Filmmusiktage in Halle (Saale): Besser & Mair erhalten DEUTSCHEN FILMMUSIKPREIS 2025, Gustav Peter Wöhler begeistert bei Galakonzert
Tosender Applaus umjubelte den glanzvollen Höhepunkt der 18. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt: Ehrengast Gustav Peter Wöhler begeisterte beim ausverkauften Galakonzert in der Oper Halle das Publikum, darunter Schirmherr Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt und prominente Gäste. MDR Klassik hat das Konzert übertragen und stellt es zum Nachhören online zur Verfügung.
Unter dem Motto »Momentum« widmeten sich die 18. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt dem Umbruch in der Filmmusikbranche durch den voranschreitenden technologischen Fortschritt mit künstlicher Intelligenz und Kreativität. Beim Galakonzert brachte die Staatskapelle Halle unter musikalischer Leitung von Rudolf Piehlmayer ein klangvolles Statement für menschliche Einfühlungs-, Ausdrucks- und Gestaltkraft auf die Bühne. John Williams‘ »Tribute to Film Composers« und Musik für »Indiana Jones« trafen auf Songs, die neben Filmmusik- auch Rock- und Popgeschichte geschrieben haben: Linda und Paul McCartneys 007-Hymne »To live and let die«, Lady Gagas »Shallow«, »I still Haven’t Found What I’m Looking For« von U2 und Fred Neils »Everybody’s Talkin’«, interpretiert von Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler.
Eine Konzertsuite für Hans P. Ströer, Ehrenpreisträger des DEUTSCHEN FILMMUSIKPREIS 2025, ließ u. a. seine Filmmusik für »Colonia Dignidad« erklingen – mit bewegendem Sopran-Solo von Malte Süßmuth (Stadtsingechor zu Halle). Weitere Höhepunkte bildeten die Uraufführung eines Werkes der Masterclass Orchestration, das im Rahmen der 18. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt erarbeitet wurde sowie die Würdigung der erst kürzlich verstorbenen Filmmusiklegende Klaus Doldinger (Titelmelodie »Tatort«, »Das Boot«), der 2016 den Ehrenpreis des DEUTSCHEN FILMMUSIKPREISES für sein Lebenswerk erhielt. Als Conferencier führte Markus Steffen, künstlerischer Leiter der Filmmusiktage Sachsen-Anhalt, das Publikum von einem Gänsehautmoment zum nächsten, bis zur umjubelten Zugabe »Mrs. Robinson« von Simon & Garfunkel.
Höhepunkte der 18. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt
Der Filmmusik-Kongress »Momentum – Vom Aufbruch in neue Klangwelten« unter wissenschaftlicher Leitung von em. Prof. Dr. Georg Maas brachte in Vorträgen, Workshops, Diskussionen und Werkstattgesprächen Positionen aus Musik- und Filmproduktion, Wissenschaft, Branchenverbänden und Politik zusammen.
Zentralen Höhepunkt bildete das hochkarätig besetzte KI-Panel »Schöne Neue Welten? KI und die Transformationen der digitalen Bild- und Soundproduktion« im Händel-Haus Halle, in Zusammenarbeit mit der Professur für audiovisuelle Medien und digitale Kulturen der Abteilung für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Martin-Luther-Universität, Prof. Dr. Franziska Heller, mit u. a. Dr. Albrecht Bischoffshausen, Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft der Film und Fernsehproduzenten mbH, Micki Meuser, Musikproduzent (z. B. Die Ärzte, Silly, Ideal), 1. Vorsitzender der Deutschen Filmkomponist:innenunion DEFKOM, Vorstand des Deutschen Komponsit:innenverband und im Aufsichtsrat der GEMA. Beleuchtet wurden wirtschaftlich-rechtliche Chancen, ethische Herausforderungen sowie Potentiale und Grenzen künstlerischer Gestaltung in der digitalen und KI-basierten Musikproduktion.
Praktische Einblicke ermöglichten Formate wie das »Close-Up« mit Lorenz Dangel (»Sterben«, Lola »Beste Filmmusik« 2024), das Nachwuchsforum über »Leben und Arbeiten in Mitteldeutschland«, u. a. mit der Filmkomponistin und Musikproduzentin Juliane Heinemann (»La Singla« 2023) oder das Werkstatt-gespräch mit Dominik Giesriegl über seine Filmmusikproduktion für »Die Schule der magischen Tiere« (2021–2025). Ihren Netzwerk-Charakter betonten die 18. Filmmusiktage Sachsen-Anhalt mit dem Pitching-Format »Meet your Film Music Partner«, das Filmmusiktalente, Autor*innen, Regisseur*innen u. a. Gewerke der Medienproduktion für neue Projekte zusammen brachte.
In Workshops haben Teilnehmende mit der Software KONTAKT eigene Sample-Instrumente entwickelt und präsentiert; rechtliche und strategische Fragen der Selbstvermarktung in der Filmmusik erörtert und sich technisch mit Dolby Atmos und Dorico auseinandergesetzt und weitergebildet.
