Virtuell durch Halles Stadtkrone
Ein bisschen vergessen liegt der Lehmanns Felsen oberhalb des Riveufers. Beinahe wäre dort aber ein riesiger Komplex mit Stadthalle, Theater, Sporthalle und Museum entstanden. Und die fast 100 Jahre alten Entwürfe werden nun realisiert, zumindest als Virtual Realitiy. Vom 15. September 2019 bis 19. Januar 2020 wird im Volkspark die Ausstellung „Hängende Gärten – eine Stadtkrone für Halle“ gezeigt, realisiert nach den Entwürfen von Walter Gropius.
1925 hatte die Stadt das gelände gekauft. Die Kosten von 800.000 Euro wurden aus dem Verkauf des damaligen Polizeigebäudes aufgebracht. Zwei Jahre später wurde ein mit 120.000 Reichsmark dotierter Architektenwettbewerb ausgeschrieben, darin eine anspruchsvolle Bebauung für das 11 Hektar große Gelände gewünscht. 30 Architekten reichten ihre Entwürfe ein. Eine hallesche Zeitung sprach damals von einer “Akropolis für Halle”. Realisiert wurde letzten Endes kein einziger Entwurf, möglicherweise wegen der Wirtschaftskrise oder den Millionenskandal um die Stadtbank.
Einer der Teilnehmer am damaligen Wettbewerb war Bauhaus-Architekt Walter Gropius. Doch die Saalestadt war für seine modernen Entwürfe noch nicht bereit, der Jury waren seine Entwürfe zu abstrakt. “Hängende Gärten” nannte er seinen Entwurf. Dieser sah eine Stadthalle mit 1.900 Sitzplätzen vor, ein 30.000 Zuschauer fassendes Stadion, einen 160 Meter langen Museumsbau, Sporthalle, sechsstöckiges Internat, Pergolen, eine terrassierte Bepflanzung und vor allem viel Glas.
Als „begehbare“ VR-Installation wird sein Entwurf nun erstmals erfahrbar gemacht. Nach langjähriger Forschungs- und digitaler Rekonstruktionsarbeit ermöglicht die Ausstellung im Volkspark Halle den virtuellen Besuch des spektakulären, jedoch nie zur Realisierung gekommenen Bauentwurfs auf dem halleschen Lehmannsfelsen. Die gemeinsam vom Verein Volkspark Halle und der Studiengänge Multimedia|VR-Design und Multimedia Design der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle umgesetzte Ausstellung macht damit unweit des ursprünglich geplanten Standorts den Entwurf 82 Jahre später im Bauhaus-Jubiläumsjahr virtuell sichtbar.
Grundlage für die Realisationen bilden 15 Originalzeichnungen sowie langjährige wissenschaftliche Recherchen. Über mehrere Schritte wurde die Topografie des Areals aufgebaut, 2D-Vorlagen interpretiert, digital nachgebildet und schließlich 3D-Modelle erarbeitet.
Augmented Reality- und Mixed Reality-Anwendungen sowie 360-Grad-Videos können darüber hinaus bei realen Ortsbegehungen die Positionierung und Dimensionen des Entwurfs mit der heutigen Realität eindrucksvoll in Beziehung setzen. Für besonders interessante Standorte und Ansichten entstehen zudem Abbildungen und 360-Grad-Panoramen.
Da hatten die Architekten noch mut und die Stadt noch Geld …..heute fehlt beides.