„Eine vom Hass getriebene Katastrophe, die wir nie vergessen dürfen“: Gedenken in Halle an die Novemberpogrome 1938
Auf dem Marktplatz in Halle (Saale) wurde am Samstagabend an die Pogromnacht vom 9. November 1938 gedacht. Jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, Synagogen in Brand gesteckt – so auch die hallesche Synagoge am Großen Berlin. 124 jüdische Männer wurden ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Im Anschluss an das Gedenken auf dem Marktplatz wurden noch Kerzen am Denkmal für die zerstörte Synagoge am Jerusalemer Platz niedergelegt.
„Die Pogromnacht vom 9. November 1938 war kein Schicksal“, sagte Bürgermeister Egbert Geier, „sie war eine vom Hass getriebene Katastrophe, die wir nie vergessen dürfen.“ Geier erinnerte daran, dass der 9. November mit vielen schicksalhaften Ereignissen der deutschen Geschichte verbunden ist, wie Gründung der Weimarer Republik, Hitler-Ludendorff-Putsch und Mauerfall zum Beispiel. “Der 9. November ist das prägendste Datum in der deutschen Geschichte.” All diese Ereignisse seien kein Schicksal gewesen, “sondern bewusste Taten.” Antisemitischmus sei heute wieder eine hoffähige Haltung geworden, beklagte Geier und verwies auf kürzlich stattgefundene Hetzjagden auf israelische Fußballfans in Amsterdam oder auf den Diebstahl von Stolpersteinen auch in Halle. “Wir müssen Hass entschieden entgegentreten, Hass darf nie die Grundlage für unser Handeln sein. Es liegt an uns. Wir haben es in der Hand, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen wollen.”
Genau diese Mitmenschen wolle man mit der Gedenkfeierlichkeit in den Mittelpunkt rücken, so Geier. Deshalb wurden am Roten Turm Fotos jüdische Familien eingeblendet. “Deutsche jüdischen Glaubens, die spätestens am 9. November 1938 aus ihrem Alltag gerissen wurden. Der Alltag dieser Menschen habe sich bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten nicht von denen anderer Hallenser unterschieden. Bei den eingeblendeten Bildern handele es sich um Fotos von Familienfeiern, Einschulungen, Menschen beim Musizieren, beim Schlittenfahren, im Urlaub. “All diese Fotos zeigen unspektakuläre Alltagssituationen, die jeder von uns Tagein Tagaus erlebt.” Die Bilder zeigen “das Leben, aus dem diese Menschen am 9. November 1938 brutal herausgerissen wurden.” Er appellierte an die Menschen, sich die Bilder genau anzuschauen und zu überlegen, was denn einen selbst von diesen Menschen unterscheidet. “Wie konnte es passieren, dass diese Jüdinnen und Juden, die ihr Leben in der Mitte hier in Halle lebten, brutal verfolgt wurden.” Und wie könne es sein, dass jüdische Menschen auch heute wieder in Halle um ihr Leben fürchten müssen. Geier ging dabei auf den Anschlag vom 9. Oktober 2019 auf die Synagoge ein. aber auch auf Äußerungen eines AfD-Stadtrats dazu.
Max Privorozki, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, erinnerte an die heutige Verklärung des Nationalsozialismus . beispielsweise mit der Errungenschaft des Autobahnbaus. Vergessen werde aber, dass diese durch Sklavenarbeit entstanden sind. “Man sagt, dass die Nazis die Grundwerte Ehe, Familie und Kinder hochgehalten hätten und vergisst, dass dies ganz und gar nicht für die Familien Verfolgter galt.” Jüdische Familien seien auseinandergerissen worden und selbst kleine Kinder wurden kaltblütig ermordet. Er frage sich, wie Deutschland mit seiner reichen Kultur zu solch einem Holocaust fähig war, “warum dem nicht Einhalt geboten wurde, wie dieser Zivilisationsbruch stattfinden konnte, warum haben so viele Deutch an Hitler und seinen Wahn geglaubt?” Die Frage sei, ob dies ein einmaliges Ereignis war oder sich wiederholen kann. Aidan Özoguz. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, hat online einen antisemitischen Post verbreitet. Den Post habe sie gelöscht und bleibe, als wäre nichts geschehen, im Amt. Er befürchte, es sei salonfähig geworden, sich antisemitisch zu äußern, ein Beispiel seien Äußerungen Berliner Hochschullehrkräfte. Privorozki vermisst Zivilcourage, auch in Halle. Zum Jahrestag des Anschlags auf israelische Siedlungen am 7. Oktober seien nur rund 300 Menschen zum Markt gekommen, Vertreter von Stadt und Kirchen seien nicht dabei gewesen. “Es gab Zeiten, in denen man Zivilcourage hätte mit seinem Leben bezahlen können, und sie trotzdem gezeigt hat.” Privorozki beklagte auch, dass die Kirchen während der Pogrome 1938 und dem anschließenden Holocaust geschwiegen haben, vom Papst nichts kam. Die Situation wäre vermutlich anders verlaufen, wenn der Papst sich öffentlich hingestellt hätte und gesagt hätte “Ich bin ein Jude”, dann hätten Millionen Menschenleben gerettet werden können.
