Nachdem verpflichtende Vorgriffstunden vor Gericht gekippt wurden: Lehrer in Sachsen-Anhalt sollen freiwillig mehr arbeiten dürfen

Lehrkräfte, die sich freiwillig für das Ableisten zusätzlicher Unterrichtsstunden (Zusatzstunde) entscheiden, erhalten diese künftig unkompliziert und zuverlässig ausgezahlt, sofern sie diese nicht für einen späteren Ausgleich ansparen möchten. Mit der freiwilligen Zusatzstunde soll der Wegfall der Vorgriffsstunde möglichst vollständig kompensiert werden. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Bildungsministerium, den Bildungs- und Finanzexperten der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt und dem Finanzministerium sowie mit ausdrücklicher Unterstützung von Finanzminister Michael Richter ist es gelungen, eine praxisgerechte und bürokratiearme Lösung zu entwickeln.
Statt wie bei der früheren Vorgriffsstunde aufwendige monatliche Erfassungen und Nachweise einzufordern, wird die Zusatzstunde einmalig für das gesamte verbleibende Schuljahr definiert und anschließend anteilig monatlich ausgezahlt oder auf Wunsch für den langfristigen Ausgleich angespart. Damit entfällt für die Schulleitungen die bisherige Belastung.
Bildungsminister Jan Riedel: „Mit dieser Lösung zeigen wir, dass wir pragmatisch handeln und die Realität an den Schulen im Blick behalten. Lehrkräfte können sich darauf verlassen, dass die Zusatzstunde im Falle der gewünschten Auszahlung fair und unkompliziert vergütet wird. Ich bin zuversichtlich, dass sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen der Verantwortung gegenüber unseren Schülerinnen und Schülern bewusst sind und die Zusatzstunde abhalten werden. Das wurde mir in den vergangenen Tagen auch durch viele Verbände und Interessenvertretungen widergespiegelt.“
Die Neuregelung soll zugleich ein Signal an die Kolleginnen und Kollegen im Schuldienst sein: Die Zusatzstunde wird fair, verlässlich und ohne zusätzlichen Aufwand ausgeglichen. Das soll die Bereitschaft stärken, die Zusatzstunde zu übernehmen, und sorgt gleichzeitig für Motivation im schulischen Alltag.
„Die klare und nachvollziehbare Abrechnung ist ein Gewinn für alle Seiten. Sie macht deutlich, dass wir die Arbeit der Lehrkräfte wertschätzen und gleichzeitig die organisatorischen Prozesse an den Schulen so einfach wie möglich halten wollen“, so Minister Riedel weiter.
Minister Riedel dankt ausdrücklich allen Lehrkräften, die sich künftig bereiterklären, die Zusatzstunde zu leisten. „Mit ihrem Engagement tragen Sie entscheidend dazu bei, die Unterrichtsversorgung im Land zu stabilisieren.“
Zur konkreten Umsetzung werden die Schulen in den kommenden Tagen informiert.
Hintergrund:
In der vergangenen Woche hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in Abweichung von der vorhergehenden Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes des Landes Sachsen-Anhalt die Regelungen zur verpflichtenden Vorgriffsstunde (VGS) für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt für unwirksam erklärt.
Daher bat Minister Riedel die Schulleitungen und Kollegien, auf die bereits bestehenden Möglichkeiten zurückzugreifen: Als wichtigste Möglichkeit hebt das Bildungsministerium die Zusatzstunde hervor. Diese sieht in gleicher Weise wie die Vorgriffsstunde zum Ausgleich u.a. eine Vergütung vor und bietet damit volle Planungssicherheit. Bis zu vier Zusatzstunden pro Woche sind möglich, sodass Schulen flexibel auf ihre jeweilige Situation reagieren können.
Daneben bleibt alternativ das bewährte Instrument der Mehrzeiten aus dem Flexi-Erlass bestehen, um den Unterrichtsbetrieb abzusichern.
Ich sehe sie schon Schlange stehen ihr habt die wohl nicht mehr alle
Seltsam…auf einmal gibt es eine verlässliche Regelung zur Bezahlung bzw. Ansparung binnen weniger Tage. Das war davor trotz Schaffung der Stunde ein ganzes Jahr nicht möglich ….
Wenn Mehrarbeit erforderlich ist, warum dann nicht die Arbeitsverträge und die Regelarbeitzeit anpassen (wenn gewünscht). Dann wäre auch die Mehrarbeit fair vergütet. Jetzt wurde die Vorgriffsstunde vor Gericht gekippt und so versucht man einfach weiterzumachen und es als „Bürokratiearme Lösung“ zu verkaufen.
Ist dann eine beidseitige Vereinbarung, die nötig wird, und vetraglich festgeklopft werden muß. Vorbehaltlich einer Zustimmung
Lehrer…arbeiten…freiwillig…. 😆
Arbeitest Du freiwillig? Zusatzfrage: Arbeitest Du?
