Abellio fährt weiter – aber Teilausschreibung ab 2023

Das in finanzielle Nöte geratene Bahnunternehmen Abellio, ein Tochterunternehmen der Niederländischen Staatsbahn, fährt weiter. Die zu Oktober drohende Betriebseinstellung ist abgewendet.
Die Aufgabenträgerorganisationen Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH und das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr haben sich mit der Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH (ABRM) und dem vorläufigen Sachwalter auf ein langfristiges Konzept verständigt, das die Stabilität des Verkehrs auf beiden Abellio-Strecken gewährleistet. Das bedeutet Sicherheit für Fahrgäste und Personal gleichermaßen.
Demnach erfüllt Abellio den Verkehrsvertrag Saale-Thüringen-Südharz (STS) bis zum regulären Vertragsende Dezember 2030. Das betrifft zum Beispiel die Züge von Halle (Saale) nach Merseburg, Eisleben, Sangerhausen, Weißenfels und Naumburg.
Der Verkehrsvertrag Dieselnetz Sachsen-Anhalt (DISA) wird einvernehmlich zum Dezember 2023 beendet. Die Aufgabenträger werden diesen zügig neu ausschreiben, wobei der neue Betreiber zwingend auf bestehende Teile der Unternehmensstrukturen mit den vorhandenen Ressourcen wie Personal, Fahrzeuge, Werkstatt usw. zugreifen soll. Bei diesem Netz gehen von Halle aus die Züge nach Bernburg, Goslar und Halberstadt.
Damit kann die erforderliche Vergabezeit verkürzt und ein regulärer Übergang gewährleistet werden. Die Aufgabenträgerorganisationen werden dazu kurzfristig Gespräche mit den Marktteilnehmern führen. Abellio wird an dem Vergabeverfahren zum Verkehrsvertrag DISA nicht teilnehmen.
Zur Information
Zum 30.06.2021 ist vom Amtsgericht Berlin auf Antrag für die Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH (ABRM) ein eigenverwaltetes Schutzschirmverfahren eröffnet worden. Ursache hierfür ist eine wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens. Sie sei nach Aussage des Unternehmens insbesondere in den nicht mehr auskömmlichen Verkehrsverträgen begründet.
Vor dem Hintergrund dieses laufenden Verfahrens war es – auch zur Verhinderung einer insolvenzbedingten Betriebseinstellung – notwendig, eine positive Fortführungsprognose für das Unternehmen zu finden. Die ist erforderlich, damit der Betrieb weitergeführt und im Rahmen eines aufzustellenden Insolvenzplanes eine langfristige Lösung entwickelt werden kann.
Die Aufgabenträgerorganisationen Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr, die ABRM mit dem Gesellschafter und dem Generalbevollmächtigten Prof. Flöther sowie der vorläufige Sachwalter Dr. Eckert verständigten sich unter Einbeziehung der anderen beteiligten Aufgabenträger nun grundsätzlich auf das folgende langfristige Konzept:
- Die Stabilität des Verkehrs für Fahrgäste und Personal ist für beide Netze abgesichert.
- Eine Anpassung der Verkehrsverträge Saale-Thüringen-Südharz (STS) und Dieselnetz Sachsen-Anhalt (DISA) erfolgt nur insoweit, wie dies durch Baumaßnahmen und weitere spezielle Qualitätsthemen begründet und rechtlich zulässig ist. Dies betrifft die Anpassung von Minderungsregeln und von im Zusammenhang mit Baumaßnahmen stehenden zusätzlichen Aufwendungen. Die Aufgabenträgerorganisationen werden dies – gleiche Sachverhalte und Vertragsstrukturen vorausgesetzt – auch auf andere vertraglich gebundene Eisenbahnverkehrsunternehmen anwenden.
- Der Verkehrsvertrag STS wird bis zum regulären Vertragsende Dezember 2030 erfüllt; der Gesellschafter gibt dazu eine zusätzliche Patronatserklärung ab.
- Der Verkehrsvertrag DISA wird einvernehmlich zum Dezember 2023 beendet. Die Aufgabenträgerorganisationen werden diesen zügig neu ausschreiben, wobei der neue Betreiber auf Teile der Unternehmensstruktur mit den vorhandenen Ressourcen wie Personal, Fahrzeuge, Werkstatt usw. zugreifen soll und diesen Zugriff erhält. Damit kann die erforderliche Vergabezeit verkürzt und ein regulärer Übergang zu Dezember 2023 umgesetzt werden. Dies gibt auch Mitarbeitern des Unternehmens eine möglichst hohe Sicherheit, dass ihre Arbeitsplätze gesichert werden und der Betrieb nahtlos von einem anderen Betreiber fortgesetzt werden kann. Die Aufgabenträgerorganisationen werden zum Verfahren kurzfristig in einen offenen Dialog mit den Marktteilnehmern eintreten.
- Abellio wird von dem Vergabeverfahren zum Verkehrsvertrag DISA ausgeschlossen.
Im nächsten Schritt wird das Konzept in den Insolvenzplan überführt und muss vom vorläufigen Gläubigerausschuss beschlossen werden. Auch wenn das Konzept bislang noch unverbindlich ist, wird das Management mit Unterstützung des Sachwalters auf dieser Basis den laufenden Betrieb sicherstellen. Sichergestellt ist damit auch bei der verfahrenstechnisch automatisch folgenden Einleitung des sog. regulären Hauptverfahrens in Eigenverwaltung zum 1. Oktober 2021 die Aufrechterhaltung des Verkehrs und die Zahlung von Löhnen und Gehältern. Alle Beteiligten verfolgen das Ziel, dass das Unternehmen dieses Eigenverwaltungsverfahren zum Frühjahr 2022 wieder verlassen kann.
Heißt im Umkehrschluss das Land bezahlt nun doch auch wenn der Vertrag frühzeitig 2023 beendet wird.
Allerdings wird bei einer neu Ausschreibung so oder so wieder Geld verpulvert, nice!
Man wird sehen, ob das Nachschießen von Geld an einen Bieter, der die Ausschreibung mit einem offensichtlichen Dumpingangebot gewonnen hat, auch entsprechende Schadenersatzforderungen der damals unterlegenen Bieter zur Folge hat.
Eine so kurzfristige Verkehrsübernahme schon 2023 wird sich der Nachfolgebetreiber auch fürstlich vergolden lassen.
Wer billig kauft, kauf zweimal.
Fahren ist das eine aber wie sieht es mit den Grundmitteln, Energieversorgung, Instandhaltung etc. aus?
Das kostet richtig Geld. Wer unterschreibt Liefer- und Versorgungsverträge mit einer defacto insolventen Firma.
Alles in Vorkasse?