“Damals gab es in meiner katholischen Kirche mehrheitlich Schweigen, Wegschauen oder offene Zustimmung”, stimme Thomas Dammann von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen den Worten Privorizkis zu. “Tausende Gaffer gab es. Reichskristallnacht haben sie es beschönigend genannt, so als wären nur Fensterscheiben zu Bruch gegangen.” Die deutschen katholischen Bischöfe hätten zur staatlichen Judenverfolgung geschwiegen. “Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch”, sagte er mit Blick auf aktuelle Ereignisse. “Das nationalsozialistische Gedankengut mit seiner furchtbaren Menschenverachtung ist in den Köpfen vieler Menschen. Deswegen stehen wir hier heute Abend. Wir müssen dem Antisemitismus etwas entgegensetzen.”
Meinen Beobachtungen nach, war niemand von „Die Linke“ vor Ort des Gedenkens, obwohl diese doch immer den Mund sehr weit aufmachen, wenn es um derartiges geht! Dr. Vogt und Herr Bernsteil waren da, Herr Geier als Redner sowieso. Aber von den „üblichen Verdächtigen“ habe ich niemanden wahrgenommen. Wahrscheinlich war es denen zu kalt…
Mit welcher Arroganz sie hier Fake News verbreiten. Es waren zahlreiche Vertreter*innen der Linken anwesend, u.a. die ehemalige Stadtratsvorsitzende Katja Müller. Ebenso waren Vertreter*innen von SPD, Grünen und Volt /MitBürger anwesend.
@Faktencheck: Die müssen sich dann recht gut in den hinteren Reihen versteckt haben, die von mir benannten standen ganz vorne ! Als die Dame mit dem Musikstück angefangen hat, waren es circa 100 Menschen, eine sehr überschaubare Veranstaltung also. Mit Arroganz hat meine Aussage nichts zu tun. Was ich gut fand war, dass bei den Vorträgen nicht gegendert wurde!
Dass man daran immer erinnern muss damit das nie wieder geschieht ist völlig richtig. Aber ihr erinnert einfach zu oft so dass es anfängt ins Gegenteil umzuschlagen. Hört auf damit ich will das so nicht
Ob DU das willst oder nicht. Das darf niemals vergessen werden. Das kollektive Erinnern muss sein!
Taj, wahrscheinlich weil es „einfach zu oft“ immer wieder passiert und das erstaunlicherweise, wo es nicht mal 100.000 Menschen mit jüdischen Glauben in diesem Land gibt.
„Hört auf damit ich will das so nicht“
Dann musst du dich wie ein kleines Kind in eine Ecke setzen, Mund, Ohren und Augen zuhalten und folgendes summen:
„2 x 3 macht 4
Widdewiddewitt
und Drei macht Neune!!
Ich mach‘ mir die Welt
Widdewidde wie sie mir gefällt.“
Es passiert also nicht weniger, obwohl oft daran erinnert wird? Dann sollte man vielleicht mal drüber nachdenken, ob das der richtige Weg ist, oder? Wie war noch gleich der Albert Einstein zugeschriebene Aphorismus: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Einmal im Jahr wird der Pogromnacht gedacht. Was ist daran zu viel? Vielen Menschen ist das auch sehr wichtig.
Wer ist ihr , und welches Gegenteil ?
Und zur Erinnerung, Du bist nicht der Nabel der Welt.
Wer sind SIE denn oder wollen SIE sein wenn sie glauben bestimmen zu können mit was ein Land / Stadt / Ort aufhören soll weil SIE es nicht wollen.
