Großkontrolle in Merseburg: Polizei stoppt hunderte Autofahrer – Alkohol, Drogen und technische Mängel im Fokus – auch Polizisten aus Polen, Tschechien, Niederlanden und Österreich waren dabei

Für einige Autofahrer war am Mittwoch an der Rischmühlenhalle in Merseburg Endstation. Die Polizei hatte eine groß angelegte Verkehrskontrolle eingerichtet, bei der kein Fahrzeug unkontrolliert passieren konnte. Wer auf der Bundesstraße 181 in Richtung Osten fuhr, wurde zwangsläufig in die Kontrollstelle geleitet. Während die meisten Autos nach der Kontrolle weiterfahren konnten, war für einige Schluss.
Auf einem angrenzenden Parkplatz standen die Fahrzeuge, deren Fahrern die Weiterfahrt untersagt wurde. Die Gründe waren vielfältig: Alkohol- oder Drogenkonsum, technische Mängel oder ein fehlender Führerschein. Einer der Kontrollierten war ein polnischer Staatsbürger, der offenbar unter Drogeneinfluss stand. Der beschwerte sich lautstark am Telefon bei seiner Ehefrau, während der sich zu Fuß auf den Weg zu einer Unterkunft machen musste. Auch ein älterer Herr erregte die Aufmerksamkeit der Beamten. Die Einschätzung der Polizisten: Der Mann sei körperlich nicht mehr in der Lage, ein Kraftfahrzeug sicher zu führen. Die Fahrt war für ihn an Ort und Stelle beendet.
Eine Maßnahme mit Signalwirkung
Rund 200 Einsatzkräfte aus insgesamt 15 deutschen Bundesländern (mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern) waren vor Ort – unterstützt von internationalen Kollegen aus Polen, Tschechien, Österreich und den Niederlanden. Die logistische Organisation war gewaltig: Zelte, mobile Labore, Suchhunde, modernste Technik und eine mobile Einsatzleitung machten den Platz an der Rischmühlenhalle für Stunden zum Zentrum der Verkehrssicherheitsarbeit in Mitteldeutschland.
„Das hier ist keine gewöhnliche Kontrolle“, erklärte Polizeisprecher Alexander Junghans. „Hier wirkt Verkehrsprävention ganz direkt. Es geht darum, Gefahren im Straßenverkehr nicht nur zu erkennen, sondern auch sichtbar zu machen.“ Die Maßnahme sei lange im Voraus geplant worden.
Warum Merseburg – und nicht Halle?
Eigentlich hätte eine solche Großkontrolle auch in der benachbarten Großstadt Halle stattfinden sollen, denn da sind wesentlich mehr Autos als in Merseburg unterwegs. Doch dort sorgen derzeit zahlreiche Baustellen für massive Verkehrsprobleme. Eine zusätzliche Belastung durch eine stundenlange Polizeikontrolle hätte die Situation verschärft – das wollten die Organisatoren vermeiden.
„Wir haben uns bewusst gegen Halle entschieden – aus Rücksicht auf die Hallenser“, sagte Polizeioberrat Olaf Sendel, Leiter des Zentralen Verkehrs- und Autobahndienstes (ZVAD) der Polizeiinspektion Halle (Saale). Denn es würde die Menschen nur frustrieren, wenn sie erst eine halbe Stunde im Stau stehen und dann noch eine halbe Stunde kontrolliert werden
Kontrollstation mit System: Blutproben, Kartenzahlung, Hundestaffeln
Die Kontrollstelle selbst war hochprofessionell aufgebaut. Das Technische Hilfswerk (THW) errichtete Zelte und sorgte mit Stromgeneratoren und Flutlichtanlagen für eine rund um die Uhr arbeitsfähige Umgebung.
In einem Zelt arbeiteten medizinische Fachkräfte: Dort wurden direkt vor Ort Blutproben entnommen, etwa bei Verdacht auf Alkohol- oder Drogenkonsum. Ein weiteres Zelt diente der sofortigen Abwicklung von Bußgeldern – per Kartenterminal konnten Verkehrssünder ihre Strafen sofort bezahlen. Eine Maßnahme, die den Verwaltungsaufwand reduziert und dafür sorgt, dass Bußgelder auch tatsächlich beglichen werden.
Auch die Hundestaffeln der Polizei waren im Einsatz. Drogenspürhund Don und seine vierbeinigen Kollegen suchten an und in Fahrzeugen nach Betäubungsmitteln. Besonders auffällige Fahrzeuge wurden gezielt untersucht – in einigen Fällen mit Erfolg.
Technik trifft Menschenkenntnis: Die Niederländer bringen ANPR mit
Besondere Aufmerksamkeit erregten die Kollegen aus den Niederlanden, die mit moderner Technik und PS-starken Fahrzeugen anreisten. Im Einsatz war ein Fahrzeug mit dem System ANPR – Automatic Number Plate Recognition. Es scannt in Echtzeit Kfz-Kennzeichen und gleicht diese mit Datenbanken ab. Erkennt das System ein zur Fahndung ausgeschriebenes Fahrzeug oder ein Kennzeichen mit Verkehrsdelikten in der Vergangenheit, schlägt es sofort Alarm. Die niederländischen Polizeiautos sind alle mit Kameras ausgestattet. So etwas ist in Deutschland momentan unvorstellbar. „Deutsche haben Datenschutz – wir nicht“, sagt der niederländische Polizist Roy, der bei den Kontrollen in Merseburg dabei war. Die gesetzliche Grundlage für solche Systeme sei im niederländischen Polizeigesetz fest verankert.
