Sportvereine in Halle (Saale) protestieren im Sportausschuss gegen Kürzungen – Sportdezernentin Marquardt: Kürzungen nicht gewollt, aber haben nicht das Geld, Sportausschuss vertagt Haushalt
Volles Haus herrschte am Mittwochabend im Stadthaus. Hallesche Sportvereine protestierten im Sportausschuss gegen Kürzungen. Die Stadt will Zuschüsse von 70.000 Euro streichen. Außerdem sollen die Vereine höhere Nutzungsgebühren zahlen, die Stadt hofft dadurch auf Mehreinnahmen von 525.000 Euro. Eine Entscheidung hat der Ausschuss noch nicht getroffen und die Beschlussvorlage auf November vertagt.
“Wir haben keine Ahnung als Verein, wie wir diese straffe Erhöhung stemmen sollen”, sagte Hartmut Müller vom FC Halle-Neustadt. 300 Mitglieder habe man, davon 90 Prozent Kinder, zumeist aus sozialschwachen Milieus. Man habe jetzt schon alle Hände voll zu tun, dass die aktuellen Beiträge bezahlt werden können. Laut Müller werde die Erhöhung für seinen Verein 8.500 Euro im Jahr ausmachen.
“Die Haushaltssituation ist sehr klamm”, meinte Sportdezernentin Judith Marquardt. Alle Geschäftsbereiche seien dazu angehalten, Beiträge zur Haushaltskonsolidierung zu leisten und müssten schmerzhafte Einsparungen bringen, “das macht gar keinen Spaß”. Seit Jahren spreche man schon darüber, die Vereine finanziell zu beteiligen, denn die Nutzung der städtischen Sportanlagen für die Vereine sei bisher kostenlos. Marquardt sprach von einer “moderaten Erhöhung”. Möglicherweise könnten ja die Vereine die Erhöhung bei Kindern über das Programm “Bildung und Teilhabe” abpuffern, bekannt als Bildungspaket. Anliegen sei es, keinen Verein in finanzielle Nöte zu bringen. Marquardt betonte, man habe die Kürzungen nicht gewollt, “aber wir haben das Geld nicht.” Die neue Satzung für die Erhöhung der Nutzungsgebühren soll im Dezember in den Stadtrat eingebracht werden und ab Januar 2025 gelten.
“Ich verstehe ja, dass das Land der Stadt sagt, sie muss sparen”, sagte Reha-Sportler Thomas Richter. Die Kürzung sei ein harter Schlag für die Vereine. Er fürchtet auch Auswirkungen auf die Gesundheit, weil die Menschen weniger Sport treiben. Alarm schlug auch Rainer Münzberg von Motor Halle. Sein Verein mit 400 Mitgliedern, darunter 150 Kinder, habe ein jährliches Budget von 120.000 Euro. Die Einforderung der Nutzungsgebühren würde den Verein zusätzlich um 9.000 Euro belasten, man müsste also die Mitgliedsbeiträge erhöhen. Auch fürchte er, dass sich das Engagement der Ehrenamtlichen reduziert. “Wir setzen eine Abwärtsspirale in Gang, die wir nicht mehr aufhalten können.” Eine Frau, die jahrelang im sozialen Bereich gearbeitet hat, spannte den Bogen zur Jugendkriminalität. Die Vereine würden den Kindern sinnvolle Aufgaben geben.
“Die massive Erhöhung hat uns erschrocken”, sagte Oliver Thiel vom Stadtsportbund (SSB). Die Vereine seien schon durch die steigende Inflation belastet. Er betonte auch, dass die Sportvereine keine großen Rücklagen bilden dürfen, zudem zu großen Teilen keine hauptamtlichen Mitarbeiter haben. Personal können sie also nicht einsparen. Stattdessen warnte er vor einer “Erosion an den Rändern”, weil Ehrenamtliche hinwerfen. Die Pläne aus der Stadt nannte er “ein ungeschicktes Signal.”
