Hallesches Kirchenparlament tagte: Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises schafft zwei neue Stellen für die Jugendarbeit und beschließt Haushalt
Die Johannesgemeinde in der südlichen Innenstadt von Halle (Saale) war an diesem Samstag erfüllt von einer Atmosphäre, die gleichermaßen von Wehmut, Aufbruch und konzentrierter Sacharbeit geprägt war. Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Halle-Saalkreis trat zu ihrer letzten regulären Sitzung der laufenden Wahlperiode zusammen, und schon der Einstieg machte deutlich, dass dieser Tag nicht nur eine formale Zusammenkunft, sondern ein Übergangsmoment für den gesamten Kirchenkreis darstellen würde. Der Sitzungssaal füllte sich bereits früh mit Synodalen, Gästen aus Gemeinden, kirchlichen Einrichtungen und Mitarbeitenden aus Verwaltung und Seelsorge. Während sich die Reihen füllten, war zu spüren, dass zahlreiche Themen anstanden, die nicht nur das kommende Jahr, sondern die gesamte zukünftige Ausrichtung der kirchlichen Arbeit beeinflussen würden.

Zwischen Rückblick und Aufbruch: Geistliche Orientierung zum Beginn
Im Mittelpunkt der Tagung standen zwei zentrale Beschlüsse, die im Laufe des Tages einstimmig angenommen wurden. Zum einen war dies der Haushaltsplan für das Jahr 2025 mit einem Gesamtvolumen von 15,3 Millionen Euro. Zum anderen die Einrichtung zweier neuer Stellen für die Jugendarbeit, jeweils mit einem Umfang von 0,75 Vollzeitstellen. Mit diesen Entscheidungen griff die Synode wesentliche Herausforderungen der Gegenwart auf: die Notwendigkeit, kirchliche Strukturen zu stabilisieren und gleichzeitig neue Impulse insbesondere für die jüngere Generation zu setzen. Hinzu kam die Zustimmung zum sogenannten 2-Prozent-Appell, der die Unterstützung der palästinensischen Schule „Talitha Kuma“ vorsieht, wodurch die Synode auch ein Zeichen internationaler Solidarität setzte. Regionalbischöfin Bettina Schlauraff eröffnete den inhaltlichen Teil der Tagung mit einem geistlichen Impuls, der die doppelte Bedeutung von Rückblick und Aufbruch betonte. Sie dankte den Mitgliedern der scheidenden Synode für ihr Engagement in den vergangenen Jahren. Viele würden dem neuen Kirchenparlament weiterhin angehören, einige hätten sich verabschiedet, und wieder andere würden neu dazukommen, wenn sich die nächste Synode im kommenden Jahr erstmals konstituiert. In ihrem geistlichen Wort griff Schlauraff den Monatsspruch auf: „Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken“, und ergänzte, „das ist glaube ich auch ein bisschen unsere Aufgabe, nach den Verirrten und Verlorenen zu suchen.“

