Streik der HAVAG-Beschäftigten unter anderem für 550 Euro mehr Lohn im Monat – kein Ersatzverkehr möglich
Seit 2 Uhr streiken die Mitarbeiter der Halleschen Verkehrs AG (HAVAG). Alle Busse und Straßenbahnen des Unternehmens bleiben im Depot. Auch die Kundencenter sind geschlossen. Ersatzverkehr könne nicht angeboten werden, so die HAVAG. Dort verweist man auf S-Bahn und OBS.
Gefordert werden unter anderem 550 Euro mehr Lohn im Monat, für Azubis 250 Euro. Für Samstage soll es 15 Prozent Zeitzuschläge geben. Für geteilte Dienste soll es 30 Euro Entschädigung je Dienstschichtteilung geben – etliche Fahrer sind morgens ein paar Stunden und dann wieder nachmittags unterwegs. Die Zulagen für Schicht- und Wechselschichtarbeit sollen auf 140 Euro bzw. 240 Euro angehoben werden. Auch eine Verlängerung der Regelungen zum Jubiläumsgeld wird gefordert. Bei Azubis sollen die Kosten für den Erwerb des Führerscheins der Klasse B übernommen werden, wenn dieser dienstlich notwendig ist. Zwei zusätzliche freie Tage zur Prüfungsvorbereitung vor Zwischen- und Abschlussprüfungen soll es geben, die Jahressonderzahlung der Azubis soll auf 65 Prozent steigen.
HAVAG-Vorstand Vinzenz Schwarz hat kurz bei den Streikenden vorbeigeschaut.
Es sei Spitze, dass so viele Kollegen den Mut gefasst haben, sich für Veränderungen stark zu machen, sagte ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Simona König. Sie verwies auf die Arbeitszeitkonten mit vielen Überstunden und hohe Krankenstände. “Was ihr braucht, sind verbesserte Arbeitsbedingungen”, so König.
Gewerkschaftssekretär Lucas Zahn wies darauf hin, dass neben Halle auch in Magdeburg, Dessau-Roßlau und dem Burgenlandkreis keine Fahrzeuge die Betriebshöfe verlassen haben. In Leipzig habe man wohl überlegt, einzelne LVB-Fahrzeuge auf die Strecke zu schicken, habe sich aber wegen der hohen Streikbeteiligung doch dagegen entschieden. Der ÖPNV sei eine Daseinsvorsorge, deshalb seien gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter wichtig, so Zahn. Der Streik sei auch ein Streik für die Fahrgäste. Die Forderungen seien mehr als berechtigt. Zahn verwies auf hohe Krankenstände, immer mehr Arbeitszeitverdichtung, immer höhere Arbeitsbelastung. “Das macht die Kollegen, vor allem im Fahrdienst, krank.” Man müsse aber nicht nur auf die Arbeitgeber Druck machen, sondern vor allem auf die Politik. Denn es seien politische Entscheidungen, wie der ÖPNV ausfinanziert wird. Aktuell sehe es aber bundesweit nicht so aus, dass sich die Politik bewege. Deshalb gehe ver.di davon aus, dass dies heute nicht der letzte Streiktag ist.
Unterstützung kam auch vom Bündnis “Wir fahren zusammen”, eine gemeinsame Aktion von Fridays For Future und ver.di. Mittlerweile habe die Initiative rund 2.000 Unterstützer in Halle, die sagen “So kann es nicht weiter gehen.” Ein anderer, ein besserer ÖPNV sei nötig, sagte eine Rednerin, ein sicherer, günstiger und verlässlicher ÖPNV. “Und das geht nur, wenn es Menschen gibt, die Spaß haben an ihrem Beruf, und weiter Straßenbahnen und Busse fahren.” Gute Arbeitsbedingungen, die sie nicht krank machen, die ein Privatleben ermöglichen und einen Lohn bieten, von dem man gut leben kann, seien für die Mitarbeiter nötig. Sie verwies auch auf Forderungen der AfD im halleschen Stadtrat, das Leistungsangebot der HAVAG zusammenzukürzen.
Ein HAVAG-Mitarbeiter sagte, die Forderungen nach 550 Euro mehr Lohn seien keineswegs überzogen. So bekommen die Fahrer in Leipzig 500 Euro mehr Lohn im Monat als bei der HAVAG. “Liebe Arbeitgeber, es sind 40 Kilometer. Und in Leipzig herrschen keine anderen Bedingungen als in Sachsen-Anhalt.” Die Bundesregierung wolle die Fahrgäste im ÖPNV bis 2030 verdoppeln. Dann sei es aber jetzt Zeit, in den Nahverkehr zu investieren. Beispielsweise betrage die Anschaffungszeit für eine neue Straßenbahn 4 Jahre. Es sei auch zusätzliches Personal in den Werkstätten nötig.