Wenn der Antisemitismus, wie jetzt gerade wieder in Amsterdam, fast jeden Tag dazu führt, dass Menschen jüdischen Glaubens verfolgt, beleidigt und geschlagen, ja sogar getötet werden, dann MUSS immer wieder daran erinnert werden bis es auch der Letzte begriffen hat.
Rechtsradikale und der politische Islam sind die größten Feinde des Judentums.
@Marcus: Linksextreme die lauthals für „Pro Palästina“ sind, gehören ebenso dazu!
Das ist auch richtig!
Was ist mit der Weltfinanz? Förderlich oder nicht?
Ach so, also kein Existenzrecht für Palästina macht die Situation für jüdische Menschen auf der Welt sicherer…ist klar.
Ja, das denke ich auch. Vergessen hast du noch das politische Judentum (Zionismus) mit seiner Vorstellung vom auserwählten Volk…der ist auch ein Feind der überwiegenden Mehrheit der friedliebenden jüdischen Gläubigen…Siedlerterror, im Gang befindlicher Völkermord in Gaza, Militärdienst für orthodoxe Juden…bis hin zum akut drohenden Flächenbrand in der Region bis hin zur existenziellen Gefahr für das Land Israel und seiner Bevölkerung.
Rechtsradikale haben zufälligerweise kein Problem mit dem Zionismus.
Das ist aber jetzt falsch. Die Juden in Israel sind friedlich.
Manche würden die getöteten Palästinenser nicht zwingend als Friedenssymbole ansehen.
Nicht zu vergessen ist, dass die Spaltung in Israel maßgeblich von finanzstarken evangelikalen Christen in den USA gefördert wird, die mit der Wiederkehr von Jesus rechnen und hoffen, dass alle Juden zum Christentum bekehrt werden. Aber die kann man vermutlich auch den Rechtsradikalen zurechnen.
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem es kroch…Kapitalismus halt mit seinem spalte und herrsche, OK. Aber was ist die Forderung? Verbot aller faschistischen Parteien und ihrer Propaganda statt warten bis es zu spät ist vielleicht? Dazu gehört auch die Ächtung von imperialistischen Kriegen bis hin zu Völkermord…statt ihre Rechtfertigung!
„Kapitalismus halt mit seinem spalte und herrsche“
…deine verqueren ansichten können auch gern in diesen „schoß“ zurück krauchen und dort vermodern.
sozialismus als auch kommunismus haben weltweit völlig versagt.
ich denke nicht das es mit dir als diktator anders wäre.
Die Progrome waren immer auch Ausdruck der pseudowissenschaftlichen, rassebiologischen Vorstellungen des Hitlerfaschismus. Den nicht nur Juden umfassenden Vernichtungsplänen standen die Fantasien von einer Herrenrasse gegenüber.
Der 09. November 1938 war aber auch der Versuch, die durch die seit 1933 ununterbrochene Hochrüstung für den kommenden Weltkrieg geplünderten Staatskasse vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Hinter dem Hass standen eben auch knallharte finanzpolitische Interessen, die dem Faschismus etwa 1 Mrd. Reichsmark einbrachten und für die weitere Kriegsvorbereitung genutzt werden konnten.
Man ahnt, wohin deine „Gedanken“ gehen…
Dann lass alle teilhaben, an Deinen mystischen Ahnungen meiner Gedanken oder sind es doch nur eigene vulgäre Vorurteile?
„Der Jud‘ ist selbst schuld.“ zum Beispiel.
Du kannst aufstampfen und rumheulen. Ändert nichts.
Das habe ich da als unbeteiligter Leser aber nicht rausgelesen.
Ernsthaft? Woraus willst Du dass denn rausgeahnt haben? Beleidigst Du jeden Andersdenkenden durch unterstellte antisemitische Stereotype?
Menschen, die sowohl des Lesens, wie des Denkens mächtig sind, sollten herausgelesen haben können, dass ich zusätzlich zur gerechtfertigten moralischen Empörung auch eine inhaltliche (wissenschaftliche) Auseinandersetzung mit den Wurzeln des faschistischen Rassenhasses eingefordert hatte. Was ich angesichts der Renaissance faschistische Vorstellungen für dringend geboten halte.
Nun bist du beleidigt. Oooch.
Sagi, mach dich zurück in deinen Keller! 😛
Vollkommen zu recht! Bei einem solch primitiven Widerling und faschistoiden Hetzer!
