Altes Steintor und Stadtmauerreste am Joliot-Curie-Platz entdeckt
„Das ist ein Sensationsfund“, schallte es am Mittwoch aus einer Baugrube am Joliot-Curie-Platz. HAVAG-Prokurist Gerd Blumenau hat sich dort die Reste der halleschen Stadtmauer angeschaut. Die waren im Rahmen der Bauarbeiten dort gefunden worden. Sorgen über eine große Verzögerung der Bauarbeiten müsse man sich aber wegen des Funds nicht machen, so Blumenau. Das bestätigt auch Landesarchäologe Harald Meller. Der meinte, sein Büro sei ja ganz in der Nähe und er stehe auch täglich im Stau. Deshalb sei ihm auch an einem zügigen Fortschritt der Arbeiten gelegen. Auch Blumenau rechnet nur mit geringen Verzögerungen bei Baufortschritt. Schließlich sei ja bekannt gewesen, dass man durchaus auf historische Funde stoßen werde. Dies habe man im Bauablauf schon eingeplant. Denn auch als HAVAG fühle man sich der Stadtgeschichte verpflichtet.
Allerdings ist noch nicht genau festgelegt, was mit dem Fund passiert. Jetzt werden die Mauerfundamente komplett freigelegt und dokumentiert, danach wahrscheinlich wieder zugeschüttet. Das Denkmalgesetz des Landes biete zwar auch die Möglichkeit, den kompletten Fund zu bergen. Doch Meller hält das „Vergraben“ für die beste Lösung. Dann sind die Mauerreste wieder im Boden vor Wind und Wetter geschützt. Und vielleicht kommen ja unsere Nachfahren in hundert Jahren auf die Idee, die alte Mauer wieder aufzubauen, so Meller.
Bei dem Fund am Joliot-Curie-Platz handele es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um das innere Tor des Steintors. Die Hallenser heute verorten das Steintor 500 Meter nordöstlich. Wo es sich wirklich befunden hat, wussten die Archäologen zwar aus alten Zeichnungen und Kupferstichen ungefähr, aber nicht genau. Und weil sich an das Steintor auch noch die Küttelpforte und die Salpforte anschlossen, rechnen die Archäologen noch mit weiteren Funden der 1170 erbauten und 1829 abgerissenen Stadtmauern.
Ganz so gewissenhaft wie heute ist man aber vor rund 100 Jahren nicht umgegangen. Da wurden im jetzigen Fundbereich Stromleitungen verlegt, wohl die ersten in Halle. Und die waren feinsäuberlich auf den Stadtmauerresten verlegt. Nur hat sich damals niemand für den Fund interessiert und ihn dokumentiert.
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