Magie des Augenblicks: Moritzburg zeigt 31 weitere Werke
Arbeiten auf Papier dürfen nur 12 Wochen (in abgedunkelten Räumen) gezeigt werden und müssen danach längere Zeit in Dunkelheit ruhen, damit auch spätere Generationen diese lichtempfindlichen Werke genießen können. Diese Tatsache ist für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ein willkommener Anlass, in der erfolgreichen aktuellen Sonderausstellung „Magie des Augenblicks. Van Gogh, Cézanne, Bonnard, Vallotton, Matisse. Meisterwerke aus der Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler“ noch einmal ganz neue Kunstgenussmomente zu inszenieren.
Ab sofort sind im Ausstellungsbereich Nordbox 31 neue Werke zu erleben. Thematischer Schwerpunkt ist hier der Blick auf das Sprachrohr der Kunstschaffenden in Frankreich um 1900, die „Revue blanche“, und die Künstlergruppe der „Nabis“, die mit ihren Werken die Besucher in das Paris der Jahrhundertwende einladen. Es gibt viel Ästhetisches zu entdecken, aber auch manch Hintergründiges: So entführt Odilon Redon mit seinen „Noirs“, seinen schwarzen Lithografien, in die Welt des Unterbewussten – lange vor Siegmund Freuds Psychoanalyse. Und Félix Vallotton thematisiert mit seinem Holzschnitt-Zyklus „Intimité“ – einem grandiosen Meisterwerk dieser Zeit! – pikante Tuschelthemen wie intime Schäferstündchen oder Ehebruch und legt damit künstlerisch den Finger in die Wunde der bürgerlichen Scheinmoral der kaiserlichen Gesellschaft um 1900. Gerade diese Holzschnitte Vallottons waren es, die den jungen Ernst Ludwig Kirchner 1905/06 zu seinen ersten druckgrafischen Versuchen inspirierten. Während Édouard Vuillard in seinen aufwendig gestalteten Farblithografien Blicke in die Innenräume der Pariser Bourgeoisie gestattet, geleitet Pierre Bonnard mit seinen malerisch angelegten Farblithografien den Betrachter direkt in das Paris der Belle Epoque. Paris … an der Saale – noch bis 11. September 2016 im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)!
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do-So/Feiertage 10-18 Uhr, Mi geschlossen
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