Du hast wirklich das Prinizip des denunzierenden, faschistischen Blockwarts völlig verinnerlicht! Und das angrsuchts des Gedenken an den 09. November!
Das sowas hier überhaupt schreiben darf!
Aber so wirklich abstreiten willst den Vorwurf auch nicht. Hm.
Und einen anderen Menschen als „sowas“ zu bezeichnen, ist auch so eine faschistoide Entmenschlichung…
…und du ohne argumente
Einstein meinte einmal:
„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
Es gibt hier Forenten, die unbedingt die Richtigkeit des zweiten Teil der Aussage Einsteins an sich selbst nachweisen wollen!
Immer noch kein Abstreiten….
Und ob Einstein das tatsächlich gesagt hat, ist ebenfalls nicht sicher.
@Aushilfsargument
Es gibt nichts abzustreiten, da es kein auch nur annähernd rational begründetes Argument gibt, mit dem man sich auseinandersetzen könnte.
Ich bin doch nicht der Psychotherapeut für die kranken Fantastereien irgendwelcher gestörter Forenten. Hier empfehle ich @oyve eine Gesprächsrunde in der Politsekte seiner Wahl.
„Es gibt nichts abzustreiten“
Das war (mir) von Anfang an klar. Schön, dass du es nun endlich zugibst.
Was sind bitte ‚Progrome‘?
Falls du POGROM meinst, sollteste das auch so schreiben!
Steht auch mehrmals richtig im Text!
Das Wort stammt übrigens aus dem Russischen (noch vor Lenin), wie man nachlesen kann.
Was sind bitte ‚Progrome‘?
Falls du POGROM meinst, sollteste das auch so schreiben!
Steht auch mehrmals richtig im Text!
Stammt übrigens aus dem Russischen (noch vor Lenin), wie man nachlesen kann.
Und am 11.11.1918 wurde in einem Eisenbahnwaggon mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens der 1. Weltkrieg beendet. https://earthobservatory.nasa.gov/images/153556/the-glade-of-the-armistice
Den Überlebenden war wohl kaum nach Fasnacht zumute.
}
An diesem Tag wird in den USA der Gefallenen gedacht.
Was ist eigentlich mit der zweiten jüdischen Gemeinde in Halle. Längen nichts von dieser Gruppe gehört.
Tote soll mal ruhen lassen. Erst recht im Jahr 2024.
Der jüdische Glauben mit seinen Gläubigern haben schon vor langer Zeit den Deutschen verziehen.
Wer will uns immer wieder Schuldgefühle einhämmern ?
Ich achte und schätze meine Mitmenschen so wie er mich achtet und schätzt. An mir soll es nicht liegen.
Die Toten mahnen uns aber auch. Es geht auch nicht um Schuldgefühle. Sondern um Verantwortung. Und das was zur Nazizeit passierte, ist gar nicht zu verzeihen. .
Weißt du eigentlich ,dass es auf der ganzen Welt Nazis gibt ? Zum Beispiel in Russland, Polen, Ukraine Amerika findest man Nazis. Es ist also kein deutsches Problem.
Es ist nicht mal ein reines Nazi-Problem.
Millionen Menschen auf diesem Planeten, die gar nichts mit Nazis zu tun haben, wollen alle Juden, die es gibt, ermorden und sie damit ausrotten!
Schön. Aber wenn die neuen Judenhasser aufmarschieren oder wie in Amsterdam Hetzjagden veranstalten, ist von diesen Sonntagsrednern nichts mehr zu sehen.
Hetzjagden, soso.
Diesmal waren es wirklich welche und nichts, was sich Merkel ausgedacht hat.
Ach, diesmal nun aber wirklich.
Und Merkel, ach ja.
Alles natürlich aus den Mainstream-Medien erfahren. Schon klar.
Vielen Menschen scheint das Relativieren, Herunterspielen, Verharmlosen oder gar Abstreiten von unvorstellbaren Gräueltaten Spaß zu machen. Ob aus Unwissenheit, Gleichgültigkeit oder ernst gemeinter Grausamkeit ist hier zweitrangig. Dabei war und IST es eine kollektive Schuld, die wir tragen und die im Gedächtnis bleiben muss. Der Gedenktag reicht aber keinesfalls aus, es braucht dringend eine lebendige – , aufrichtig menschliche und wirklich nachhaltige Erinnerungskultur – Gegen diese Menschenverachtung.
„IST es eine kollektive Schuld“
ähm weil?