Welt-AIDS-Tag: 84 HIV-Erstdiagnosen in Sachsen-Anhalt

Nach Mitteilungen des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember wurden im letzten Jahr beim Robert-Koch-Institut 84 HIV-Erstdiagnosen für Sachsen-Anhalt ausgewiesen, eine mehr als im Jahr 2014 und 50 mehr als in 2010.
Unter den Neuinfizierten waren 70 Personen männlichen Geschlechts. Häufigste Ursache einer HIV-Infektion bei Männern war hier der ungeschützte Geschlechtsverkehr mit homo- oder bisexuellen Männern. Vier von zehn Männern (30 Neuinfektionen) infizierten sich auf diese Weise. Damit bilden homo- bzw. bisexuelle Männer das größte Infektionsrisiko. Jeder vierte Mann (20 Neuinfektionen) infizierte sich beim Geschlechtsverkehr mit einer Frau. Bei den übrigen 20 Neuinfektionen war die Ursache entweder nicht bekannt oder es handelte sich um Neuinfektionen durch unsterile Spritzen beim intravenösen Drogenkonsum.
In den Altersgruppen der 20- bis unter 30-Jährigen (26 Neuinfektionen) bzw. 30- bis unter 40-Jährigen (30 Neuinfektionen) waren die meisten Neuinfektionen registriert worden. Die größte Zunahme war im Vergleich zum Vorjahr bei den 50- bis unter 60-Jährigen zu beobachten. Hier stieg die Zahl der Neuinfektionen von 5 auf 12.
In den Krankenhäusern mussten im Jahr 2014 insgesamt 5 Frauen und 27 Männer an den Folgen der HIV-Krankheit behandelt werden, darunter 13 Personen wegen einer bakteriellen oder parasitären Infektion infolge der Immunschwäche.
An den Folgen von HIV bzw. AIDS verstarben laut Todesursachenstatistik innerhalb des letzten Jahres 6 Männer und 4 Frauen aus Sachsen-Anhalt. Das durchschnittliche Sterbealter betrug 50,8 Jahre.
Eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) ist eine lebensbedrohliche Erkrankung aufgrund einer schweren Schädigung der T-Helferzellen, welche eine entscheidende Rolle in der Immunabwehr spielen. Mit voranschreitender Erkrankung nimmt die Zahl und die Funktionsfähigkeit der T-Helferzellen ab, was dazu führt, dass das Immunsystem immer weniger in der Lage ist, seine Schutzfunktion zu erfüllen. Dies geht mit einer dramatischen Verschlechterung des Gesundheitszustandes einher und führt unbehandelt zum Tod.
Sven Warminsky, Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt e.V. freut sich über die Stabilisierung der Neu-Infektionen, nachdem Sachsen-Anhalt – entgegen dem Bundestrend (hier waren die Neuinfektionen weitestgehend stabil) – viele Jahre mit steigenden Neuinfektionen zu kämpfen hatten.
Die Neuinfektionen bei den Frauen sind weiterhin am geringsten mit 14 Neuinfektionen im Jahre 2015, bei den Männern am höchsten mit 70 Neuinfektionen in 2015. Für Kopfzerbrechen sorgt bei den AIDS-Hilfen des Landes Sachsen-Anhalts das Thema Syphilis. Warminsky: „Eine erhöhte Infektionsrate verzeichnen wir bei Syphilis, im Jahre 2014 mussten wir 111 Neuinfektionen und 2015 138 Infektionen notieren, dies ist eine Steigerung um 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Thema der weiterhin steigenden Infektionen bei den sexuell übertragbaren Infektionen ist nach wie vor eine große Herausforderung für die AIDS-Hilfen in Sachsen-Anhalt.“
Verschiedene Schutzmöglichkeiten stehen heute zur Auswahl
Ein Großteil der HIV erkrankten Menschen in Sachsen-Anhalt können den Virus nicht mehr weitertragen, da diese eine HIV-Therapie erhalten,doch Schätzungsweise 13.000 Menschen in Deutschland wissen nichts von Ihrer HIV-Infektion und werden somit nicht behandelt.
Sven Warminsky, Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt e.V. sagt: „Verschiedene Schutzmöglichkeiten stehen heute zur Auswahl und diese sollten immer auf die persönlichen Erfordernisse zugeschnitten sein. Neben dem Kondom gibt es die sogenannte (PEP) Postexpositionsprophylaxe, welche innerhalb von 48 Stunden nach einer wahrscheinlichen Infektion genommen werden muss, um eine echte Infektion noch in letzter Minute zu verhindern. Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) hingegen verhindert das ausbreiten des Virus im Körper und kann prophylaktisch eingesetzt werden. Diese Form der Prävention muss aber privat bezahlt werden.“
Diskriminierung ist noch immer ein Problem
Leider ist ein offener Umgang mit HIV, auch nach über 30 Jahren noch immer nicht Alltäglich. Diese Diskriminierung ist immer noch ein Grund sich nicht testen und damit behandeln zu lassen. Sven Warminsky: „Einen enormen Beitrag leisten die AIDS-Hilfen in dem Bereich durch Ihre Antidiskriminierungsarbeit. Mit den bisherigen Ressourcen ist diese Arbeit aber nicht ausreichend zu stemmen. Prävention und Betreuung von Menschen mit HIV haben sich in den letzten Jahren enorm verändert. Wir stehen vor völlig neuen Herausforderungen, nicht nur in der Prävention.“
Neueste Kommentare