Mehr Unfälle auf Sachsen-Anhalts Straßen
Auf den Straßen in Sachsen-Anhalt hat es im vergangenen Jahr häufiger gekracht. Insgesamt wurden 75.022 Verkehrsunfälle registriert, im Jahr zuvor sind 73.503 gewesen. Innenminister Holger Stahlknecht sagt dazu: „Wir hatten im Jahr 2019 die niedrigste Zahl der Verunglückten, weniger Verkehrstote, aber mehr Verkehrsunfälle, die Zahl der Wildunfälle nimmt zu, die Hauptunfallursache bei Unfällen mit Getöteten bleibt Raserei und das Verletzungsrisiko durch Pedelecs steigt. Meine grundsätzliche Bitte wenn es um das Verhalten im Straßenverkehr geht: Denken Sie hier nicht nur an sich, nehmen Sie Rücksicht, das rettet Menschenleben.“
1. Allgemeines
Von der Polizei wurden auf Sachsen-Anhalts Straßen im vergangenen Jahr insgesamt 75.022 Verkehrsunfälle registriert (2018: 73.503, Anstieg um 2 Prozent). Der Gesamtanstieg ist auf den Anstieg um zwei Prozent bei den Verkehrsunfällen mit Sachschaden zurückzuführen (von 65.548 im Jahr 2018 auf 67.119 im Jahr 2019).
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden nahm in Sachsen-Anhalt im fünften Jahr in Folge ab. Es ereigneten sich 7.903 Personenschadenunfälle (-1 Prozent) mit 10.207 verunglückten Personen. 236 Menschen verunglückten damit weniger als im Vorjahr. Diese Zahl aller Verunglückten erreichte damit den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2005. Die Zahl der Schwerverletzten sank leicht um 28 (-1 Prozent). Die Anzahl der Leichtverletzten verringerte sich ebenso um 205 (-3 Prozent).
Demgegenüber stieg jedoch die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden im Vergleich zum Vorjahr mit 2.020 Fällen wieder auf über 2.000 an. 2019 kamen 137 Menschen bei 127 Unfällen landesweit ums Leben (3 weniger/- 2 Prozent), darunter waren elf Fußgänger, 15 Radfahrer, zwei Pedelec-Nutzer, drei Nutzer von Kleinkrafträdern, 21 Kradfahrer und zwei Sozia, 50 Pkw-Fahrer und 15 Pkw- Insassen, 12 Lkw-Fahrer und vier Lkw-Insassen, ein Nutzer eines Krankenfahrstuhles sowie ein Krankentransportfahrer.
2. Unfallursachen
Die Rangliste der Hauptunfallursachen führt im vierten Jahr in Folge die Unfallursache „Wild“ mit einem deutlichen Anstieg um 1.000 Fälle (+7 Prozent) an, weiterhin gefolgt von „Wenden/Rückwärtsfahren/Ein-und Ausfahren“ mit einem Rückgang um minus drei Prozent und „Abstand“ um minus zehn Prozent. Unfälle mit Wildbeteiligung hatten überwiegend Sachschäden und selten Personenschäden zur Folge. Wie im Vorjahr kam dabei niemand zu Tode. Nach ersten Auswertungen handelt es sich hierbei um ein landesweites Phänomen mit Anstiegen auf allen Straßenklassen. Signifikante regionale Schwerpunkte lassen sich nicht erkennen.
Bei Verkehrsunfällen mit Getöteten und Schwerverletzten stehen als Hauptunfallursachen weiterhin die überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit mit steigender Entwicklung um neun Prozent, gefolgt von Verstößen gegen die Vorfahrtsregeln mit einem Anstieg um drei Prozent, falsches Verhalten der Radfahrer mit einem Anstieg um zehn Prozent und Verkehrsuntüchtigkeit um minus fünf Prozent im Vordergrund.
Von den insgesamt 127 Unfällen mit tödlichem Ausgang für 137 Menschen, waren allein 50 – und damit mehr als jeder dritte Unfall – auf überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen.