Die Anwesenheit der vielen Bürger zeige ein großes Interesse. Jedem sei natürlich klar, das gesparten werden müsse, aber nicht im Sport. Stattdessen regte er beispielsweise an, den Baupreispuffer für Bauprojekte von 20 auf 20 Prozent zu senken. “Dann finden wir auch das Geld für den Sport.” Man könne es sich nicht leisten, den Sport totzusparen. Eine Erhöhung der Nutzungsgebühren habe höhere Mitgliedsbeiträge zur Folge.
Wie die Vereine sei auch er als Stadtrat von den Sparplänen der Stadtverwaltung überrascht worden, sagte Christoph Bergner (CDU). Er kritisierte die Kommunikation der Verwaltung. Diese hätte im Vorfeld mit Vereinen und Stadträten sprechen sollen. “Wir betreiben eine Konsolidierung zu lasten des Sports”, sagte er. In diesem Zusammenhang sprach er auch die Deutschland-Tour, denn für dieses Radsport-Event gibt die Stadt 50.000 Euro aus. Auch wenn die Stadt sagt, die Mittel kämen nicht aus dem Sport, sondern aus dem Gesamthaushalt, hänge ja alles miteinander zusammen. “Wir hätten uns vorher überlegen sollen, ob wir uns das leisten können.” Die Kürzungen seien “nicht hinnehmbar.”
“Wir können uns die Kürzung fiskalisch und gesellschaftlich nicht leisten”, meinte Dennis Hellmich (Grüne). Die Stadt profitiere massiv davon, dass sie die Verantwortung für die Anlagen abgegeben hat. Tom Wolter (MitBürger) hält die Kürzungen “nicht zustimmungsfähig. Das ist hoffentlich von Ihnen nicht ernst gemeint.” Die Kürzung sei nicht verantwortungsvoll, die Mehrbelastung nicht umsetzbar.
Andreas Wels (Hauptsache Halle) nannte die Pläne ein “absolutes Armutszeugnis” für Stadt, die sich selbst als Sportstadt bezeichnet. Die Erhöhung der Nutzungsgebühren sei “nicht hinnehmbar.” Sollten diese Pläne umgesetzt werden, befürchtet Wels eine Ausdünnung der Sportlandschaft. In Sport müsse man investieren und nicht kürzen. “Wer hier sparen will, spart an der falschen Stelle.” Die Pläne der Verwaltung seien eine Frechheit und zeugen nicht von Weitsicht.
Fabian Borggrefe (SPD) warf der Stadt vor, eine Stellschraube brutal und phantasielos zu drehen. Er hob auch die vielen tollen Sportanlagen hervor. Die brauche man ja gar nicht, wenn da kein Leben drin ist, weil die Vereine gar nicht mehr existieren, weil diese das Handtuch werfen.
“Haushaltskonsoldierung zu Lasten des Sports geht gar nicht”, sagte Elisabeth Nagel (Linke). Auch kritisierte sie die 50.000 Euro für die LIDL-Deutschland-Tour. “Im Vorfeld wurde von der Stadtverwaltung gesagt, es geht nicht zu lasten des Sports. Natürlich geht es auf Kosten des Sports.” Die Vereine machen die Stadt lebenswert, sagte sie.
Die jetzige Finanzsituation sei das Ergebnis der Haushaltspolitik der letzten Jahre, sagte Paul Backmund (AfD).
Die sollen erst Mal zuerst bei sich selbst sparen
So ist eben Zeitenwende. Geld fließt jetzt zu Militär, Waffenproduzenten und in die Ukraine und nach Israel. Demnächst wahrscheinlich noch nach Taiwan. Obwohl, die NATO ist ja jetzt dort auch schon unterwegs, um für unsere Sicherheit zu sorgen.
Da bleibt halt fürs Volk nichts mehr zum Leben. Ist doch nicht so schwer, das zu verstehen. Kann man akzeptieren, muß man aber nicht.
Sport mit einer Bombe im Arsch macht sich wohl besser?
Du hast das Prinzip vom Förderalismus offenbar noch immer nicht verstanden. Militär etc. werden nicht aus dem haushalt der Stadt Halle bezahlt, haben also rein gar nichts mit ihm zu tun.
