Demos in Halle – Polizei fertigt 10 Anzeigen

Rund 450 Menschen haben sich an der Montagsdemo vom Riebeckplatz zum Marktplatz in Halle beteiligt. In den vergangenen Monaten war bei dem Aufmarsch wenig los. Doch die Ereignisse von Chemnitz und Köthen mit zwei toten Deutschen, die nach Auseinandersetzungen mit Migranten gestorben sind, haben die Beteiligungszahlen deutlich steigen lassen. Gerufen wurden Parolen wie „Wir sind das Volk“.
Redner Sven Liebich, ehemals Blood&Honour, rief unter tosendem Applaus der Zuschauer dazu auf, die Politiker zu Hause aufzusuchen, nannte dabei unter anderem die Adresse von Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Politiker seien korrupt und Verbrecher. Man habe einen Wind entfacht, dieser müsse nun zum Sturm werden. Liebich schimpfte auch immer wieder gegen die „Lügenpresse“. Einige Teilnehmer haben am Ende „Sieg Heil“ gerufen und den Hitlergruß gezeigt, waren alkoholisiert und haben Polizisten angegriffen. Insgesamt 10 Anzeigen wurden gefertigt.
Vorgänge, die auch den Organisatoren Sven Liebich und Donatus Schmidt nicht entgangen sind. Beide haben die Demo-Teilnehmer mehrfach dazu aufgefordert, entsprechende Personen aus der Demo auszuschließen. Derartiges Verhalten laufe den Zielen der Demo zuwider. Die Presse warte nur auf solche Bilder, um die Demo zu diskreditieren. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hatte sein Kamerateam von zwei Securitys begleiten lassen, um seine Mitarbeiter vor etwaigen Angriffen zu schützen.
Am Leipziger Turm gab es eine Gegendemo vom Bündnis gegen Rechts mit rund 150 Teilnehmern. Diese zog anschließend über den Waisenhausring und Franckeplatz zum Markt. Die Teilnehmer riefen unter anderem „Alerta, Alerta, Antifacista“, „Say it loud, say it clear, Refugees are welcome here“, „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ oder „Wir haben Spaß, und ihr habt nur Deutschland.“ Und wer die teilweise vermummten Teilnehmer filmen wollte, wurde aus der Demo heraus beschimpft.
Überrascht von den hohen Teilnehmerzahlen war die Polizei. Sie hatte zunächst nur wenig Einsatzkräfte vor Ort. Aus diesem Grund wurde auch der linke Demo-Zug vom Leipziger Turm zum Markt verzögert. Die Polizei hatte weitere Einsatzkräfte nachgefordert. Am Abend fuhren durch die Merseburger Straße auch Wasserwerfer.
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