Innenminister Stahlknecht dazu: „Noch immer scheint der Appell an den gesunden Menschenverstand nicht bei jedem angekommen zu sein. Raserei ist rücksichtslos und bringt niemandem etwas. Deshalb werden wir als Polizei daran festhalten Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen, um Raser aus dem Verkehr zu ziehen. Jeder von uns sollte sich zur Vermeidung von gefährlichen Situationen und Unfällen rücksichtsvoll und angemessen verhalten. Wer einmal einem Menschen mitteilen musste, dass ein Angehöriger bei einem Verkehrsunfall verstorben ist oder sogar selber einen nahen Angehörigen oder Freund verloren hat, kann sicher nachvollziehen, welches Leid durch die Nichtbeachtung der Verkehrsregeln entstehen kann.“
Die Anzahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle mit insgesamt 1.001 Unfällen erreicht bei einem Rückgang um 6 Prozent den geringsten Wert seit 2007. Hierbei wurden 451 Personen verletzt und acht getötet, drei weniger als im Jahr 2018.
Die durch Drogeneinfluss herbeigeführten Verkehrsunfälle entwickelten sich nahezu konstant. Nach einem Anstieg im Jahr 2018 von 116 auf 155 wurden im Jahr 2019 160 Verkehrsunfälle (+3 Prozent) registriert. Bei diesen Unfällen wurden 99 Personen (25 weniger) verletzt und ein Mensch getötet, sieben weniger als im Jahr 2018. Erfreulich ist der Umstand, dass die Anzahl der registrierten Gesamtunfälle bei vorliegendem Mischkonsum von Alkohol und Drogen um 32 Prozent, von 47 auf 32, rückläufig ist.
3. Ausgewählte Altersgruppen
3.1 Kinder (unter 15 Jahre)
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Kindern bleibt mit einer erneuten leichten Abnahme um 26 Fälle (-5 Prozent) auf einem niedrigen Niveau. Die Anzahl der dabei verunglückten Kinder insgesamt verringerte sich um 127 (-14 Prozent) auf 771 und erreichte damit den niedrigsten Wert seit 2005. Drei Kinder und damit eines mehr als im Vorjahr, wurden bei Unfällen tödlich verletzt, von denen ein Kind als Fußgänger und zwei Kinder als Insassen in einem Pkw unterwegs waren.
3.2 Jugendliche (15 bis unter 18 Jahre)
Ansteigend zeigt sich die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Jugendlichen. Mit 801 Unfällen lag diese um 94 Fälle höher als im Jahr 2018 (+13 Prozent). Hierbei ist ein weiterer Anstieg bei den Verunglückten in dieser Altersgruppe um 15 auf 610 zu verzeichnen (+ 3 Prozent), von denen die überwiegende Mehrheit leicht verletzt wurden (473; +4 Prozent zum Vorjahr). Zwei Jugendliche kamen bei Unfällen im Land ums Leben (-3). Beide als Nutzer von motorisierten Zweirädern (Krad und Kleinkraftrad).
3.3 Junge Erwachsene (18- bis unter 25-Jährige)
Verkehrsunfälle mit Beteiligung von jungen Erwachsenen (18- bis unter 25-Jährige) sind nach Tiefständen in den Jahren 2017 und 2018 um 240 Fälle angestiegen. Mit 9.874 Verkehrsunfällen waren es zwei Prozent mehr als noch 2018. Bei insgesamt mehr Verunglückten (+5 Prozent) und einer Steigerung der Anzahl an Schwer- und Leichtverletzten um 58 Fälle in dieser Altersgruppe, ist zudem eine Zunahme bei den tödlich verletzten Personen zu verzeichnen. Zwölf junge Erwachsene – einer mehr als im Vorjahr – kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Davon waren fünf mit dem Pkw, drei mit dem Krad, einer mit dem Lkw, einer mit dem Fahrrad und zwei zu Fuß unterwegs.
3.4 Senioren (ab 65 Jahre)
Im Jahr 2019 waren Senioren an 16.446 Verkehrsunfällen beteiligt, sechs Prozent mehr als im Vorjahr, die größtenteils Sachschäden zur Folge hatten. Über80 Prozent der von Senioren verursachten Unfälle waren auf Innerortsstraßen, lediglich drei Prozent auf den Bundesautobahnen im Land zu verzeichnen. Trotz steigender Mobilität legen Verkehrsteilnehmer mit zunehmendem Alter somit eher kürzere Strecken zurück und meiden Straßen, auf denen deutlich höhere Geschwindigkeiten gefahren werden.
Auch die Anzahl der verunglückten Senioren war im vergangenen Jahr mit 1.700 Verunglückten insgesamt um sieben Prozent ansteigend. Es verletzten sich 1.152 (+4 Prozent) Senioren leicht und 506 (+11 Prozent) schwer. 42 Unfallbeteiligte ab 65 Jahren erlitten tödliche Verletzungen. Das sind zehn Getötete mehr als im vergangenen Jahr. Damit war im Jahr 2019 jeder dritte Getötete im Straßenverkehr ein Senior.
