Die AfD und Aids
“Die rote Schleife kann mir gestohlen bleiben”, mit diesen Worten hat sich der AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider zu Wort gemeldet. Anlass ist die Post eines Krankenversicherungsverbandes. Dieser hatte Tillschneider, wie auch anderen Politikern, eine Solidaritäts-Schleife zugeschickt. Das empfindet dieser als, so wörtlich, “Frechheit”. In einem Beitrag bei Facebook zieht er anschließend heftig über derartige Aktionen her.
„Das Posting von Herrn Tillschneider ist menschenverachtend, fachlich daneben und zeigt sehr deutlich, dass er weder von HIV, noch von Krebs, noch von den verschiedenen Solidaritätsschleifen irgendeine Ahnung hat”, sagt der Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt e.V., Sven Warminsky. “Darüber hinaus spielt er hier verschiedene Erkrankungen gegeneinander aus, unterscheidet in gute und schlechte und behauptet, dass AIDS der Preis für das heutige Gesellschaftsmodel sei. Er diskriminiert damit unverblümt Menschen mit HIV und Aids.” Denn Tillschneider erklärt in seinem Posting auch, es wäre sinnvoller, Schleifen gegen Krebs zu tragen. “Genau Ihre Äußerungen, Herr Tillschneider, ist der Grund, dass es auch heute noch die rote Schleife geben muss! In diesem Sinne stecke ich meine wieder ans Revers.“
Tillschneider ist mit seiner Ansicht in der AfD nicht allein. Dieter Pietschker vom Vorstand der AfD im Salzlandkreis stimmt Tillschneider zu. Auch weitere AfD-Funktionsträger äußern sich in den Kommentaren positiv oder geben dem Posting eine Herzchen-Reaktion.
Tillschneiders Äußerungen im Original:
Ein Krankenversicherungsverband hat mir gestern unaufgefordert diese „Solidarität mit Aids-Kranken“-Schleife geschickt. Frechheit! Was gibt denen Anlaß zur Vermutung, ich könnte auch nur mit dem Gedanken spielen, mir so etwas anstecken?
Aids ist unheilbar. Das wissen wir. Der Krankheitsverlauf läßt sich aber ganz gut medikamentös aufhalten, wenn die Medikamente auch teuer und lästig sein sollen.
Zig Krebsarten sind weiter verbreitet, tödlicher, gesellschaftlich relevanter und mit mehr persönlichem Schmerz und Leid verbunden als Aids. Wäre es da nicht sinnvoller, mithilfe von besonderen Schleifchen die Solidarität mit allen unheilbar Krebskranken zu bekunden?
Wer monogam lebt, erkrankt so gut wie nie an Aids. Wer oder was also verdient hier Solidarität? Weshalb gibt es keine Schleife für unverschuldet an Krebs erkrankte Familienväter und -mütter mittleren Alters? Ein solches Zeichen würde ich mir jederzeit anheften.
Das linksliberale Establishment feiert die Aids-Kranken, weil es in ihnen Märtyrer einer enthemmten, hedonistischen, hypersexualisierten Gesellschaft erkennt. Sie sind der Preis, den wir für ein dekadentes Gesellschaftsmodell zahlen. Wir sollten aber diesen Preis nicht zahlen; wir sollten ein anderes Gesellschaftsmodell anstreben!
Die Kriegsversehrten, die bei Arbeitsunfällen zu Schaden Gekommenen, die im Dienst verletzten Polizisten und Feuerwehrmänner, sie alle verdienen mehr Solidarität, als jemand, der so lange nach dem besonderen sexuellen Kick gesucht hat, bis er schließlich HIV-positiv war.
„Und die Kripo kann nichts finden, was daran verdächtig ist.“
Eigentlich kann man sich von den Auslassungen des Herrn T. nur angewidert abwenden. Sie sind ausgrenzend, entwürdigend und rücksichtslos. Da es aber genug AFD-Sympathisanten in unserem Land gibt, sei folgendes angemerkt:
Die AFD hat wiederholt den Untergang oder den Verlust der sogenannten „abendländischen Kultur“ beklagt. Was immer das sein mag, eine christliche Prägung gehört wohl dazu. Und ein wesentlicher Teil christlicher Tradition ist der Begriff der Barmherzigkeit.