Roy stellte auch Unterschiede in der Polizeiarbeit fest: „Die Deutschen verlassen sich auf ihre Augen, wir auf unsere Technik.“ Auch Polizeioberrat Sendel beobachtete, dass Beamte aus verschiedenen Ländern und sogar Bundesländern unterschiedliche Herangehensweisen bei der Auswahl der zu kontrollierenden Fahrzeuge an den Tag legten. Manche orientierten sich am Fahrverhalten, andere an Fahrzeugtyp oder Fahrererscheinung.
Für Roy ist die europäische Zusammenarbeit eine gute Sachen. Diese funktioniert auch super, die Polizisten aus den unterschiedlichen Ländern kommen gut miteinander klar. „Wir sind alle eine große Blaulicht.Familie“, sagt er.
Über die genauen Kontrollergebnisse soll am Freitag informiert werden.






Diese Aktion ist wirklich beeindruckend und gut. Der Bericht dazu liest sich auch richtig spannend. Auch die Entscheidung, diese Kontrollen wegen der derzeitigen Situation nicht in Halle stattfinden zu lassen zeigt, daß hier Entscheidungsträger agiert haben, die über den Tellerrand hinaus geschaut haben.
Ich mag die EU nicht aber eine Zusammenarbeit der Länder in Sachen Verkehrssicherheit finde ich echt sinnvoll und gut. Respekt dafür.
Es gilt in der EU das DSGVO, also auch in der Niederlande. Datenschutz wird gerne als Ausrede benutzt um untätig zu bleiben. Vor allem wenn es um Autofahrende geht.
Schon mal drüber nachgedacht, was DSGVO heißt? Das Verordnung? Merkste selber, oder?
Datenschutz-Grundverordnung, oder auf englisch, General Data Protection Regulation (GDPR). Beides Namen für die europäische Datenschutzverordnung, die auch in den Niederlanden gilt. In Deutschland gibt es ergänzend noch das Bundesdatenschutzgesetz, sowie Datenschutzgesetze in den jeweiligen Ländern.
Bitteschön.
Es heißt aber nicht „das DSGVO“, sondern die. Darauf bezog sich der Kommentar.
Da gibt es so einige im Straßenverkehr. Es sollte generell viel öfter kontrolliert werden.
Lässt du dir erzählen? Du kommst doch kaum noch raus?!
Dagegen stehen viele, auch jüngere Personen, die geistig nicht in der Lage sind, ein Kraftfahrzeug sicher zu führen. Man erkennt das deutlich am Fahrstil.
Super Aktion, sollte viel öfter gemacht werden.
Für die Show?
Mit der Methode fischt man doch nur die Ahnungslosen raus. Diejenigen, die gewarnt werden, die die Aktion schon aus großer Entfernung sehen und rechtzeitig von der Straße runterkommen, die bekommt man damit nicht.
Viel wichtiger wäre eine generelle Erhöhung der Präsenz auf der Straße. Jeden Tag sehe ich Leute hinterm Lenkrad mit dem Handy in der Hand. Darauf stehen mind. 100 € und ein Punkt in Flensburg. Ganz offensichtlich ist die Entdeckungswahrscheinlichkeit aber so gering, dass sich viele Fahrzeugführer keinen Kopf um das Verbot machen.
Insgesamt werden die Regeln im Straßenverkehr immer mehr als lockere Hinweise verstanden. Blinken – wozu? Geschwindigkeitsbeschränkungen – das sind allenfalls lockere Richtwerte. Gelbe Ampeln werden als Aufforderung zum Gas geben interpretiert und nicht zum Bremsen.
Vorausschauendes Fahren und gegenseitige Rücksichtnahme rücken immer mehr in den Hintergrund. Doch statt die Ursachen anzugehen, rettet sich die Verwaltung ins Aufstellen immer neuer Verkehrszeichen. Wo man früher gesunden Menschenverstand erwarten durfte, wird heute mit Schildern gewarnt. Mein neuestes Highlight: Ein „Achtung, Kurve“-Schild innerorts in einer 30-er Zone. In den letzten 50 Jahren hat es dieses Schild nicht gebraucht. Aber ganz offensichtlich stehen wir kurz vor amerikanischen Verhältnissen, wo auf dem Pappbecher vor dem heißen Kaffee gewarnt werden muss.
„Diejenigen, die gewarnt werden, die die Aktion schon aus großer Entfernung sehen und rechtzeitig von der Straße runterkommen, die bekommt man damit nicht.“
Wenn man das öfter macht, sind die öfter von der Straße runter. Gleicher Effekt, nur eben häufiger.
Richtig! Tägliche Präsenz auf der Starße und nicht nur 1 Mal im Jahr so eine medienwirksame Show.
Von Ausländischen Polizeibeamten in Deutschland kontrolliert zu werden halte ich rechtlich für zumindest bedenklich. Die verschiedenen Verfahrensweisen kommen ja schon im Artikel zum Ausdruck. Wie das dann rechtsgültig sein kann ist mit Rätselhaft.
Ich wurde in Halle auf einem E-Roller kontrolliert und da ich keinen Urintest machen konnte dahin gebracht daraufhin wurde mir Blut ohne richterlichem Beschluss abgenommen was rechtswidrig ist. Schöne Aktion.
Der bisher geltende Richtervorbehalt für die Entnahme von Blutproben existiert in der bisherigen Form nicht mehr. Besteht der Verdacht einer die Sicherheit des Straßenverkehrs gefährdenden Straftat, kann die Entnahme einer Blutprobe auch durch Polizeibeamte angeordnet werden. Dies folgt aus einer Änderung des § 81 a StPO, die seit dem 24.8.2017 in Kraft ist.
Ist gleich das erste was im Google aufploppt
Hier wird schon seit einigen Jahren kein richterlicher Beschluss mehr benötigt. Das darf die Polizei nun selbst entscheiden.