… das Problem im nicht Erkennen von Zusammenhängen. Selbstverständlich schlägt Bundespolitik letztlich bis in die kleinste Gliederung durch. Wenn, um beim Beispiel zu bleiben, Rüstungsgeschenke im zweistelligen Mrd.-Bereich getätigt werden, fehlt dieses Geld logischerweise z.B. zur Finanzierung von Ländern und Kommunen. Ob unter einer Zentralregierung oder in der mittelalterlichen Kleinstaaterei a la Föderalismus, ist dabei völlig egal. Dieses Gerede vor Wahlen, dass Bundes-, Landes-, Kommunalpolitik, oder welche Reihung auch immer, nichts miteinander zu tun hätten ist ausgemachter Blödsinn. Deshalb ist dazu @Hans-Karl uneingeschränkt zuzustimmen.
Na ein Glück dass die Stadt Halle nicht schon seit Jahren am Hungertuch nagt.
Spätestens seitdem die FDP durch die Einhaltung der Schuldenbremse massiv Fördermittel zusammengestrichen hat, ist endgültig eine Schieflage entstanden.
Die Einhaltung der Schuldenbremse ist völlig richtig und ganz im Sinne der hart arbeitenden Menschen.
Die Schieflage des städtischen Haushaltes lässt sich ganz einfach beheben: Streichung aller freiwilligen Leistungen.
Bestimmt, ganz im Sinne der FDP-Lobby, mal Schwarz, Albrecht, Quandt und Consorten fragen und anständig besteuern. Und mal L.s Finanzgebaren auf den Prüfstand heben. Da ist bestimmt soviel Dreck drann, daß der bis ins nächste Jahrhundert reicht… Mövenpick sollte noch jedem ein Begriff sein.
@PaulusHallenser: ….sagt jemand, der sich seine Klimaanlage durch die BAFA subventionieren lassen hat! Wenn man für Streichungen aller Art ist, dann sollte man das Geld auch an die Steuerzahler zurückzahlen, welches den Kauf einer Klimaanlage für die Wohnstube erst möglich gemacht hat! Ein Heuchler vor dem Herrn, wie alle von der FDP!
Finanziert euch selber. Laufend die Hand aufhalten. Wenn keine Kohle da ist, habt ihr Pech.
Das gilt ganz besonders für Rentner. Mit der diesjährigen Rentenerhöhung kann man den Haushalt der Stadt sicher konsolidieren.
OPA – es geht bei den kleinen Sportvereinen vor allem um Kinder und Jugendliche.
Die halten keine Hand auf und haben ein Recht darauf in einem Verein Sport zu treiben.
Es wird soviel Geld für alles mögliche ausgegeben – Beispiele wurden schon zahlreiche erwähnt.
Aber um auch mal beim Sport zu bleiben – WER bezahlt eigentlich den Helikopter am Himmel bei Heimspielen des 4.-klassigen HFC Chemie (kürzlich gegen Jena zu beobachten) ? Die Straßensperrungen bei jedem Heimspiel rund ums Stadion?
Es ist Geld da – die Frage ist immer WOFÜR es ausgegeben.wird
Recht ja, Anspruch nein.
Opa,
da haben Sie absolut recht.
Warum wird sich dann um Kita Gebühren Erhöhung gedrückt, wenn doch kein Geld da ist. Mehr als 10 Jahre wird dort nichts erhöht! Zuschüsse für E-Bikes an Mitarbeiter der Stadt kann eingespart werden. Das Gehalt dort ist üppig ggü anderen Einkommen der Bürger der Stadt. Auch kleine Einsparungen helfen da. Hier ist es ja eine doppelte Erhöhung. Einmal der Wegfall der Zuschüsse und gleichzeitig die Kostenerhöhungen der Nutzung der Sportstätten
Du immer mit deiner Kita-Erhöhung.
Zu meiner Zeit war die Kita gratis mit AI Paket und Einzelbetten😅.
Sport,Kita und Bildung sind Dinge die gefördert werden müssen.
