Läden kämpfen um Existenz: Baustelle in der Schulstraße dauert vier Monate länger
Die Stadt Halle hat mit der Sanierung der Schulstraße kein Glück. Die erste Baufirma ging Pleite, so dass die Arbeiten im vergangenen Jahr gestoppt werden mussten und monatelang ein großes Loch klaffte. Doch auch mit der neuen Baufirma, einem eigentlich bekannten mittelständischen Unternehmen, werden Stadt und Anlieger nicht warm. Am Dienstag nun musste die Stadtverwaltung bei einer Anwohnerversammlung die Katze aus dem Sack lassen. Die Arbeiten verzögern sich um mindestens 15 Wochen. Als neuer Fertigstellungstermin wird nun der Juni 2017 genannt.
Gleich eine Vielzahl an Punkten führte die Stadt an, die zu den Verzögerungen führten. So habe es im Untergrund unerwartet massiven Fels gegeben. Auch seien Leitungen anders verlegt gewesen, als in den teilweise 80 Jahre alten Bauplänen verzeichnet. Dadurch sei es nicht möglich gewesen, sämtliche neue Leitungen in einem gemeinsamen Kanal zu verlegen. Auch hätte diesbezüglich die Bautechnologie geändert werden müssen. Als ebenfalls problematisch habe sich der schlechte Zustand vieler Leitungen erwiesen. Und auch archäologische Funde wie eine Holzwasserleitung und einen alten Brunnen habe man gemacht.
Doch hinzu kommen noch erhebliche Probleme mit der Baufirma. „Die Besetzung der Baufirma ist unzureichend“, erklärte ein Vertreter der Stadtverwaltung. Es sind also zu wenige Mitarbeiter vor Ort, um das Pensum zu schaffen. Doch seien die Möglichkeiten der Stadt diesbezüglich beschränkt. Man könne nur mahnen. Bei einer neuerlichen Baukontrolle war nicht einmal ein LKW-Fahrer verfügbar. Der habe sei beim Gassi-Gehen gestürzt und habe sich die Knien aufgeschlagen. Anwesende Anwohner quittierten das mit den Worten: „Und Halloween steht noch bevor“, wohl in der sarkastischen Befürchtung, dass es noch schlimmer kommt. Immerhin sollen noch in diesem Jahr die Fußwege gepflastert und die Straßendecke zumindest provisorisch geschlossen werden, versprach die Stadt mit Blick auf eine von der Baufirma erhaltene Terminkette. Angelika Förster, Fachbereichsleiterin Straßenbau in der Stadtverwaltung, erklärte, man sei an die Vergabevorschriften gebunden, müsse das wirtschaftlichste Angebot nehmen, und das sei meist das preiswerteste. Beim Zuschlag habe es keine Anhaltspunkte gegeben, dass die Firma nicht leistungsfähig sei. Zudem habe man in der Vergangenheit bereits öfter mit der Firma zusammengearbeitet, doch für den Altstadtkern war es eine Premiere. Zu etwaigen Schadensersatzforderungen wollte sich die Stadt noch nicht äußern. Doch man ließ durchblicken, bei künftigen Ausschreibungen bei der Vergabeentscheidung die aktuellen Probleme mit der Firma einfließen zu lassen. Für das Unternehmen könnten dadurch also lukrative Aufträge verloren gehen. Ein Anwohner meinte nur: „Wer billig bau, baut zweimal…“