Mehr als die Hälfte der getöteten Senioren starben in einem Pkw. Besonders stark gefährdet sind Senioren aber auch als Fahrrad- und Pedelec-Fahrer. Alle getöteten Pedelec-Fahrer waren Senioren, bei den getöteten Fahrradfahrern lag ihr Anteil bei 73 %.
4. Ausgewählte Verkehrsbeteiligungen
4.1 Fußgänger
Nach einem Rückgang der Unfallzahlen im letzten Jahr, ist im Jahr 2019 eine leichte Zunahme der Verkehrsunfälle mit Fußgängern festzustellen. Mit 953 Verkehrsunfällen ereigneten sich 13 Unfälle mehr als im Jahr zuvor. Die Anzahl der verunglückten Fußgänger sank derweil um drei Prozent auf 684 (erstmals seit fünf Jahren unter 700). 20 Fußgänger weniger erlitten Verletzungen, elf Menschen und damit einer weniger, kamen zu Tode (2018: 12). Fußgängerunfälle werden dabei in einer Vielzahl von Fällen durch die Fußgänger selbst verursacht. Hierbei spielten Rotlichtmissachtungen, Ablenkungen zum Beispiel durch Smartphones und unachtsames Betreten der Fahrbahn immer wieder eine Rolle Der Verursacheranteil bei Verkehrsunfällen mit Fußgängerbeteiligung lag bei 35 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser um 3 Prozent angestiegen.
4.2 Fahrrad
Im Jahr 2019 ist die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern auf Sachsen-Anhalts Straßen im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant geblieben (+ 7 auf 2.831). Die Hälfte dieser Unfälle (49,5 Prozent) wurde von den Radfahrern verursacht. Die Zahl der verunglückten Radfahrer sank insgesamt leicht von 2.094 auf 2.062. Die Zahl der getöteten Radfahrer reduzierte sich um fünf Fälle auf 15. Als Hauptunfallursachen solcher Unfälle lassen sich „Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr“, gefolgt von der „verbotswidrigen Nutzung der Fahrbahn oder anderer Straßenteile“ sowie „Alkoholeinfluss“ konstatieren.
4.3 Pedelec
Die Pedelecs, welche mit ihrer begrenzten Tretunterstützung (bis 25 km/h) eine Variante der Fahrräder darstellen, gewinnen im Zuge der Förderung des Radverkehrs vermehrt an Interesse. Pedelecs bieten viele neue Möglichkeiten, bergen aber auch Risiken.
Mit 103 Fällen wurden 56 Prozent mehr Verkehrsunfälle mit Pedelec registriert als im Vorjahr, größtenteils mit Personenschäden. Sie machen zwar nur einen Anteil von rund drei Prozent aller Radfahrunfälle aus, sind jedoch in den Verunglücktenzahlen um 27 auf 82 und damit um 49 Prozent gestiegen. Besorgniserregend dabei ist, dass die Folgen bei diesen Unfällen immer gravierender werden. Ansteigend zeigt sich hier insbesondere die Zahl der Verunglückten, 64 Menschen wurden leicht verletzt (+56 Prozent), 16 schwer (+23 Prozent) und zwei Menschen, einer mehr als im Vorjahr, getötet. Der Großteil der Pedelecunfälle (87 Prozent) ereignete sich innerhalb geschlossener Ortschaften.
Verletzte von Pedelec-Unfällen sind fast durchweg Personen mittleren Alters. Die Nutzungsquote steigt proportional mit zunehmendem Alter und flacht ab der Altersgruppe der 65-Jährigen wieder ab. Vor allem ältere Personen ab 65 Jahren, die ihre Mobilität als Pedelec-Nutzer wiedergewinnen bzw. erweitern, sind hier besonders verletzungsgefährdet. Knapp 43 Prozent der Verunglückten waren Senioren ab 65 Jahren, zwei in der Altersgruppe über 75 Jahre sind an ihren Verletzungsfolgen verstorben. So liegt die Wahrscheinlichkeit bei einem Unfall verletzt zu werden in der Altersgruppe der 45 bis 64-Jährigen bei 71 Prozent, in der Altersgruppe ab 65 Jahren jedoch schon bei annähernd 90 Prozent.
