Sachsen-Anhalt zieht gemischte Bilanz nach Einführung des Neun-Euro-Tickets: “Infrastruktur ist für einen spürbaren Passagieranstieg nicht gerüstet”
“Der Feldversuch Neun-Euro-Ticket zeigt, die Infrastruktur ist für einen spürbaren Passagieranstieg nicht gerüstet”, sagt Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur und Digitales, Dr. Lydia Hüskens. “Es gab zu wenig Investitionen in den vergangenen Jahren. Dabei stehen sowohl der Bund als auch die Länder in der Verantwortung. Wir können nicht gegenseitig mit den Fingern aufeinander zeigen. Darüber gilt es zu reden, sowohl in Berlin als auch in Magdeburg.”
Sie zog heute eine gemischte Bilanz der Einführung des Neun-Euro-Tickets. „Die Erwartungen haben sich in jeder Hinsicht erfüllt, könnte man ganz knapp sagen“, erklärte Hüskens heute nach der Kabinettssitzung, in der sie ein erstes Fazit nach dem Pfingstwochenende zog. Für den normalen Pendler-Verkehr sei das Angebot ausreichend, aber für Wochenend- und Reiseverkehr am Wochenende ist die Zahl der Fahrzeuge nicht angemessen.
Eine dauerhafte Lösung mit dem 9-Euro-Ticket hält Hüskens für den falschen Weg.
Einerseits hätten tatsächlich deutlich mehr Menschen Bahn und Bus genutzt. „Damit wurde das Ziel erreicht, einen Anreiz dafür zu schaffen, das eigene Auto einmal stehen zu lassen“, sagte die Ministerin. „Auf der anderen Seite sind vielerorts infrastrukturelle Probleme im Schienennahverkehr zutage getreten, wie sie zu befürchten waren“, fügte sie hinzu. Vergleichbare Probleme gab es nicht im lokalen Nahverkehr, im Bus- bzw. Straßenbahnverkehr.
Nun sei das zurückliegende Feiertagswochenende mit einer Vielzahl großer Veranstaltungen aber auch eine erste, echte Feuerprobe für das günstige Ticket gewesen, sagte Hüskens. Daher seien die drei Tage für ein abschließendes Fazit zu wenig. „Dennoch gibt es bereits jetzt viele Anhaltspunkte dafür, was im Öffentlichen Personennahverkehr unbedingt besser werden muss, wenn wir mehr Menschen von den Vorteilen überzeugen wollen”, so Hüskens.
Eine erste Einschätzung für Sachsen-Anhalt
Das Pfingstwochenende war von einer ohnehin bereits deutlich erhöhten Nachfrage geprägt. Dies betraf feiertagsübliche Kurzurlaube und Ausflüge. Hinzu kamen eine Reihe von Großveranstaltungen zu Pfingsten (Springbreak in Pouch mit ca. 22.000 Teilnehmern, Wave-Gotik-Treffen in Leipzig mit ca. 25.000 Teilnehmern, Saale-Weinmeile zwischen Bad Kösen und Roßbach mit mehreren tausend Besuchern sowie die Königstage in Quedlinburg und die Kulturelle Landpartie im Wendland).
Einige Betriebsstörungen haben die Lage – wenn auch örtlich begrenzt – weiter erschwert (Böschungsbrände, Personenunfälle, Störungen an der Leit- und Sicherungstechnik, Oberbaumängel).
An den beiden Hauptreisetagen Samstag und Pfingstmontag waren die Züge insgesamt sehr stark nachgefragt. Daher war auch die ansonsten nahezu unproblematische Fahrradmitnahme nur sehr beschränkt möglich. Dass es hier zu Engpässen kommen kann, wurde zwar schon vor dem Wochenende intensiv kommuniziert, letztlich von den Reisenden aber nicht immer ausreichend beachtet.
Auf den erwartet stark nachgefragten Strecken in die Metropolen, die vor allem auch als Transitverbindungen durch Sachsen-Anhalt genutzt wurden,
RE 1 Magdeburg – Berlin
RE 7 Dessau-Roßlau – Berlin
RE 9 Halle – Kassel
RE 13 Magdeburg – Dessau-Roßlau – Leipzig
RE 20 Magdeburg – Stendal – Uelzen
RB 40 Magdeburg – Braunschweig
mussten Züge wegen Überfüllung in einem Fall ganz oder aber teilweise geräumt werden. Vielfach war bei den Unterwegshalten kein Zustieg mehr möglich, was mancherorts zu Verspätungen führte.
Auf der Achse Magdeburg – Braunschweig wurden von der DB Regio operativ zwei Sonderzugfahrten als Entlastung durchgeführt. Abellio und DB Region hatten etliche Zugleistungen planmäßig verstärkt. Dort, wo die Unternehmen keine zusätzlichen Fahrzeuge beschaffen konnten, traten die Probleme dann allerdings besonders zutage.
Der Einsatz von „Reisendenlenkern“ auf den großen Bahnhöfen hat sich bewährt, um den Einstieg etwas zu beschleunigen und um diverse Auskünfte zu erteilen. In Sachsen-Anhalt finden wochentags rund 1.700 Zugfahrten statt. An den Wochenenden sind es rund 1.400 Fahrten täglich.