Ein Kirchenkreis im Übergang
Der amtierende Superintendent Karsten Müller, der die Interimsleitung des Kirchenkreises innehat, führte diesen Gedanken fort und erinnerte daran, dass diese Sitzung das Ende einer Ära markiere. Mit Blick auf den im vergangenen Jahr verabschiedeten Superintendenten Hans-Jürgen Kant und die neue Superintendentin, die ihr Amt erst im kommenden Jahr antreten wird, sagte Müller: „Eine Ära ist zu Ende gegangen, die Wahlperiode unserer Synode wird zu Ende gehen.“ Es sei eine besondere Übergangssituation, in der sich der Kirchenkreis befinde: „Wir befinden uns also als Kirchenkreis zwischen den Zeiten.“ Er verband diese Feststellung mit theologischen Reflexionen über Gottes Zuwendung, die unabhängig von menschlicher Leistung gelte, und warnte davor, die Vergangenheit zu verklären. Im weiteren Verlauf seines Berichts ging Müller auf die Gemeindekirchenratswahlen ein. Mit 21,73 Prozent wurde eine für kirchliche Verhältnisse hohe Wahlbeteiligung erreicht – 4.675 von 21.513 Stimmberechtigten hatten gewählt. 302 Kandidierende wurden gewählt, darunter 168 Frauen, die nun in den Gremien die Mehrheit bilden. Müller deutete dies als Zeichen eines wichtigen Aufbruchs. Ebenso berichtete er von personellen Entwicklungen in der Seelsorge: Neu besetzt wurden die Gefängnisseelsorge in Raßnitz und eine Klinikseelsorgestelle am Bergmannstrost. Für die Bahnhofsmission wird nach einem Weggang eine Findungskommission eingerichtet.
Finanzielle Weichenstellungen und Veränderungen in der Kita-Landschaft
Müller nutzte die Tagung auch, um Ehrenamtlichen zu danken, die im Verkündigungsdienst tätig sind. Die neue Ehrenamtsrichtlinie stelle 20.000 Euro pro Jahr bereit. Er berichtete zudem von erhöhten Zuschüssen: Die Stadtmission erhält künftig 40.000 Euro statt bislang 37.500, die Villa Jühling 12.000 Euro. Das Marthahaus wurde durch ein Darlehen beim Erwerb eines Grundstücks unterstützt. Und der Kirchenkreis hat bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland Fördermittel beantragt – 80.000 Euro für das Paulusgemeindehaus und 70.000 Euro für die Johanneskirche. Doch nicht alle Meldungen waren positiv. Müller bezeichnete die geplante Schließung der evangelischen Kita im Diakoniewerk als „betrüblichen Fakt“. Mit 31 Kindern sei ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich, erforderlich seien 55 Plätze. Zudem warnte er, „dass dieser Prozess uns in Zukunft noch öfter beschäftigen“ werde, da „wir in einer Welt leben, in der sich Menschen immer mehr scheuen, Kinder in die selbige zu setzen.“ Präses Mark Udo Born ergänzte diese Analyse, indem er auf sinkende Mitgliederzahlen hinwies, die „nicht unbetrachtet bleiben“ dürften. Der Kirchenkreis habe in sechs Jahren tausende Mitglieder verloren und bereits schmerzhafte Kürzungen im Stellenplan vorgenommen. Zwei Kitas seien in dieser Zeit verloren gegangen. Ob der Zweckverband seine derzeit neun Kitas langfristig halten könne, sei ungewiss. Born sprach von einem „Warnschuss“ und einem „Weckruf“, der den Ernst der Lage verdeutliche, und betonte, wie wichtig es sei, mit den zwei neuen Stellen der Jugendarbeit gegenzusteuern.
Jugendarbeit als strategisches Zukunftsfeld
Die neuen Stellen für die Jugendarbeit gehen auf einen klar strukturierten Prozess zurück. Eine vom Kreiskirchenrat eingesetzte Arbeitsgruppe hatte sich viermal getroffen, um die Ergebnisse der 2024 durchgeführten Visitation zu bearbeiten. Diese hatte empfohlen, die Jugendarbeit neu zu strukturieren und personell zu stärken. In monatelanger Arbeit entstand ein Aufgabenportfolio, das weit über das hinausgeht, was in Gemeinden bereits geleistet wird. Es sieht die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle vor, die Vernetzung junger Gemeinden, die Fortbildung von Jugendmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die Entwicklung eines Gesamtkonzepts sowie die Durchführung gemeinsamer Projekte und Freizeiten mit Gemeinden. Dabei soll die Arbeit zwar an bestehende gemeindliche Formen anknüpfen, aber dennoch eigene Projekte entwickeln und neue Impulse setzen. Eine „offene sozialdiakonische Jugendarbeit“ nach dem früheren Modell der 1990er- und 2010er-Jahre ist nicht geplant. Die Stellen – eine ordinierte Gemeindepädagogenstelle und eine im privatrechtlichen Dienstverhältnis – sind auf sechs Jahre angelegt und werden vollständig aus der Personalkostenrücklage finanziert. Als Standort dient eine WG-Wohnung in der Mittelstraße.
Breite Förderung kirchlicher und sozialer Dienste
Der Haushaltsplan für 2025 macht deutlich, wie breit der Kirchenkreis strukturell und diakonisch aufgestellt ist. Neben den großen Posten für Jugendarbeit, Stadtmission und Villa Jühling fließen auch Mittel in kirchenmusikalische Arbeit, Religionsunterricht, Ehrenamtsqualifizierung, Seelsorge für Polizei, Geflüchtete, Berufstätige, Straffällige, Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderungen und weitere Gruppen. Die Telefonseelsorge erhält 22.684 Euro, die Archive des Kirchenkreises 82.500 Euro. Diese breite Palette an Förderungen zeigt die Vielgestaltigkeit kirchlichen Wirkens – von der geistlichen Begleitung über Bildungsarbeit und Soziales bis hin zu Kultur und historischer Verantwortung. Der 2-Prozent-Appell zugunsten der Schule „Talitha Kuma“ in Palästina unterstreicht, dass der Kirchenkreis auch globale Verantwortung wahrnimmt. Am Ende dieses langen Sitzungstages lag eine besondere Stimmung über dem Saal der Johannesgemeinde. Die Synode hatte sich nicht nur mit Zahlen und Strukturen beschäftigt, sondern mit drängenden Fragen kirchlicher Zukunft: Wie bleiben Gemeinden lebendig? Wie werden junge Menschen erreicht? Wie gelingt es, den demografischen Wandel zu bewältigen? Die Antworten, die an diesem Tag gegeben wurden, sind Schritte auf einem Weg, der weitergeht – aber sie zeigen deutlich die Bereitschaft, diesen Weg entschlossen zu gestalten.











Eine Sekte die den Krieg „genehmigt“!
Angeekelt abwendend.