Arbeitgeber der Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen-Anhalt kündigen Weg zur 35-Stunden-Woche auf

Die IG Metall reagiert empört auf den jüngsten Vorstoß des Arbeitgeberverbandes Holz und Kunststoffe e.V. in Sachsen-Anhalt, sämtliche bisherigen Eckpunkte der Tarifverhandlungen zu kündigen. In einer dramatischen Kehrtwende haben die Arbeitgeber in der vergangenen Woche das bestehende Eckpunktepapier aufgekündigt, das zuvor als Grundlage für die Verhandlungen in Sachsen-Anhalt diente. Mit dieser Entscheidung haben sie nicht nur zentrale Forderungen der IG Metall, wie die Einführung der 35-Stunden-Woche und die Erhöhung der Sonderzahlungen, vom Tisch gewischt, sondern auch das Vertrauen in die Verhandlungen massiv erschüttert.
Im Herbst des vergangenen Jahres hatten die Tarifvertragsparteien Einigkeit darüber erzielt, wie der künftige Weg der Arbeitszeit in der Holz- und Kunststoffindustrie verlaufen sollte. Im Rahmen eines Eckpunktepapiers verständigten sich beide Seiten darauf, dass die wöchentliche Arbeitszeit schrittweise abgesenkt werden soll. Der erste Schritt der Absenkung soll spätestens am 01.01.2027, der letzte Schritt auf eine 35-Stunden-Woche soll spätestens am 01.01.2032 jeweils mit vollem Lohnausgleich erfolgen.
„Mit der Kündigung des Eckpunktepapiers und durch die Einmischung des HDH sind völlig ohne Not alle bisherigen Verhandlungsstände zurückgenommen worden. Keine 35-Stunden-Woche! Keine Erhöhung der Sonderzahlung! Keine Angleichung der Arbeitsbedingungen zwischen Ost- und Westdeutschland!“, erklärt Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall.
Die Entscheidung der Arbeitgeber stößt auf scharfe Kritik und sorgt für Unverständnis in den Reihen der IG Metall. „Die Kündigung muss sofort vom Tisch! In Sachsen-Anhalt haben wir in den vergangenen Wochen ein Zwischenergebnis erreicht, an dem wir weiterhin bereit sind, gemeinsam zu arbeiten. Doch der Bundesverband HDH glaubt offenbar, sich in unsere Verhandlungen einmischen zu können. Das ist nicht nur unhöflich, sondern auch völlig unberechtigt!“, betont Wente.
Die IG Metall stellt klar, dass sie weiterhin bereit ist, die Verhandlungen auf Basis des bestehenden Eckpunktepapiers fortzusetzen – vorausgesetzt, die Kündigung des Eckpunktepapiers wird zurückgenommen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist die IG Metall nicht mehr gewillt, Zugeständnisse zu machen. „Bleibt die Kündigung bestehen, sehen auch wir uns nicht mehr an irgendwelche Kompromisse gebunden. Dann wird es keine weiteren Verhandlungen mehr geben. Ab der kommenden Woche gilt für uns dann einzig und allein: 35-Stunden-Woche sofort! Ohne Wenn und Aber!“, kündigt der Metaller an.
Die Gewerkschaft betont, dass es nun an der Zeit ist, ein klares Zeichen zu setzen: „Die Beschäftigten in den Betrieben fordern seit vielen Jahren die Reduzierung der Arbeitszeit und damit einhergehende Entlastung. In den Betrieben wird rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche produziert. Und wir sind bereit, für die Belange unserer Mitglieder zu kämpfen. Doch das bedeutet auch, dass wir keine weiteren Zugeständnisse machen werden, solange die Arbeitgeber nicht bereit sind, ihre Kündigung zurückzunehmen. Die Beschäftigten jedenfalls sind bereit ihre Forderung im Zweifel auch mittels Arbeitsniederlegungen durchzusetzen.“
Der lange geplante Gesprächstermin am Montag in Sachsen-Anhalt könnte somit der letzte in dieser Runde sein, falls die Arbeitgeber sich weiterhin weigern, auf die Forderungen der IG Metall einzugehen. „Sollte die Kündigung nicht zurückgenommen werden, gibt es für uns keine Basis für weitere Gespräche. Die Flächentarifverhandlungen wären dann für uns in dieser Form beendet. Die Verantwortung für eine Eskalation der Verhandlungen liegt dann klar beim Bundesverband der Arbeitgeber, beim HDH. Damit stellt die Arbeitgeberseite auch den Flächentarifvertrag in Gänze in Frage!“, so Wente abschließend. In der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie arbeiten in Sachsen-Anhalt circa 4.500 Beschäftigte in etwa 60 Betrieben. Größte Betriebe sind unter anderem Schüco PWS Produktions KG in Weißenfels oder die Sonae Arauco Deutschland GmbH in Jübar.