Dort werden die Weichen für das spätere Leben gestellt.
@Emmi: Einsparungen bei Wokenveranstaltungen und vor allem bei der TOOH ! Das sind die Geldvernichtungspunkte in Halle (Saale)! Dieses ganze Wokenzeugs und die „Kultur“, die nur eine Minderheit interessiert und hoch subventioniert wird, die gehört angeschafft!
„Tom Wolter (MitBürger) hält die Kürzungen “nicht zustimmungsfähig. Das ist hoffentlich von Ihnen nicht ernst gemeint.” Die Kürzung sei nicht verantwortungsvoll, die Mehrbelastung nicht umsetzbar.“
———
Sagt ausgerechnet jemand, der einer der Spitzenreiter bei der freien Förderung ist… Finde den Fehler.
Ist ja nun nicht so, daß es nur Sportvereine in halle gibt. Andere Vereins sind seit ihrer Gründung nicht förderungswürdig, finanzieren sich ausschließlich aus Beiträgen, Gagen und Spenden, bekommen auch keine Sportstätten gestellt, sondern müssen selbst Übe- und Probenräume anmieten. Allerdings hört man diese Vereine bisher nicht jammern, die schaffen das eben… Sie haben übrigens auch keinen festangestellten Mitarbeiter, sondern regeln alles verreinsintern ehrenamtlich oder durch Honorarkräfte. Und es geht, seit 30 Jahren übrigens…
Der Stadtrat sollte sich von den Sportvereinen nicht erpressen lassen. Die Zahlungen an die Vereine sind freiwillige Leistungen, ein Rechtsanspruch auf Geld der Stadt haben die Vereine nicht.
Die halleschen Sportvereine müssen lernen, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Ich bin zum Beispiel Mitglied in verschiedenen Clubs, die sich ausschließlich über entsprechende Mitgliedsbeiträge finanzieren. So sollten es auch die Sportvereine halten oder sich halt auflösen.
Unser Billig Golfclub ist sowieso keine Förderung wert. Das kann ich gut sagen, da ich selbst Mitglied war. Ich bin aber wieder nach Leipzig gewechselt.
Die Stadtverwaltung hat genug Geld, nur wird viel zu viele es für überflüssige Dinge ausgegeben. 1. es gibt zu viel Personal 2. die Wohngelderhöhung und Bürgergeld-Einführung hat der Stadt mit einem Schlag 10 Millionen Euro zusätzlich Kosten eingebrockt. 3. die Kita-Gebühren müssten angepasst werden. 4. Halles Gewerbesteuereinnahmen sind unterirdisch niedrig. Hier braucht es endlich eine aktive Wirtschaftsförderung und neue Gewerbeflächen im Stadtgebiet, insbesondere einen Star Park II in Halle-Tornau. 5. die HzE-Kosten haben sich seit 2010 von 25 Millionen auf heute 70 Millionen EUR nahezu verdreifacht. 6. die TOOH mit 25 Millionen Euro und mit allein einem städtischen Zuschuss nur mit 1% Einspielergebnis ist nicht hinnehmbar.
Im Grunde genommen alles Dinge, die die Bundes-SPD durch das Hochschrauben von Sozialleistungen der Stadt Halle eingebracht hat.
gerade der FC Halle Neustadt sollte sich hier nicht erwähnen. Im Gegensatz zu anderen Vereinen, bekommen die alles vor den A… getragen. Kostenfrei.
FC Halle-Neustadt 8500€/Jahr : 300 Mitglieder = 28,33€/Jahr :12 Monate = 2,36€/Monat/Person
Motor Halle 9000€ : 400 Mitglieder = 22,5€/Jahr :12 Monate = 1,88€/Monat/Person
28,33 EUR und auch 22,50 EUR zzgl der Sportstätten finde ich schon zu viel. Mit diesen Zahle kommen dennoch nur schwer 100 TEUR zusammen. Das Problem liegt also woanders.
Alle die beim erfolgreichen Sport kürzen wollen müssen weg aus der Politik, aber schnellstens