„Schalendom“: Vereine kritisieren bestätigten Abriss des Planetariums
Wie bereits berichtet, hat das Landesverwaltungsamt den Abriss des Planetariums auf der Peißnitz unter Auflagen genehmigt. Drei Wochen nach Bekanntwerden meldet sich nun die Initiative Schalendom mit den Vereinen Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt, Arbeitskreis Innenstadt, Peißnitzhaus und Kunstplattform Sachsen-Anhalt e.V. zu Wort. Die Tage des markanten HP-Schalen-Baus seien damit gezählt, heißt es in einer Erklärung. „Halle verliert eines seiner jüngsten Baudenkmale – erst im vergangenen Jahr stellte das Landesamt für Denkmalpflege den 1976–1978 errichteten Bau unter Schutz.“
Die Denkmalbeseitigung geschehe im Rahmen eines von der EU initiierten und vom Land Sachsen-Anhalt verwalteten Förderprogramms zur Fluthilfe, weisen die Denkmalretter hin. Denn nach der Flut vom Juni 2013 wurde das Planetarium von der Stadt Halle als Totalschaden angemeldet, „begründet mit einem inhaltlich sehr oberflächlichen, von Konjunktiven strotzenden Gutachten, das die Standsicherheit des Baus nicht explizit in Frage stellt. Wie bei so vielen anderen Objekten folgte das Landesverwaltungsamt als Genehmigungsbehörde gern dieser Argumentation und so wurde die Fluthilfe – neben zahlreichen notwendigen und für die Stadt segensreichen Schadensbeseitigungen – auch zu einem willkommenen Investitionsprogramm.“ Einzige Auflage des Landesverwaltungsamtes zum Abriss ist, dass die Stadt auch tatsächlich das neue Planetarium ins Gasometer am Holzplatz baut. Den Baubeschluss soll der Stadtrat am 28. September fassen. 14,1 Millionen Euro soll der Neubau ersten Planungen zufolge kosten. 140.000 Euro kosten Planung und Abriss desGebäudes.
Inhaltliche Diskussionen, etwa über den kulturellen Wert eines Gebäudes – wie desPlanetariums – oder über die Sinnhaftigkeit von Sanierungsmaßnahmen haben in dem Run auf Fluthilfemittel leider keinen Platz. Wurde ein Objekt als Totalschaden angemeldet und anerkannt, kann ein Ersatzbau bis zu 100% über den Fluthilfefond finanziert werden. Auch die Beseitigung des Altobjekts wird gefördert – für die Stadt eine günstige Gelegenheit, sich gleich noch des Altbestandes zu entledigen. Den Baubeschluss soll der Stadtrat am 28. September fassen. 14,1 Millionen Euro soll der Neubau ersten Planungen zufolge kosten.
„Für das Planetarium war damit der Weg für eine andere, technisch weniger anspruchsvolle und zugleich flutverträgliche Nutzung von Anfang an verbaut“, beklagt die Initiative, die unter anderem vorgeschlagen hatte, sich per Patenschaftsvertrag zu kümmern. Dies hatte die Stadt abgelehnt, ebenso wie eine Alternativnutzung. Die Stadtverwaltung verwies immer darauf, dass es keine Fördermittel gebe, wenn das alte Gebäude nicht abgerissen werde. Dann werde Halle über gar kein modernes Planetarium mehr verfügen. „Dem historischen und baukünstlerischen Wert des Gebäudes schenkte die Stadtverwaltung keinerlei Beachtung. Die ersten Proteste aus der Bürgerschaft wurden verwundert abgetan, die Unterschutzstellung erzeugte ebensowenig Problembewusstsein wie die Aufmerksamkeit, die der Bau in Fachzeitschriften erfuhr“, heißt es von der Initiative weiter. Die Bemühungen der Denkmalinitiative Schalendom seien nicht als Angebot einer Lösung betrachtet worden, die man gemeinsam entwickeln könnte. „Der Fokus war allein auf die Realisierung des neuen Planetariums gerichtet, das unter keinen Umständen gefährdet werden sollte“, so die Initiative weiter. „Hier dürfte auch die Begründung des Landesverwaltungsamtes zur Genehmigung des Abbruchs liegen, in der Abwägung der Fluthilfe gegen den Denkmalwert wird ein überwiegendes öffentliches Interesse an der Errichtung des neuen Planetariums und somit der Sicherung des Bildungsangebotes auf diesem Fachgebiet wohl das ausschlaggebende Argument gewesen sein. Ob der Vorschlag der Denkmalinitiative Schalendom, das Denkmal als Denkmal auch ohne Nutzung zu bewahren und eine Patenschaft für die bauliche Unterhaltung zu übernehmen, dem Bau eines neuen Planetariums wirklich zwingend entgegengestanden hätte, bleibt für uns weiter fraglich“, meint die Initiative Schalendom.
Beim Planetarium handele es sich um eines der „wenigen einzigartigen Gebäude der Ostmoderne in Halle“. Die Idee der alternativen Nutzung abseits der bisherigen als Planetarium hätte nach Ansicht der Initiative niemandem geschadet. „Er hätte nicht einmal einem etwaigen Hochwasser im Weg gestanden, dem man durch geringe bauliche Eingriffe freie Bahn durch das Gebäude hätte gewähren können. Er hätte vielmehr dauerhaft Zeugnis ablegen können vom kreativem Umgang mit der HP-Schalenbauweise, von den ingenieurtechnischen Höchstleistungen Herbert Müllers und dem ästhetischen Anspruch des Architekten Klaus Dittrich, von den Utopien der Weltraumforschung in den 1970er Jahren, mit der die naturwissenschaftliche Bildung mehrerer Generationen der DDR-Jugend ebenso einherging wie ihre ideologische Indienstnahme.“
Zum Tag des offenen Denkmals am 11. September werde man als Denkmalinitiative Schalendom das Bauwerk mit einer Ausstellung und Erläuterungen vor dem Gebäude noch einmal würdigen. Dann wird das Gebäude nach stehen, da der endgültige Beschluss zum Neubau erst drei Wochen später fällt. Allerdings bietet das Gebäude nach drei Jahren Verwahrlosung einen traurigen Anblick, wie aktuelle Bilder vom 8. Juli zeigen. Der Eingangsbereich ist mit Graffiti überzogen, Türen und Fenster sind eingeworfen. Der historische Zeiss-Projektor ist übrigens noch im Gebäude.
der letzte satz ist ja an Blödheit nicht zu übertreffen …jetzt finden sich sicher „Liebhaber“ für den Projektor…
im übrigen kann bitte nicht jede Bauruine erhalten werden …noch dazu dann ohne jede Funktion..
Zum Glück braucht man für eine Demontage und Transport schwereres gerät, und auch der Gebrauch ist nicht ganz ohne… da gibt es keinen bedarf auf dem Schwarzmark, und umzusetzen ist solches Gerät ohnehin nicht…
Der letzte Satz ist übrigens an Blödheit nicht zu übertreffen.
ich dachte ja eher an die wertvollen Materialien .. Messing, Kupfer aus den diversen stellmotoren ..die gesamte kabelei usw… und natürlich nicht an das gesamte trum.
p.s. gut lassen wir das ding stehen .. und dann?? wie weiter?