten Stadtratswahl.“
Das werden sie durchaus.
Ich hatte noch nie Probleme mit meinen Zähnen.
Das ist echt ein Thema, wo man mal die Zähne zusammenbeißen muss und überlegen, wie man die Situation verbessern kann.
Zeit wirds, dass auch hier, wie im besten Land der Welt, die Menschen nach Möglichkeit schon in jungen Jahren mit Zahnlücken und Rolllator durch die Gegend laufen. Wer schon einmal in Kalifornien war, weiß wovon ich schreibe.
Vielleicht sollte man mal schauen, bedarfsgerecht auszubilden. So lange willige junge Menschen mit schlechter als 1,0 keinen Studienplatz bekommen, muss hier keiner jammern. Mit schlechter meine ich 1,1 oder 1,2 oder 1,3 Notendurchschnitt. Gleiches Problem bei den Allgemeinärzten. Da hilft auch das Landarztprogramm nicht. Wer kann es sich denn wirklich leisten, erst jahrelang Berufserfahrung zu sammeln, bis man über dieses Programm mal an einen Studienplatz kommt. Und wer sagt, dass Menschen mit 1,0 Notendurchschnitt wirklich für diesen Beruf geeignet sind?
Eine zahnlose Gesellschaft, das passt doch zu Deutschland.
Die zahnlosen Bürger können dann den herrschenden Adel nicht mehr beißen.
Dann solltet ihr darauf achten, dass wieder mehr Männer Zahnmedizin studieren.
Alle Zahnärztinnen, die ich kenne, arbeiten nur Teilzeit.
Oder kürzt die Honorare, dann sind die auch wieder gezwungen, Vollzeit zu arbeiten.
Schlimmer wäre 500000 hätten keine Zähne. Warum machen dann die wenigen in den Schulferien Urlaub?