Die Masterclass Orchestration unter Leitung von Benjamin Köthe ermöglichte fünf Nachwuchstalenten – darunter eine Absolventin des Berklee College of Music Valencia, langjähriger Kooperationspartner der Filmmusiktage Sachsen-Anhalt – eigens komponierte Filmmusik für den Kurzfilm »Underground« (GR 2024) mit Meister:innen ihres Fachs für Orchester zu arrangieren und aufzunehmen. Eines der Werke wurde beim Galakonzert uraufgeführt.
Publikum Events ließen den Zauber der Filmmusik erleben: In der Reihe »Stummfilm-Revolutionen«, einer Kooperation der Filmmusiktage Sachsen-Anhalt mit dem Puschkino und der Stadt Halle (Saale), zeigte das Puschkino den Stummfilm »Schloss Vogelöd« (1921) mit musikalischer Live-Begleitung von Fenix Gayed. In Zusammenarbeit mit den 30. Halleschen Frauenkulturtagen zeigte das Puschkino das Screening »ACHTUNDZWANZIG – der Weg entsteht im Gehen«, den dritten Teil der Langzeit-Doku »14 – 18 – 28« über junge Mutterschaft von Cornelia Grünberg. Besonderen Zuspruch erhielt das neue Format »Soundtrack & Scores – das Filmmusiktage Kneipenquiz«.
DEUTSCHER FILMMUSIKPREIS 2025 für Beste Musik im Film geht an Reinhard Besser & Walter Mair
Am 8. November wurde zudem der DEUTSCHE FILMMUSIKPREIS 2025 in der Oper Halle vergeben. In der Kategorie »Beste Musik im Film« wurden Reinhard Besser und Walter Mair für ihre Musik zu »Cranko« (2024) ausgezeichnet. Damit »haben sie nicht nur einen großartigen Film bereichert, sie haben auch ein Stück unserer musikalischen Kultur verteidigt: mit Klang und mit Herz und Mut.«, konstatierte Jurymitglied Peter W. Schmitt in seiner Laudatio. Besser war u. a. für Bands wie Boney M., N’Sync oder No Angels tätig und komponiert für Werbung und Filme wie »The Lair« (2022). Walter Mair ist u. a. bekannt für seine Musik zu »Call of Duty: Modern Warfare III« (2023). Zusammen komponierten sie zuletzt die Musik zu »Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm« (2018).
Der Nachwuchspreis geht in diesem Jahr an Peter Albrecht und ehrt dessen »sehr gutes Sounddesign, hohe Produktionsqualität und zielgerades Einfühlungsvermögen in die Charaktere und Geschichten; mit ganz eigenem Fingerabdruck«, wie es in der Laudatio hieß. Als Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg komponiert und produziert er Filmmusik für diverse Formate. Hervorzuheben sind die Scores für »VENA« (2024, nom. für den Deutschen Filmpreis), TV-Serien, Podcast-Jingles und Werbespots (VITRA, Mercedes) sowie internationale Produktionen wie »Majini« (2025). Er wurde ausgezeichnet mit dem Clio Music Award und dem Musikpreis in Offenburg (»Bester Sound«) für den Score zu »ANNA – A Tale For Tomorrow« (2024). Der Nachwuchspreis wird unterstützt durch Steinberg Media Technologies GmbH.
Fabian Römer hat den DEUTSCHEN FILMMUSIKPREIS 2025 in der Kategorie »Beste Musik im Kinderfilm«, präsentiert in Zusammenarbeit mit der MDR Media GmbH, für seine Filmmusik zu »Ein Mädchen namens Willow« (DE, NL, LU 2023) erhalten. Damit habe er eine Filmmusik geschaffen, hieß es in der Laudatio, die das Herz eines Kinderfilms ernst nehme: »Neugier ohne Kitsch, Magie ohne Zuckerguss, Spannung ohne Lärm. Fabian erzählt mit Tönen, gibt der Fantasie einen Kompass.« Der in der Schweiz geborene Filmkomponist schreibt Scores für nationale und internationale TV- und Kinoproduktionen. Sein umfangreiches Schaffen wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Hans P. Ströer erhielt den Ehrenpreis für sein filmmusikalisches Schaffen. Er komponierte die Musik zu preisgekrönten Produktionen wie »Die Manns – ein Jahrhundertroman« (International Emmy Award 2002), »Buddenbrooks« (Roma Fiction Fest 2009, Best Score of all Categories) und zuletzt »Ich bin! Margot Friedländer« (Deutscher Fernsehpreis 2024). Darüber hinaus produzierte er mit seinem Bruder Ernst Ströer u. a. mit Udo Lindenberg, z. B. »Hermine« mit der letzten Tonaufnahme Marlene Dietrichs und Hits wie »Horizont«. Als Arrangeur und Studiomusiker wirkte Ströer zudem für Größen wie Falco und Donna Summer. Die Auszeichnung überreichte der letztjährige Ehrenpreisträger Christian Bruhn (»Captain Future«, »Wickie und die starken Männer«; »Wunder gibt es immer wieder« für Katja Ebstein u.v.m.).










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