Ehrler-Spiegel sollen wieder angebracht werden
Sind die 546 Spiegel das der Fassade der Oberfinanzdirektion in Magdeburg Kunst oder eine Gefahr? In den vergangenen Wochen hatte es heftige Auseinandersetzungen um das Werk des verstorbenem Halleschen Künstlers Ludwig Ehrler gegeben. Das Land hatte das Werk wegen einer akuten Gefahr für die Verkehrssicherheit demontieren lassen. Jetzt sollen Wege und Methoden gefunden werden, um die Kunst dort wieder anbringen zu können.
Vor wenigen Tagen haben sich die Gebäude-Eigentümer, das Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zusammengesetzt. Als nächster Schritt wird der bauliche Zustand ingenieurtechnisch bewertet. Das Ziel dieser Bewertung ist es, Wege und Methoden zu finden, die ermöglichen, die Kunst wieder an ihrem ursprünglichen Standort zu montieren. „Das Objekt soll auch weiterhin im Stadtbild von Magdeburg sichtbar bleiben und wahrgenommen werden können“, sagt Dr. Sylvia Haida, „Kunst am Bau“-Beauftragte der BImA.
„Dass man für die anscheinend bestehenden Sicherheitsprobleme keine andere Lösung gefunden hat, als das Kunstwerk kurzerhand abzusägen, ist sehr befremdlich. Für uns ist die damit einhergehende Zerstörung des Kunstwerks nicht nachzuvollziehen. Hier hätte ich mir einen angemesseneren Umgang mit dieser beeindruckenden Arbeit gewünscht“, äußert sich Prof. Dieter Hofmann, Rektor der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, bestürzt. Ludwig Ehrler gewann 1995 mit dem Entwurf dieser Kunstinstallation einen Kunst-am-Bauwettbewerb für das damals neu gebaute Verwaltungsgebäude in Magdeburg. Seit der Eröffnung des Gebäudes wird die Fassade mit 500 Leichtmetallobjekten in ein faszinierendes rhythmisches Farb-, Licht- und Schattenspiel getaucht, das in den mehr als 23 Jahren nichts an seiner Faszination verloren hatte. „Somit gibt es nun im öffentlichen Raum unserer Landeshauptstadt kein Kunstwerk des ersten Kunstpreisträgers des Landes Sachsen-Anhalt mehr“, bedauert Dieter Hofmann.
Nichts mit Kunst am Bau anfangen kann dagegen die AfD. „Entartete Kunst“ schimpften schon die Nationalsozialisten über Kunst, mit der sie nichts anfangen konnten. „Geradezu ein Meisterstück im indifferenten Umgang mit Steuergeldern“ habe die Politik mit ihrem „Schildbürgerstreich“ abgeliefert, erklärt AfD-Vize-Landeschef Ronny Kumpf. Die Spiegel seien für viele Magdeburger ein „ästhetisches Ärgernis“, die „unglaubliche 450.000 D-Mark“ gekostet hätten. Die Demontage sei nicht etwa aus „Respekt vor den Bürgern“ geschehen, „sondern weil sich einzelne Spiegel bereits gelöst hatten und auf diese Weise nicht nur das psychische, sondern auch das physische Wohlbefinden der Magdeburger in Mitleidenschaft hätten ziehen können.“ „Ein Abgrund an Vetternwirtschaft, Verschwendung und Bürgerverachtung“, meint Ronny Kumpf in Anbetracht der zusätzlichen Kosten und möglicherweise neuerlichen Gesundheitsrisiken, die von einer Wiederinstallation ausgehen würden. „Pfusch am Bau wird bei Handwerkern erbarmungslos geahndet und die Betroffenen können auf kein Entgegenkommen hoffen. Es wird Zeit, dass der Pfusch durch sogenannte Kunst am Bau auch für die verantwortlichen Politiker Konsequenzen hat.
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