All das kann aber die Anwohner nicht beruhigen. Sie lieben sei Monaten mit einer vollgesperrten Straße. Der Blumenladen hat zwischenzeitlich geschlossen und zwei Mitarbeiter entlassen, weil einfach keine Kunden herankamen. Die Betreiberin wagt nun zum 1. November den Neubeginn, will ihren Laden dann wieder öffnen. Doch zuvor will sie von der Stadt gewährleistet wissen, dass die Schulstraße überhaupt durchgängig zumindest für Fußgänger genutzt werden kann. Denn genau dieses Thema führte ebenfalls zu einer absurden Diskussion. „Man kann durchgehen“, meinte ein Vertreter der Stadtverwaltung. Das mag vielleicht für die Abendstunden gelten, wenn die Bauarbeiter abgezogen sind und Absperrungen Beiseite geschoben werden. Doch zwischen Uniplatz und Großer Ulrichstraße stehen eigentlich Verbotsschilder, die das Begehen durch Fußgänger verbieten. Dabei hatte vor Beginn der Bauarbeiten die Stadt immer wieder erklärt, dass eine durchgängige Begehbarkeit gewährleistet wird. Überhaupt ist die Besitzerin des Blumenladens unzufrieden mit der Stadt. Durch Zufall habe sie von der geplanten Vollsperrung erfahren und kurzfristig die Mitarbeiter entlassen, den Laden zugesperrt. Die Stadt habe den Vorschlag gemacht, die Mitarbeiter für den Zeitraum in Kurzarbeit zu schicken. „Dann hätte ich trotzdem 40 Prozent der Lohnkosten tragen müssen. Doch von was?“, beklagte sie die ja fehlenden Einnahmen.
Auch andere Geschäftsleute sind unzufrieden, so ESC-Geschäftsführer Gerhard Oppenhorst, zugleich auch Vermieter des Blumenladens, der nun Mietausfälle beklagte. Der Stadt warf er eine „Kommunikationskatastrophe“ vor. „Sehr ärgerlich“ nannte ein Vertreter von Brillenwelt das Vorgehen. „Ist sich die Stadt ihrer Verantwortung überhaupt bewusst?“ Sein Laden sei zuerst von den langen Baumaßnahmen in der Großen Ulrichstraße betroffen gewesen und nun seit Monaten von den Arbeiten in der Schulstraße.
Klar ist auch, dass ab 23. Dezember für mindestens drei Wochen die Arbeiten ruhen, dass ist Winterpause bei der Baufirma. Sollte es zu einem schneereichen und harten Winter kommen, drohen weitere Verzögerungen. Angelika Förster sagte, die Stadt habe Ende September von den Bauverzögerungen erfahren. Anwohner wollten das nicht so recht glauben, blicken sie doch tagtäglich auf das Chaos. Ein Bewohner meinte gar, die Baufirma habe die Stadt schon im August über die Verzögerungen informiert. Anlieger beklagten fehlende Spundwände zum Arbeitsschutz an der Baustelle. Auch würden seit Wochen Stromleitungen freiliegen. „Wenn da jemand was reinwirft, ist das ganze Viertel dunkel“, so ein Anwohner. Die Stadt will dem nachgehen. Doch durch die Bauarbeiten sei euch das Blitzschutzsystem der Kulturinsel nur teilweise funktionsfähig.
Am Rande gab es noch Fragen dazu, wann die Mittelstraße und die Barfüßerstraße saniert werden. Baudezernent Uwe Stäglin konnte hierzu noch keine Angaben machen. Er verwies auf die Ausgleichsbeträge. Grundstückseigentümer sollen sich finanziell an Sanierungsmaßnahmen von Straßen beteiligen. Anliegern werden „Rabatte“ gewährt, wenn sie vorzeitig zahlen. Stäglin machte deutlich, man sei auf diese Einnahmen angewiesen, es gebe für die Straßenbauvorhaben in der Altstadt keine Fördermittel.
Unfähige Amateure…
Nachtschwärmer, übernehmen Sie!
Das ist nicht mein Beruf! Der der Stadtverwaltung und der der Baufirma aber offensichtlich auch nicht…
Merkwürdig, dabei sind doch so viele Fachkräfte ins Land gekommen.
Dieser Kommentar steht auf einer Stufe mit dem von mirror zur Schädlichkeit der Apotheken-Umschau in einem Artikel übers Rauchen.