Tag der offenen Tür im HAVAG-Betriebshof: Fahrgäste fahren durch die Tram-Waschanlage und sprechen eigene Ansagen, neue TINA-Tram-Züge mit Klimaanlage vorgestellt
Nach fünf Jahren hat die Stadtwerke-Tochter Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG) wieder zu einem Tag der offenen Tür auf ihren Betriebshof in der Freiimfelder Straße eingeladen.
Möglich war dort zum Beispiel eine Mitfahrt durch die Straßenbahn-Waschanlage. Besucher konnten eigene Ansagen sprechen. Einige davon werden demnächst bei diversen Haltestellen im Stadtgebiet zu hören sein. Es gab Einblicke in die Werkstätten und die Lackiererei.
Ältere Fahrzeuge wurden ausgestellt. Vom Marktplatz aus gab es zudem die Möglichkeit, mit einer Tatra-Bahn zum Betriebshof zu gelangen – zumindest bis zum Nachmittag bevor die mittlerweile historische Bahn wegen eines Bremsen-Defekts abgestellt werden musste.
Ein Highlight war aber die neue Straßenbahn vom Typ “TINA”, eine Abkürzung für Total integrierter Niederflurantrieb. Einige Besucher hatten Tickets gewonnen, um sich mit einer VR-Brille virtuelle in der neuen Bahn umzusehen. Für alle anderen Besucher gab es aber zumindest einen Eindruck der neuen Bahnen auf Bildern.
Es handele sich nicht nur um Ersatzbeschaffungen, sagte HAVAG-Chef Vincenz Schwarz. Man beschaffe Straßenbahnen einer völlig neuen Qualität. Die neuen Trams, produziert vom schweizer Unternehmen Stadler, seien viel mehr auf die heutigen Belange der Fahrgäste abgestimmt. Deshalb werden auch die heutige möglichen technischen Voraussetzungen genutzt. “Die Bahnen sind einfach freundlicher, der Fahrgastraum ist barrierefrei gestaltet, es gibt keine Stufen mehr”, so Schwarz. Zudem seien die Gänge und Türen breiter. Auch sei der Fahrgastraum durch ein neues Beleuchtungskonzept viel heller. Klimaanlage, anders angeordnete Haltestangen … es wird sich einiges ändern. 32 Jahre sollen die neuen Bahnen verkehren. Da sei es eine respektable Aufgabe, die optimalen Bahnen für die Stadt auswählen zu dürfen.
Doch nicht nur für den Fahrgast, auch für die Fahrer ändert sich einiges. So werden die Kabinen größer, Stadt Rückspiegel gibt es Monitore, statt Tasten sind Touchscreens verbaut. “Wir nutzen einfach die Technik, die man heute verbauen kann, damit der Fahrer einen besseren Arbeitsplatz hat”, so Schwarz. Verbaut sind auch neue Stühle. Auch der Fahrlehrer findet dann in der Kabine Platz und muss nicht, wie heute, auf einem “Notsitz” sitzen. Wichtig sind für Fahrer aber auch die Sichtachsen, die sich in den neuen Bahnen ebenfalls verbessern. Kollisionswarnsysteme und Fahrassistenten ausgerüstet. “Man muss sich vorstellen: dort sitzen Menschen, die jeden Tag ihren Job verrichten.” Deshalb habe man innerhalb der HAVAG auch eine Arbeitsgruppe mit Fahrpersonal gegründet, die sich bei der Gestaltung eingebracht haben.
Die neuen Bahnen sind auch wartungsfreundlicher. “Das wird die Arbeit für unsere Werkstatt leichter machen”, so Schwarz. Doch es gibt auch eine Herausforderung. Denn einige der neuen Bahnen sind 45 Meter lang – gegenüber 30 Metern bislang. Deshalb müssen die Werkstätten auch umgebaut werden, neue Arbeitsgeräte und technische Prüfvorrichtungen sind nötig, es zieht mehr Digitalität ein.
Um die Klimaanlagen gab es in der Vergangenheit einige Diskussionen. So geht ja im Stadtverkehr bei einer Bahn nach jeder Minute nach der nächsten Haltestelle die Tür auf und heiße Luft strömt rein. Vincenz Schwarz begründet die Entscheidung unter anderem mit den steigenden Sommer-Temperaturen. Zudem gebe es heutzutage eine technisch vernünftige Lösung. Natürlich wird der Fahrgastraum nicht auf 18 Grad abgekühlt. Aber die Innentemperaturen sollen mindestens 3 Grad niedriger als Außen sein. Das ist ja momentan nicht so, da gleichen die Bahnen im Sommer einer rollenden Sauna.
In die Planungen für die neuen Bahnen ist auch der Fahrgastbeirat einbezogen gewesen, sagte Hans Joachim Berkes vom Fahrgastbeirat. Schon seit Jahren habe man sich eingebracht, extra eine Arbeitsgruppe gebildet. Er zeigt sich zufrieden, dass die neuen Bahnen zum Beispiel mehr Platz für Rollstühle und Rollatoren bieten, für Sehbehinderte gibt es künftige spezielle Signale, die ihnen zeigen, dass sich die Türen öffnen. Weil die neuen Bahnen viel geräumiger sind, konnte man so auch auf die Interessen der Radfahrer eingehen, so Berkes. Er zeigt sich auch zufrieden über die kommende Klimatisierung. “Das ist ein ganz wichtiges Thema für die Fahrgäste in Halle”, sagte er.
Straßenbahnen seien ein rollendes Stadtmöbel, sagte René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt. Die Straßenbahn präge das Bild der Stadt. “Ich bin mit den Tatra-Wagen aufgewachsen, die Generation meiner Eltern mit dem Gotha-Wagen und meine Urgroßeltern mit den Lindner-Wagen.“ Die neue Bahn werde das Gesicht der Stadt für die nächsten 30 Jahre prägen. Deshalb sei es wichtig, beim Stadtbahnprogramm nicht nur auf die Gestaltung von Haltestellen, Plätzen und Straßen zu achten, sondern auch auf die Gestaltung der Fahrzeuge. Man habe darauf geachtet, dass sich das Fahrzeug optisch ins Stadtbild einfügt. TINA habe eine schlichte Form und keine bullige Front. Aus anderen Städten wie Chemnitz kenne man eher wuchtige Fahrzeuge, die kastig wirken. “Das wäre für uns in den kleinen Altstadtstraßen sicher nicht das angemessene Design”, so Rebenstorf.
Habt ihr euch die mal abgesehen, die ständig für Preise erhöhen? Ja die sind das
„Statt Tasten gibt es Touchscreens“ – also wenn die nicht 32 Jahre lang anstandslos funktionieren werden, weiß ich auch nicht.