Jeder der ein bissel Denken kann weiß, dass dies schief gehen wird. Das Denken ,vor allem das Nachdenken, vermisse ich bei unserer Politiker .
Aber wir haben ja die Besten aller Besten in die Politik geschickt. Hahaha
Du willst dich nicht etwa von Dir behaupten, dass Du denken kannst? Ich hege da Zweifel daran.
Als Schwurbler und AfD-Fan ist von Dir eh nicht viel zu erwarten!
Ich sitze ja auch nicht in der Politik und lasse mich vom Steuerzahler ernähren.
Man könnte ja das 9-Euro-Ticket zukünftig auf Werktage beschränken, das würde dann den verstärkten Wochenendverkehr ausschließen, welcher dann zum Normalpreis stattfinden kann, und reguläre Pendler würden trotzdem entlastet.
Maskenpflicht abschaffen. Widerspricht sich das Maskenpflicht im ÖPNV besteht und in vollgestopften Supermärkte und Festivals ( wie Spring Break mit 25000 Menschen) keine getragen werden muss. Schön wie das Volk sich verarschen lässt.
Und du machst mit. Fährst sogar in die große Stadt ( wie Halle mit 240000 Menschen).
Bestimmt tue ich mir das nicht an. Auf Arbeit fahre ich lieber mit Auto.
Damit die Mineralölkonzerne noch mehr Gewinn erwirtschaften…
naja die sahnen gewinne schon dadurch ab, da die deckelung des benzinrabatts von uns ALLEN steuerzahleern getragen wird, somit subventionieren wir wieder die armen ölkonzerne….. also freu dich auch du zahlst eh an die
Deine Mineralölkonzerne haben den Tankrabatt schon wieder kaputt gemacht, in dem die die Ölpreise angehoben haben und wir von den 30 Cent nix haben. Sind die Spritpreise im Grunde genommen genauso wie vor dem Tankrabatt.
Müsste Alternativen zu Autos geben…….
Allein auf Arbeit? Allein in der großen Stadt biste jedenfalls nicht.
Thema verfehlt – setzen – Note 6!
Ich bin mit meinen 2 Testfahrten mit dem Zug außerhalb des Berufsverkehrs zufrieden. Eine davon mit Fahrrad. Das einzige Übel war die hallesche Rumpelstraßenbahn.
Danke für den spannenden Bericht.
Gern geschehen. Hast du auch Erfahrungen?
Sagis Erfahrungsradius ist derzeit eher begrenzt. Vielleicht darf er aber Weihnachten wieder nach Hause…
Jub aber das ist nicht erst seit 1. Juni so. Zu Stoßzeiten ist immer gut besucht und selbst die Busse vollgestopft und die meisten lieben anscheinend den Gestank und die muffige Atmosphäre. Kann man daraus ableiten, weil nur die wenigsten mal sich die Mühe machen, die Fenster anzukippen. Angenehmer noch dazu, wenn’s draußen schön warm ist…herrlich.
Auch der ein oder andere gut besuchte Bus kann da mitreden. Neulich die Linie 21 in Neustadt war so schön vollgestopft mit Schulkiddies, Menschen mittleren Alters und auch Passanten reiferen Alters. Einige haben sich vorher schön eingedieselt,was der perversen Luft im Bus noch einen obendrauf setzt und dann hast nicht mal ein Fenster offen außer der Dachluke. Da riecht so mancher gelber Sack besser. Im Sommer eine Wohltat für Geist und Körper. Dank des 9 Euro-Ticket jetzt noch besser besucht. 👍
Also dieses negative Fazit kann ich bisher überhaupt nicht teilen. Es mag ja sein, dass einzelne Fahrten über Feiertage oder Großveranstaltungen zu Problemen führen, die gab es aber in den vergangenen Jahren auch immer. Ich denke da etwa immer gern an die chaotischen Fahrten zur Buch- oder Spielemesse in Leipzig, wo viele Menschen nicht mehr in die Bahn kamen. Ein Jahr sorgte die Bahn dafür, dass prompt zur Buchmesse alle Menschen am Flughafen strandeten oder der Zug fuhr durch Haltestellen durch. Jetzt das tolle Angebot des 9-Euro-Tickets schlechtzureden, zeigt einfach nur wohin unsere liebe Politik das Pferd lenken möchte. Meine Erfahrungen sind genau gegenteilig zu diesen Aussagen.
„Es mag ja sein, dass einzelne Fahrten über Feiertage oder Großveranstaltungen zu Problemen führen“
Streiche „einzelne Fahrten“ und nenne es in „alle Fahrten“ um bei RE4, RE9, RE16, RE18, S3 und S8
Heute auf Twitter gesehen: Die letzten 10 Jahre waren es JEDES Jahr die gleichen Schlagzeilen, auch ohne das Ticket: An Pfingsten volle Züge, fehlende Fahrradmitnahme… wer also jetzt als Politiker überrascht ist oder erklärt, das was geändert werden muss, hat schon lange geschlafen.
Wie oft ist eigentlich Pfingsten pro Jahr? Denk mal, so ab 12 mal lohnen sich einfach längere Züge und mehr Personal. Aber wenns jetzt nur drei oder viermal ist, müsste man vielleicht nur ein Privatunternehmen als Unterstützung hinzuziehen. Davon gibts sicher genug.