Wenn AFD-Mitglieder nun meinen, auch Kranke in gute oder schlechte unterscheiden zu wollen, dann ist ihnen dieser Begriff offensichtlich abhanden gekommen. Überhaupt ist es eine neue Dimension und alarmierend zugleich, auf gesundheitlich beeinträchtigte Menschen herumzuhacken. Kein Mensch feiert eine AIDS-Erkrankung! Was für eine bodenlos unbarmherzige Formulierung!
Unabhängig davon, ob jemand unvorbereitet von einer Krebserkrankung heimgesucht oder nach jahrelangem Kettenrauchen treffsicher an einem Bronchialtumor erkrankt, beiden gilt nach ärztlicher Ethik und einem Grundkonsens unserer Gesellschaft unsere Fürsorge und Solidarität.
Wenn für die abstrusen Gedanken des Herrn T. Platz in der AFD ist, dann kann es für die AFD keinen Platz in unserer Gesellschaft geben.
Punkt!
Dr. med. D. Wend
SPD
Statt wilde Behauptungen aufzustellen, sollten Sie sich mal lieber der Statistik bemühen. Und die sagt 81% der Sachsen-Anhaltiner sind konfessionlos. In dem Sinne halte ich es wie Marx: Religion ist Opium für’s Volk.
Herr dr. Wend….das Beispiel mit dem kettenraucher ist schlecht gewählt.
Die Gesellschaft sollte silchen leuten Hilfsangebote machen gern auch mehrere… aber irgendwann ist mal schluss mit solidargemeinschaft. Alle reden immer von freier Entfaltung der Persönlichkeit … dann aber auch die Konsequenzen tragen.
Das erleben sie doch in ihrer Praxis sicher auch…. alle hinweise und Ratschläge werden ignoriert… keinerlei Mitwirkung .. aber auf die Mediziner meckern.
Was ist an der kritschen Fragestellung menschenverachtend, dass Politiker der etablierten Parteien ihre besondere Anteilnahme durch ein Zeichen am Rever für AIDS-Kranke zum Ausdruck bringen und für andere nicht? Warum ist man angewidert, wenn diese Empathie nicht anderen, mit ähnlich schrecklichen Krankheiten zu Teil wird? Unterscheiden nicht gerade die Fähnchenträger in Krankheiten, die einer besonderen Empathie bedürfen, und in die große Masse des „Es ist halt so“?
Dass der Geschäftsführer der AIDS-Hilfe hier seine Lobby-Arbeit gefährdet sieht, sei ihm zugestanden. Dass Politiker hier wieder die große Moral-Keule rausholen, liegt wohl an den fehlenden Argumenten.
Wer Monogamie lobt, Dekadenz beklagt und Erkrankte nach moralischen Werten einteilt, benutzt auf jeden Fall „die große Moral-Keule“.
Na ja … so ganz unlogisch ist die Argumentation ja nicht..aber wer rennt schon gern 24/7 mit mindestens 50 schleifchen an der jacke rum.
Eine aufschlussreiche Ansage. Es erscheint etwas weit hergeholt, dass die Gesellschaft mit der roten Schleife „die Aids-Kranken feiert“. Aber sei’s drum. Spannender ist die Frage, welche Gesellschaft Herr T. anstrebt, in der Kriegs- und Arbeitsversehrte als Märtyrer gelten und gefeiert werden. Ich rate mal: eine kriegerische Gesellschaft, die Arbeitsschutz und andere Arbeitnehmerrechte zur linksgrünversifften Dekadenz erklärt.
Völlig unmögliche Aussagen von Tillschneider. Man könnte ja mehr Aufmerksamkeit für andere Krankheiten fordern, ohne HIV-Erkrankte abzuwerten.
