Azubi-Ticket für Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt soll ein Azubi-Ticket eingeführt werden. Für maximal 50 Euro im Monat, so der Vorschlag der SPD-Landtagsfraktion, können alle Lehrlinge rund um die Uhr Züge und Busse in ganz Sachsen-Anhalt nutzen. Die Partei schlägt eine zweijährige Pilotphase ab 1.8.2020 vor.
„Es geht nicht um die Frage, ob und wie wir ein Azubi-Ticket einführen, sondern darum, ab wann und wer es bezahlt“, sagte Verkehrsminister Thomas Webel zum Vorschlag der SPD. Fachlich sei die Einführung eines Azubi-Tickets möglich. Doch eine solche Lösung sei nicht zum Nulltarif zu haben, sondern koste einen zweistelligen Millionenbetrag, etwa 10 bis 13 Millionen Euro. „Dieser könne jedoch – der Logik der Aufgabenstellung als sozial-/ arbeitsmarktpolitische Maßnahme folgend – nicht aus dem Haushalt des Verkehrsressorts erfolgen“, erklärt das Verkehrsministerium.
„Wenn seit der Vereinbarung im Koalitionsvertrag das Azubi-Ticket in sechs Bundesländern eingeführt worden ist, nur nicht bei uns – dann haben wir ein Handlungsproblem“, erklärt die Fraktionsvorsitzende Katja Pähle. „Wir wollen, dass sich auch Sachsen-Anhalt unmissverständlich für die Attraktivität der beruflichen Ausbildung stark macht. Deshalb ist jetzt der Moment gekommen, dafür auch im Haushalt die nötigen Mittel bereitzustellen.“ Die Voraussetzungen dafür sollen mit dem Regierungsentwurf zum Landeshaushalt 2020/21 geschaffen werden.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und arbeitsmarktpolitische Sprecher Andreas Steppuhn verweist auf den Landtagsbeschluss vom November 2018 für die rasche Einführung eines Azubi-Tickets: „Das Parlament hat sich damit eindeutig positioniert – jetzt ist die Regierung am Zug. Wirtschaft, Kammern und Gewerkschaften dringen schon lange darauf. Jetzt muss endlich eine Erprobungsphase eingeleitet werden, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Das sind wir den jungen Menschen schuldig.“
Holger Hövelmann, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, betont den Aspekt der Fachkräftesicherung: „Unsere Betriebe stehen in scharfer Konkurrenz um die Fachkräfte von morgen. Junge Leute haben nicht nur die Möglichkeit eines Hochschulstudiums, sondern auch die Bedingungen für Ausbildung und Beschäftigung in den Nachbarländern vor Augen, wenn sie sich für einen Ausbildungsweg entscheiden. Gute Leute gibt es nicht zum Nulltarif! Neben Ausbildungsvergütung und Gehalt müssen deshalb auch die Rahmenbedingungen stimmen.“
Derzeit wird über die Einführung eines Azubi-Tickets diskutiert. Für Cornelia Lüddemann, Sprecherin für Mobilität der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen ist eine gute Mobilitätspolitik für das Flächenland Sachsen-Anhalt essentiell. „Wir wollen, dass junge Menschen in Sachsen-Anhalt preiswert und verlässlich von A nach B kommen. Preiswerte Tickets für Auszubildende sind dafür ein guter Baustein. Aber uns ist es wichtig, von Beginn an größer zu denken. Unser langfristiges Ziel ist, ein günstiges landesweites Ticket für alle jungen Menschen in Sachsen-Anhalt ins Leben zu rufen“, sagt Lüddemann. „Diese Perspektive muss jetzt schon bei einer möglichen Erprobung eines Azubi-Tickets berücksichtigt werden. Letztlich ist das Tarifsystem aber nur ein Baustein. Das beste Ticket bringt nichts, wenn der Fahrplan unattraktiv ist oder der Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln erschwert wird, wenn zum Beispiel Anlagen zum Radabstellen fehlen. Daher reicht es nicht Einzelantworten zu entwickeln, sondern wir wollen eine Mobilitätspolitik aus einem Guss. Dafür braucht es ein richtungsweisendes Mobilitätskonzept für Sachsen-Anhalt und daran arbeiten wir derzeit“, so Lüddemann abschließend. Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen veranstaltet am Montag, den 09. September, den Fachtag „Fahrt aufnehmen“, um den Rahmen und die Ausgangslage für ein solches Mobilitätskonzept abzustecken.
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