Menschen, Häuser, Hoffnungen – Hallescher Kunstverein zeigt Fotografien zwischen Alltag und Aufbruch in der DDR

Ab dem 9. Oktober 2025 zeigt der Hallesche Kunstverein in seiner Kleinen Galerie eine eindrucksvolle fotografische Retrospektive des halleschen Fotografen Reinhard Hentze. Unter dem Titel „Die Freiheit im Blick“ präsentiert die Ausstellung Bilder aus dem letzten Jahrzehnt der DDR – Bilder, die weder Klischees bedienen noch einfache Antworten geben.
Zur Vernissage am 8. Oktober 2025 um 18 Uhr laden die Veranstalter in die Große Klausstraße 18 ein. Die Einführung in die Ausstellung übernimmt John Palatini vom Halleschen Kunstverein, Grußworte spricht Johannes Beleites, Beauftragter des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Musikalisch begleitet wird der Abend mit einer Drumset-Performance von Friedrich Hentze.
Ein anderer Blick auf die DDR
Reinhard Hentzes Fotografien durchbrechen eingefahrene Sichtweisen auf das Leben in der DDR. Natürlich zeigen seine Bilder auch Plattenbauten, Verfall und Mangel – doch sie erzählen weit mehr. Inmitten des Alltags entdeckt Hentze die kleinen Freiheiten, die Menschenwürde, den Stolz, die Heiterkeit. Seine Bilder fangen Momente ein, in denen Menschen träumen, feiern, lachen – oder einfach sie selbst sind.
Seine Aufnahmen der Montagsdemonstrationen 1989 – wie die bekannte Szene vom 13. November auf dem Marktplatz Halle – wirken nicht als plötzlicher Umbruch, sondern als konsequente Fortsetzung der Haltung, die Hentze über Jahre mit der Kamera dokumentierte: Der ungebrochene Wunsch nach Selbstbestimmung und Menschlichkeit.
Halle und seine Künstler im Fokus
Ein zentrales Thema der Ausstellung ist das Leben in Halle. Neben Straßenszenen und Alltagsbeobachtungen zeigt Hentze auch Porträts bedeutender hallescher Künstlerinnen und Künstler – darunter Karl Erich Müller, Otto Möhwald, Uwe Pfeifer, Willi Sitte und Irmtraud Ohme. Diese eindrucksvollen Diplomarbeiten aus der Zeit vor 1989 lassen die enge Verbindung zwischen den Menschen und ihrem künstlerischen Ausdruck sichtbar werden.
Künstlergespräche und weitere Termine
Begleitend zur Ausstellung finden zwei Künstlergespräche unter dem Titel „Menschen und Häuser“ statt – jeweils am 22. Oktober und am 5. November 2025 um 18 Uhr. Der Kunsthistoriker Christian Drobe spricht mit Reinhard Hentze über dessen Arbeit, Ansichten und Motive.
Die Ausstellung ist auch ein Beitrag zum Gedenken an 35 Jahre Deutsche Einheit. Sie macht sichtbar, wie sehr das Streben nach Freiheit bereits vor der Wende in den Gesichtern und Lebensentwürfen der Menschen vorhanden war.
Weitere Veranstaltung des Halleschen Kunstvereins
Am 16. Oktober 2025 um 18 Uhr lädt der Hallesche Kunstverein zur Finissage der Ausstellung „Nichts ist abgeschlossen – Antje Weyrich. Schmuck“ ins Stadtarchiv Halle (Rathausstraße 1). Die hallesche Schmuckgestalterin Antje Weyrich, die 2020 verstarb, wird mit einer Auswahl ihrer Werke geehrt. Texte aus ihrer Diplomarbeit sowie persönliche Stimmen von Träger*innen ihrer Schmuckstücke beleuchten Schmuck als Kommunikation. Die Schreibgruppe BandSchreibenVorfall (Halle und Leipzig) liest begleitende Texte zur Ausstellung.
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