Vollkommen richtig… Mit Blick auf die demografische Entwicklung muss die 35 h Woche vom Tisch . Es muss mehr gearbeitet werden statt weniger. Das muss die Generation z, oder wie sie sich selbst gern auch als letzte Generation bezeichnen endlich lernen.
Ich denke das ist völlig Falsch. Die Gewerkschaften und jungen Leute kämpfen wenigstens noch für ihr Leben. Vermögende sind frei, für immer, der Rest soll immer mehr Leisten? Kein Wunder das psychische Erkrankungen zunehmen.
Und, die 40h Woche, Urlaub, das Wochenende sind auch erkämpfte Errungenschaften. Da geht noch mehr mit Blick auf die Vermögensverteilung und Produktivitätssteigerungen. Mit ihrer Einstellung gäbe es sowas jedenfalls bis heute nicht.
Am Besten du arbeitest mit deiner Einstellung überhaupt nicht mehr. Leg dich zu den anderen in die soziale Hängematte.
Vollkommen verständlich denn so konnte es nicht weitergehen! Nur Forderungen ohne Leistung. Man braucht kein Abitur zu wissen dass der Höhepunkt dieser endlosen Spirale erreicht ist.
Allerdings ist man mit Abitur in der Lage zwei Sätze grammatikalisch halbwegs richtig zu schreiben, liebe(r) Kesoe. Einen Höhepunkt kann eine Kurve haben. Eine Spirale hat einen Anfangs- und Endpunkt, meines bescheidenen Wissens nach. Und abschließend: „Forderungen ohne Leistung“ impliziert, dass eine Vergütung ohne Arbeit stattfindet. Daran hege ich ganz leise Zweifel.
Eine endlose Spirale hat jedoch keinen Endpunkt.
Das hat die HDH sicher nur gemacht, damit unser PH nicht den Lebenssinn verliert.
Der Arbeitgeberverband kann ja mal alleine in den Betrieben arbeiten, von wegen Fachkräftemangel. Die Wertschätzung für Arbeitnehmer sinkt durch aktuelle Debatten von Tag zu Tag.
So ist das eben mit einem Rechtsruck.
@Kesoe@Zappelphilipp: Ist es nicht ein Widerspruch, wenn in Bezug zu Bürgergeldempfängern einerseits gesagt wird, dass sich Leistung wieder lohnen muss, aber in Bezug zu Wirtschaftsvertretern behauptet wird, dass zu wenig geleistet wird? Ist der Arbeitnehmer nun zu faul und verdient zu viel oder arbeitet er viel und am Ende reicht es nicht fürs Leben? Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte.
Damit meinen die Wirtschaftsvertreter die Geldleistung, welche sie in ihr Humankapital investieren.
Die Gewerkschaften haben offensichtlich von der veränderten wirtschaftlichen Lage in Deutschland noch nichts mitbekommen. Jeden Tag melden große und eingesessene Unternehmen Insolvenz an.
Durch Arbeitskämpfe in der jetzigen Zeit werden Arbeitsplätze vernichtet. Jedem muss klar sein, wer jetzt solche Forderungen stellt, will sich nur selbst profilieren auf Kosten der Arbeitsplätze. Die Gewerkschaftsbosse verlieren ja dadurch ihren Job nicht.
Als bekannt wurde, dass VW Werke geschlossen werden müssen, hat die Gewerkschaft zu 7% Lohnerhöhung durchsetzen wollen. Jetzt haben viele Angestellte die Kündigung erhalten. Klingt
Nach Totengräber!
Das generelle Problem in Deutschland ist, dass die wirtschaftliche Lage nur danach gemessen wird, wie die Rendite der Arbeitgeber steigt oder eben nicht steigt. Es juckt Keinen, wie es bei Denen aussieht, die leisten und den zügellosen Wohlstand der Arbeitgeber erarbeiten.
Angesichts des riesigen Produktivitätsfortschrittes in der Industrie wird es langsam Zeit, dass auch die dort Arbeitenden durch mehr Freizeit davon profitieren!
Das Problem ist immernoch, dass diese Leute vom alten Schlag sind: der Arbeitnehmer gehört mir für X Stunden und Work-Life-Balance ist überbewertet. Wenn die gleichen Leute wollen, dass wir länger arbeiten sollen, müssen wir auch lernen anders zu arbeiten. Es kann nicht im gesellschaftlichen Interesse sein, mit 56 ausgebrannt zu sein, denn umso mehr Pflegefälle und Fälle mit gesundheitlichen Problemen gibt es.