Aber freiwillig mehr.
Bei der überwiegenden Anzahl der Lehrer sehe ich das nicht.
Work live Balance steht bei Lehrern ganz oben auf dem Stundenplan.
„sehe ich das nicht“
Ja, gut, aber das ist allein Dein Problem und hat mit der Realität nicht so richtig was zu tun, Leerer.
Als Steuerzahler Frage ich mich: was kostet mich das unten Strich in Zukunft mehr?
Warum biste denn nicht Lehrer geworden, wenigstens Quereinsteiger? Kannste aber immer noch!
Es wäre gutes Geld in Deinen Deutschunterricht investiert gewesen.
„Lehrer in Sachsen-Anhalt sollen freiwillig mehr arbeiten dürfen“
Damit ist jetzt schon absehbar, wie das in Zukunft laufen wird. Dieses Schuljahr werden die Lehrer noch bis zum Schuljahresende durchhalten und freiwillig die Vorgriffstunde leisten. Zu Beginn des nächsten Schuljahres wird wieder Dienst nach Vorschrift geschoben und von freiwilligen Unterrichtsstunden will dann kein Lehrer mehr etwas hören.
Frage mich wie du regieren würdest, wenn dein Arbeitgeber dir einfach ne Zusatzstunde aufbrummt neben der eigentlich vertraglichen Arbeitszeit? Der Hauptteil der Arbeit eines Lehrers passiert vollkommen fern einer regulären Arbeitszeiterfassung. Eine Unterrichtsstunde zusätzlich meint zudem auch Vorbereitungszeit, Nachbereitung und Korrektur. Bleibt also nicht bei einer Stunde.
Schade, dass man das Erfüllen der Arbeit anderer als “ Dienst nach Vorschrift“ nennen muss
Die regulären Wochenstunden sind doch eh ein Witz bei den ganzen Ferien.
Der Sport und Kunstlehrer bereitet sich ewig auf seinen Unterricht vor
Kein abhängig Angestellte arbeitet freiwillig länger als seine vertraglich festgelegte Zeit, wo dann ggf noch seine bezahlung echt im Argen liegt. Nicht umsonst gibt es Arbeitsverträge. Und für mehr sind schon etwas bessere Konditionen notwendig, als die vertraglichen…
Schade, dass es ein Gerichtsurteil braucht, um eine illegale, unflexible und zwanhafte Regelung zu stoppen und eine flexible, unbürokratische an dessen Stelle zu rücken. Natürlich wird es Lehrer*Innen geben, die mehr arbeiten wollen und damit ihren Sold/Gehalt weiter aufbessern. Die Spaß daran haben, ihren Alltag zu optimieren, so dass sie noch mehr Stunden geben können. Aber es gibt auch welche, die haben eine Familie und ggf. noch zu pflegende Angehörige. Die brauchten die Mehrarbeit eigentlich nicht.
Jetzt sind allerdings Schülerinnen und Eltern gefragt, um zu verhindern, dass die Unterrichtsqualität leidet. Alle zwei Stunden Bio ein einstündiges Video gucken oder 100% Arbeit im Lehrbuch, damit der Lehrer nebenher korrigieren kann, sind kein ordentlicher Unterricht.
Sind wir doch mal ganz ehrlich. Das Land hat Schwierigkeiten den Unterricht abzudecken und wollte gleichzeitig auch noch sparen. Wenn die fehlenden 500 Lehrer da wären, müssten sie doch auch gerecht bezahlt werden. Es ist schlimm genug, die Mehrarbeit bei Klassenfahrten und Projekten nicht angerechnet zu bekommen. Wer fährt in anderen Berufen auf Dienstreise ohne Ausgleich der Mehrarbeitszeit und bezahlt die auch noch auf der eigenen Tasche.
Jahrelang wurden Referendare und Absolventen vom Land verprellt, weil sie in ihrerm Territorium beenden und arbeiten wollten. Dann gingen die Refs halt nach Hessen, Thüringen, Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg… Und ja, es war eine CDU-Regierung mitsamt einem Bullerjahn-Möllring-Konsortium im Bildungsbereich… Man wußte es also…
Warum sollte ich freiwillig Zusatzstunden leisten, wenn ich dann auch noch wöchentlich, mit absoluter Zuverlässigkeit vier Flexistunden gehen muss? Wir sind so wenig Kollegen, dass ein beachtlicher Teil immer mindestens 30 Stunden im Unterricht ist. Erst wenn mir die Zusatzstunden von den Flexistunden abgezogen werden, sodass die Chance auf eine Unterrichtszeit jenseits der 30 Stunden auf Null reduziert wird, könnte man darüber reden.
Kommt mal in die Schule und macht mal einen Tag an der Seite eines Lehrers, nur mitlaufen. Dann können wir nochmal von Work-Life-Balance reden. Ob ihr dann noch den Abend am Schreibtisch schafft, werden wir sehen.