Greenpeace protestierte bei LIDL in Halle gegen Massentierhaltung mit einem Riesen-Kotelett

Ein riesiges Kotelett stand vorige Woche vorm LIDL-Supermarkt in der Krausenstraße. Wer im Discounter einkaufen wollte, musste daran vorbei – und wurde auf diese Weise mit der Massentierhaltung konfrontiert. Denn die Umweltorganisation Greenpeace hatte das drei mal drei Meter hohe Katelett aufgebaut.
Zudem konnten die Kunden ihr gekauftes Fleisch testen lassen. Unter einer Schwarzlichtlampe konnten Rückstände eingesetzter Antibiotika erkannt werden. „Der sorglose Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung ist eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Christiane Huxdorff. „Nur bessere Tierhaltung mit weniger Antibiotika kann die Fehlentwicklung stoppen. Wir brauchen eine Wende weg vom Billigfleisch hin zu fairen Bedingungen und fairen Preisen für die Erzeuger.“ Den Discounter hat sich Greenpeace ausgesucht, weil dies die Konsequenzen der Billigpreispolitik beim Fleisch seien. Zudem verzichtet LIDL in anderen Ländern bereits auf Fleisch mit Antibiotika-Rückständen.
In deutschen Ställen werden laut Greenpeace mit rund 800 Tonnen im Jahr etwa so viele Antibiotika eingesetzt wie in der Humanmedizin. Der hohe Einsatz sorge dafür, dass sich immer mehr Keime ausbilden, die gegen gängige Antibiotika resistent sind. An den Folgen sterben nach Angaben der Umweltschützer allein in Europa jährlich etwa 25.000 Menschen. Das Problem sei so drängend, dass die Weltgesundheitsorganisation bereits vor einem „postantibiotischen Zeitalter“ warne und ein schnelles und entschiedenes Vorgehen gegen zunehmende Resistenzen fordere. Die Rückstände einiger Antibiotika seien in den Schweineknochen nachweisbar.
Der niedrige Fleischpreis habe massive Auswirkungen auf die Produktionsstandards, da die Bauern dann weniger Geld für gute Tierhaltung zur Verfügung hätten. Laut einem Rechtsgutachten, das Greenpeace in Auftrag gegeben hat, werden über 90 Prozent der Schweine in Deutschland rechtswidrig und nicht artgerecht gehalten. Die Massentierhaltung verursacht zudem große Mengen Gülle, die das Grundwasser so stark verschmutzen, dass die EU die Bundesregierung bereits vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. „Die Folgen der Billigpreispolitik von Discountern wie Lidl sind fatal. Das ist Raubbau an der menschlichen Gesundheit, den Tieren und der Umwelt“, sagt Huxdorff.
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