Es wäre überlebenswichtig, dass sich eine alternative politische Kraft etabliert, die unseren Verfassungsstaat als freiheitlich-demokratische Grundordnung gegen die Deutschland-Abschaffer in allen Parteien verteidigen würde. Die AfD zeigt aber immer wieder, dass sie diese Alternative nicht sein kann, weil sie ihren extremistischen Flügel, zu dem Tillschneider zählt, nicht in den Griff bekommt.
Da hat er sich weihnachtlich in die heile feine Heimatnation reinrelativiert, wo alles Heileheile und Friedefreudeeierkuchen ist. Man, muss es schön sein, in dieser Welt zu leben.
Also rein logisch betrachtet ist es schon richtig, dass die überwiegende Zahl der HIV-Infektionen selbst verursacht und nicht, wie viele Krebserkrankungen, allein ein unglücklicher Schlag des Schicksals aufgrund genetischer Prädisposition ist. Die Diskussion muss somit erlaubt sein, inwiefern man mit einem mündigen Mitglied der Gesellschaft Mitleid haben muss, das sich durch eigenes Handeln mit dem HI-Virus infiziert hat. Allerdings finde ich die ganze Aufregung um die zugesandte Schleife etwas übertrieben.
„Wenn für die abstrusen Gedanken des Herrn T. Platz in der AFD ist, dann kann es für die AFD keinen Platz in unserer Gesellschaft geben.
Punkt!
Dr. med. D. Wend
SPD“
Dr. Wend, abgesehen davon, dass ich die Aussagen von Tillschneider widerlich finde, finde ich außerdem, dass Sie mal besser vor der eigenen Haustür kehren sollten.
Die SPD-Jugendorganisation „Jusos“ hat gerade erst mit großer Mehrheit(!) die vollständige und ersatzlose Abschaffung des § 218 StGB gefordert – das heißt auf im Klartext: Abtreibung bis in den 9. Monat der Schwangerschaft und zwar ohne rechtfertigende medizinische Indikation.
Das ist – die Maßstäbe unserer Verfassung angelegt – nichts anderes als Mord.
Hier die Quelle:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/99562/Jusos-wollen-Legalisierung-von-Schwangerschaftsabbruechen
Zumindest zwei Rednerinnen haben die Delegierten auf diese Konsequenzen des Antrages hingewiesen und daher zur Ablehnung des Antrags aufgefordert (darunter offensichtlich eine Medizinstudentin). Die Beiden wurden dann beschimpft und dahingehend belehrt, dass Menschenrechte zunächst mal nur für Frauen gelten und „irgendwelche Ungeborenen“ überhaupt keine Rechte haben.
Hier gut zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?feature=youtu.be&v=kijsdWL09LQ
An Menschenverachtung, Verfassungsfeindlichkeit und moralischer Verkommenheit schlägt das alles, was sich die AfD jemals geleistet hat.
Wann treten Sie denn aus dem Laden aus? Oder sind Sie nur ein Schwätzer und Opportunist?
Wirklich schrecklich ist es, wenn Menschen an HIV durch verseuchte Blutkonserven in Krankenhäusern erkranken, weil dort nicht mehr human, sondern nurnoch gewinnoptimiert gearbeitet wird.
Bei Krankenhauskeimen verhät es sich ähnlich.
Ansonsten hat Tillschneider völlig recht mit seiner Aussage. Niemand trägt Schleifchen aus Solidarität mit Krebskranken. Warum eigentlich nicht? Für Arschficker und Junkies soll man sich aber ein rotes Schleifchen anheften? Absurd!
HIV-1 wurde ursprünglich von SIV-infizierten Schimpansen und Gorillas auf den Menschen übertragen. So konnte für die Gruppen M und N nachgewiesen werden, dass sie aus Schimpansen stammen, während HIV-1 P von Gorillas auf den Menschen übertragen wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/HIV
Darüber sollte man mal nachdenken, statt über Schleifchen!