Pelikan prangt wieder an der ehemaligen Schwemme-Brauerei, Wiederaufbau des abgebrannten Südteils abgeschlossen, Führungen zum Tag des offenen Denkmals

Als im Herbst 2015 ein Großbrand in der ehemaligen Schwemme-Brauerei in der Innenstadt von Halle (Saale) ausbrach, war die Zukunft des historischen Gebäudekomplexes ungewiss. Der Südteil wurde bei dem Brand zerstört. Doch unzählige ehrenamtliche Helfer haben dafür gesorgt, dass eines der frühesten Industriedenkmale der Stadt Halle (Saale) nun endgültig gerettet ist. Im Sommer 2016 konnte der Schwemme e.V. das Gebäude erwerben. Eine Notsicherung wurde sofort in Angriff genommen. Ein Nutzungskonzept wurde erarbeitet. Tonnenweise Schutt wurde seither aus dem Gebäude geholt. Mit dem Wiederaufbau des abgebrannten Südteils des wertvollen Baudenkmals konnten die von Bund und Land geförderten Sicherungsmaßnahmen in Höhe von knapp 1 Mio. Euro erfolgreich abgeschlossen werden.
Seine Fassade ziert zudem das Hauszeichen des Pelikan, der seine Jungen durch sein Herzblut wieder zum Leben erweckt, in einer neu geschaffenen Rekonstruktion. Dank einer Förderung der Dr. Marianne Witte-Stiftung, die sich auch beim Stadtgottesacker einbringt, konnte die Darstellung von dem Wettiner Bildhauer Bernard Chemin gemeinsam mit Nicole Lehmann und Marian Romanus nach dem stark beschädigten historischen Vorbild aus der Erbauungszeit um 1718 ergänzt und als Kopie in Sandstein gearbeitet werden. Am Donnerstag wurde es offiziell enthüllt. Das originale Relief wird zukünftig im Inneren des Hauses ausgestellt. Es ist zu stark verwittert, eine Restauration war nicht mehr möglich. Wohl auch wegen der damals falschen Bearbeitung des Sandsteins. Von den damals typischen Hauszeichen gibt es heute in Halle nur noch ganz wenige, sagte Henryk Löhr von Schwemme e.V, so zum Beispiel an der Goldenen Rose und beim Goldenen Schwan.
Der Öffentlichkeit präsentiert der Schwemme e.V. das Pelikanrelief im Rahmen des Tages des offenen Denkmals am 10.09.2023 ab 10:00 Uhr. Zwischen 10:00 bis 16:00 Uhr werden stündliche Führungen angeboten. Der gemeinnützige Verein freut sich über Spenden für den weiteren Ausbau der Schwemme.
Heute ist die Schwemme ein kreativer Ort für Kunst und Kultur am Ufer des Saale-Mühlgrabens und einer Schaubaustelle zum Bauen mit natürlichen Baustoffen entwickelt. Im Jahr 2022 erhielt der Schwemme e.V. für sein Engagement den Denkmalpreis des Landes Sachsen-Anhalt.
Doch auch wenn von Außen alles schick ist, ist noch viel zu tun. Nun erfolgt der Innenausbau. Dabei kommt Lehm in verschiedenen Bauweisen zum Einsatz. Zudem wurden Fragmente einer Stuckdecke und gesichert. Am heutigen Freitag beginnt eine junge Frau mit ihrem freiwilligen sozialen Jahr in der Denkmalpflege und wird sich unter anderem auch mit dieser Stuckdecke und einer möglichen Wiederherstellung befassen. Auch eine Dachterrasse ist in Planung.
Wenn einmal alles fertig ist, soll die Schwemme unter anderem über Coworking-Spaces verfügen, eine vertikale Bühne für Kleinkunst, eine Mikrobrauerei, Bar, Ausstellungsräume und Ateliers.
Das 1718 auf dem vorstädtischen Strohhof bei Halle gegründete Brauhaus an der Schwemme trug einen Pelikan mit seinen Jungen als Zeichen. In der christlichen Überlieferung steht der Pelikan als Sinnbild für den Opfertod Christi und die Wiederauferstehung. So ist im mittelalterlichen Naturlehrbuch „Physiologus“ beschrieben, wie sich der Pelikan mit seinem Schnabel die Brust aufreißt, um seine vorher von ihm selbst getöteten Kinder durch Benetzung mit seinem Blut zu neuem Leben zu erwecken. Dieses Bild mit seiner großen Symbolkraft war als Hauszeichen, Wappen oder Symbol verschiedener Organisationen verbreitet. Heute am bekanntesten ist das Logo des Schreibwarenherstellers Pelikan. Für das Brauhaus an der Schwemme ist der Pelikan mit seinen Jungen als Siegel aus der Gründungsakte belegt, Bierflaschen und Werbeschilder tragen das Bild ebenfalls. Der Schwemme e.V. hat das Symbol wieder aufgegriffen und auf eine Medaille zum 300-jährigen Gründungsjubiläum geprägt. Auch die am historischen Ort heute wieder gebrauten Biere zeigen den Pelikan, der seine Jungen nährt.


























„Wenn einmal alles fertig ist, soll die Schwemme unter anderem über Coworking-Spaces verfügen“
Voll passend zu einem so historischen Gebäude. Geht es nicht EINMAL wenigstens ohne englische Begriffe? Amtssprache ist DEUTSCH!
Schön, dass das erhalten wird. Aber schade, dass es immer erst fast zu spät ist, bevor man sich um Erhalt bemüht. Das war beim Fachwerk-Eckhaus am Graseweg auch, wo erst ernsthaft was unternommen wurde, als der Erker schon nicht mehr zu retten war. Hätte man zehn Jahre eher angefangen, wäre da noch was gegangen. Das geht weiter bei den alten Wassermühlen (Neumühle, Steinmühle) und der Mansfelder Straße 59, inklusive Hinterhaus, und zieht sich bis zum alten Schlachthof fort.
So ist das eben, wenn man Geld in die ganze Welt verschenkt oder im Inland für Blödsinn verplempert, wie demnächst das sogenannte Zukunftszentrum. Dann bleibt eben für die Zeugnise der eigenen Geschichte nicht genug übrig.
Sitzen auf den Förder- und Vergabeposten dann auch noch Kultur- und Geschichtsbanausen, wird es ganz duster.
Was für eine krasse Verschwendung von Zeit, Geld und Ressourcen. Und das alles für ein paar Veranstaltungen und Büros, das Ding wird also fast immer ziemlich leer sein.
Das ist ohnehin nicht Sache der Allgemeinheit, sondern ausschließlich die des Vereins.
Aber das verstehst du wohl nicht, weil nirgendwo Mitglied…
Eine Million Euro von Land sind Sache der Allgemeinheit. Mit dem Geld hätte man eine ganze Menge Schultoiletten in Ordnung bringen oder Aufzüge für seniorengerechte Gebäude nachrüsten können. Aber nein, es wird für ein Abrisshaus ohne echten Zweck im Überschwemmungsgebiet verplempert. Ist doch schade drum.
Aber lulli-nulli freut sich. Ist doch auch was.