Die Unfallursachen bei der Pedelec-Benutzung sind vielfältig. Die Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit durch den Genuss alkoholischer Getränke ist in der Altersgruppe der 45 bis 64-Jährigen die Hauptunfallursache. In der Altersgruppe ab 65 Jahren spielt die Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit kaum eine Rolle. Hier sind die klassischen Verhaltensfehler (Vorrang/Vorfahrt, falsche Straßenbenutzung, Einfahren/Ausfahren) unfallursächlich. Anzumerken ist zudem, dass nicht angepasste Geschwindigkeit die dritthäufigste Unfallursache aller durch Pedelec-Fahrer verursachten Verkehrsunfälle ist.
Pedelec-Nutzer waren in über 40 Prozent der Gesamtunfälle Unfallverursacher. Der Verursacheranteil ist damit um 27 Prozent im Vergleich zu Vorjahr gestiegen.
4.4 Krad
Nach einem Anstieg in 2018 sind die Verkehrsunfallzahlen mit Kradfahrern (über 50 Kubikzentimeter) in 2019 wieder rückläufig. Mit
970 (-4 Prozent) wurden 44 Verkehrsunfälle weniger registriert. In 57 Prozent dieser Fälle waren die Kradfahrer auch Verursacher der Verkehrsunfälle. 23 Kradfahrer, davon zwei Sozia verunglückten im Jahr 2019 tödlich
(2018: 23).
5. Lastkraftwagen
Bei einer nahezu konstanten Anzahl von Lkw-Unfällen im Land (9.886 Fälle) ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der verunglückten Lkw-Nutzer um elf Prozent auf 392 zu verzeichnen. Gleichzeitig stieg sowohl die Zahl der im Lkw Schwerverletzten (28 mehr auf 121) und die der im Lkw Leichtverletzten (4 mehr auf 255) leicht an. Die Anzahl der im Lkw Getöteten ist von acht im Jahr 2018 auf 16 im vergangenen Jahr angestiegen.
Im Zusammenhang mit Lkw-Unfällen wurden landesweit 975 Menschen leichtverletzt (2018: 959), 351 schwerverletzt (2018: 294) und 43 getötet (2018: 35). 16 davon im Lkw, 12 als Fahrzeugführer und vier Insassen. Drei von vier Unfällen mit Lkw-Beteiligung wurden im vergangenen Jahr auch von diesen verursacht. Unfälle, bei denen der Lkw-Fahrer verstarb, wurden sogar in über 90 Prozent der Fälle von diesen verursacht.
Wenngleich die meisten Unfälle unter Beteiligung von Lkw auf Innerortsstraßen zu verzeichnen sind (6.005 Unfälle) und insgesamt eine Abnahme der Lkw-Unfälle auf den Bundesautobahnen von 1.988 auf 1.944 Unfälle zu beobachten ist, bleibt dennoch festzustellen, dass sich 14 der insgesamt 22 von Lkw-Fahrern verursachten tödlichen Verkehrsunfälle (64 Prozent) auf den Bundesautobahnen im Land ereigneten.
Hauptunfallursächlich bei Lkw-Unfällen sind insgesamt Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren, Ungenügender Sicherheitsabstand sowie Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot. Die Beanstandungsquote bei den regelmäßigen Lkw-Kontrollen durch besonders qualifizierte Beamte und Beamtinnen der spezialisierten Verkehrsüberwachung liegt seit Jahren nach wie vor bei über 40 Prozent.
Es gibt zu viele Fahrer, die zum Führen eines Fahrzeugs nicht geeignet sind. Besonders junge Männer überschätzen sich immer wieder. Und Strafen sind zu lasch.
Warum lernen diese Fahrer eigentlich nicht, auf ausreichend Abstand und angepasste Geschwindigkeit zu achten? Aus meiner Sicht sind die Fahrschulen nicht wirklich gut, da es mittlerweile auch hier eine Massenabfertigung gibt und einige Fahrlehrer selber nicht geeignet sind (sehe öfter mal Fahrschulautos bei Rotlichtverstößen, Gasgeben nach Blitzern und cooles Fahren mit einer Hand). Auch die Prüfer scheinen keine wirkliche Autorität mehr zu sein.
Ich bin den ganzen Tag auf alles Straßen unterwegs. Viele junge Frauen mit kleinen Kindern im Auto halten sich genauso wenig an die Verkehrsvorschriften wie junge Männer.
Es fehlt an einer kontinuierlichen Verkehrsüberwachung. Die Blitzgeräte sollen es bringen…
Das war absehbar und wird nicht besser.