!חג אורים שמח – Chag Chanukka Sameach: Halles Juden feiern ihr Lichterfest
Die meisten Deutschen sitzen mit der Familien versammelt unterm Weihnachtsbaum. Zur christlichen Tradition gehören auch die Gottesdienste in den Kirchen, viele Familien besuchen auch die Weihnachtsoratorien. Und während die Christen in Halle ihr Weihnachtsfest feiern, wird parallel bei den jüdischen Einwohnern der Stadt das Chanukka-Fest (חֲנֻכָּה) gefeiert – das jüdische Lichterfest.
Die Termine weichen nach dem gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr ab, nach jüdischen Kalender beginnen die Feierlichkeiten am 25. Tag des Monats Kislew. Und der fällt dieses Jahr mit dem 1. Weihnachtsfeiertag zusammen. Im Kulturforum in Halle-Neustadt kam die jüdische Gemeinde zusammen, um zu feiern. Auch die liberale Synagogengemeinde feierte in ihrem Gemeindehaus in Trotha. Bis 1. Januar geht das Fest diesmal, im kommenden Jahr wird vom 13. bis 20. Dezember gefeiert.
Das Chanukka-Fest erinnert ein wenig an das christliche Weihnachtsfest, und hat für die Juden eine ähnliche Bedeutung und zählt zu den beliebtesten Festen. Die Familien kommen zusammen, es wird zusammen getanzt und gesungen, Kinder spielen das beliebte „Dreidl“-Spiel (Kreisel) und auch kleine Geschenke werden verteilt. Und am Vorabend des Fests, diesmal zeitgleich mit dem Heiligabend nach gregorianischem Kalender, wurde gleich nach Sonnenuntergang die erste Chanukka-Kerze entzündet.
Wie in der christlichen Religion wird zum Chanukka-Fest auch reichlich Speis und Trank aufgetischt. So gibt es Latkes, das sind kleine Kartoffelpuffer. Eine traditionsreiche Speise sind auch die Sufganiyot (סופגנייה), in Öl gebackene Krapfen. Sie erinnern in ihrem Aussehen stark an die wohl den meisten bekannten Berliner Pfannkuchen.
Religionshistorisch führt man das Chanukka-Fest auf die Wiedereröffnung des Tempels in Jerusalem zurück. Nachdem der Tempel 164 v.Chr. zuvor von den Griechen geschändet und danach von den jüdischen Gläubigen wieder erneut eingesegnet worden war, fand man nur eine einzige Flasche geweihtes Öl für das ewige Licht im Tempel vor. Gerade so viel, dass der Tempel-Leuchter Menorá noch einen Tag lang brennen konnte. Doch der Leuchter brannte acht Tage. Genau so lange, bis neues Öl herangeschafft werden konnte.
Genau deshalb geht das Chanukka-Fest auch acht Tage. Während dieser acht Tage werden jeweils nach Sonnenuntergang die Kerzen eines neunarmigen Leuchters entzündet – in der Mitte ist die feuergebende Dienstkerze “Schamasch“. Diese Tradition soll an das über 200 Jahre zurückliegende Lichterwunder, und damit den Ursprung des Festes, erinnern.
Die Geschichte der Juden in Halle (Saale) reicht Jahrhunderte zurück. 1184 gab es schon die erste jüdische Gemeinde. So gab es im 13. Jahrhundert ein “Judendorf” im Bereich des heutigen Neuwerks. Über die Jahre waren die Menschen jüdischen Glaubens immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Im 19. und 20. Jahrhundert führten sie einige angesehene Kaufhäuser in der Stadt oder waren bekannte Professoren. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten kam es zum Boykott jüdischer Geschäfte. Am 9. November 1938 brannte dann – wie in ganz Deutschland zur Reichspogromnacht – die Synagoge am Großen Berlin nieder. Heute gibt es wieder eine vierstellige Zahl an Juden in der Stadt, die in zwei Gemeinden – der liberalen Synagogengemeinde und der orthodoxen Jüdischen Gemeinde – organisiert sind. Mit der im vergangenen Jahr verstorbenen Sabine Wolff saß auch eine Jüdin im halleschen Stadtrat.
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