“Das ist kein Dauerzustand, dass die Ampel so regiert, wie sie regiert”, sagte der Landtagsabgeordnete Hendrik Lange. “Wir müssen diese Politik ändern, hin zu Klimagerechtigkeit und einer Verkehrswende.” Ordentliche Löhne und ordentliche Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter seien nötig. Die Mitarbeiter im ÖPNV seien systemrelevant. “Wir brauchen euch, wenn wir wegkommen wollen vom CO2, wenn wir hinkommen wollen zu einer ordentlichen Verkehrswende.” Geteilte Dienste, Pausen die keine sind, das seien doch keine zumutbaren Bedingungen.
Die spinnen doch.
550 Euro…
Die HAVAG macht jedes Jahr 22 Mio Euro Verluste und muss schwer subventioniert werden und die Herrschaften wollen auch noch mehr Geld. Lustig.
Was wäre dein Ansatz? Arbeiten bei der LVB und Halle lassen, wie es wo ist?
Grüne Träumerei! Der ÖPNV hat fertig.
Falsche Antwort. Mal unter DASEINSVORSORGE googlen…
Wie war das nach dem letzten Streik?
Der Preis der. Normalfahrkarte (>5 Stationen ) wurde von der HAVAG, auf 2,90 € erhöht. Haben wir wieder eine Erhöhung zu erwarten?
Wenn dem so ist, fahre ich mit dem Auto oder laufe ( was ich vermehrt beobachte).
Lohnt ein Appel an den Bund, das Land, den Stadtrat von Halle und an den MDV?
Ich habe da wenig Hoffnung auch wenn oben steht: ,, Die Bundesregierung wolle die Fahrgäste im ÖPNV bis 2030 verdoppeln. Dann sei es aber jetzt Zeit, in den Nahverkehr zu investieren.
Falsch, nicht die HAVAg hat den Preis erhöht, sondern der MDV. Es sind auch in Leipzig und anderen MDV-Betrieben die Preise gestiegen. Mach dich einfach mal kundig.
Heute war der Verkehr in Halle völlig entspannt.
So ganz oh e HAVAG, für die die Ampel am Frankeplatz auf Rot geschaltet wird, wenn die in Trotha losfahren.
Von mir aus kann dieser Pleiteladen HAVAG ewig streiken.
Würde auch Halles Bürgern sehr viel Geld an Subventionen sparen. Genauer: 21 Mio pro Jahr. Was könnten wir davon für Spitzenstrassen haben….
Muss ich auch sagen. ich bin noch selten so entspannt durch Halle gefahren wie heute. Die HAVAG verursacht nur Staus und Verkehrschaos.
Dazu sind die Forderungen völlig überzogen. Ein Unternehmen, dass nur Verluste macht und nur vom Steuerzahler subventioniert wird, soll noch mehr Geld an seine Mitarbeiter zahlen und gleichzeitig, so wie es Herr Lange (Linke) möchte, die Preise senken, damit die Verluste noch größer werden.
Ein Unternehmen, dass keine Gewinnabsichten hat, fällt unter Liebhaberei und sollte einfach geschlossen werden. Ohne die HAVAG läuft der Verkehr in Halle deutlich besser!
Der nächste „geplante Streik“ wird sicher erst nach den Ferien stattfinden. Es streikt sich am Besten auf den Rücken der Schwächsten, der Kinder! So ist unsere HAVAG!
Du verkennst da so einiges. Preise werden vom MDV gemacht, Nahverkehr ist überall gestützt, weil er eben nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Selbst im Hochlohnland Schweiz wird der Nahverkehr staatlich am Leben erhalten, weil man eben die Vorzüge erkannt hat. Und bei Schließung solltest du mal fragen, wie die Fahrgäste ohne MIV zu ihren Terminen und Arbeitsstellen gelangen. Mithin also etwas sehr kurzsichtig von dir. Btw. es gibt auch Unternehmen, die nicht per se gewinnerzielend aufgebaut und angelegt sind. Informier dich einfach mal. Du bist jedenfalls betriebswirtschaftlich nicht auf der Höhe; deine „Kenntnisse“ aus dem vorletzten Jahrhundert und dringendst zu aktualisieren.