Erntedank auf dem Marktplatz: Strauß, Wild und Wein – heute letzte Gelegenheit für den Bauern- und Blumenmarkt

Der Auftakt des traditionellen Erntedank Bauern- und Blumenmarkts fiel in diesem Jahr ins Wasser – buchstäblich. Graue Wolken und stetiger Regen begleiteten den ersten Markttag am Samstag. Doch weder das Wetter noch nasse Schuhe konnten die Stimmung wirklich trüben. Viele Besucherinnen und Besucher trotzten dem Regen, warfen sich in warme Jacken und nutzten den Samstag, um die Stände zu erkunden und erste herbstliche Köstlichkeiten zu probieren. Für alle, die das bunte Markttreiben gestern verpasst haben, bietet sich heute, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr, die letzte Gelegenheit, noch einmal das Beste der regionalen Landwirtschaft, der handwerklichen Traditionen und der floralen Vielfalt mitten auf dem Marktplatz von Halle zu erleben.

Erleben, probieren, mitnehmen – Regionalität zum Anfassen
Wer heute über den Marktplatz schlendert, begegnet keiner herkömmlichen Einkaufsatmosphäre, sondern einem Markt, bei dem Qualität, Regionalität und der direkte Draht zu den Erzeugern im Mittelpunkt stehen. Direktvermarkter aus ganz Sachsen-Anhalt präsentieren ihre Produkte, die mit viel Sorgfalt, Fachwissen und Liebe hergestellt wurden. Von knackigem Obst und frischem Gemüse über handgemachten Käse und herzhaft geräucherte Wurst bis hin zu selbstgemachten Seifen, Murmeltiersalbe oder aromatischen Gewürzen reicht die Palette.
„Probieren und dann vielleicht auch mit nach Hause nehmen“, lautet das einfache, aber überzeugende Motto, das Olaf Feuerborn vom Bauernverband ausgibt. Für ihn und seine Kollegen ist die direkte Verbindung zu den Verbrauchern entscheidend. Nur so kann vermittelt werden, wie viel Arbeit und Wert in einem Stück Fenchelsalami oder einem Glas Hagebuttenwein steckt. Und weil Probieren so viel Spaß macht, wartet eine kleine kulinarische Herausforderung auf die Gäste: Bei einer besonderen Verkostungsaktion stehen drei Schinkensorten bereit – aus Strauß, Rind und Schwein. Doch welche Sorte ist welche? Das bleibt geheim. Der Gaumen entscheidet.
Wilde Vielfalt und tierisch gute Spezialitäten
Kulinarisch zeigt sich der Markt auch in diesem Jahr besonders kreativ – und durchaus außergewöhnlich. Besucherinnen und Besucher können sich durch ein vielfältiges Angebot tierischer Spezialitäten kosten. Da gibt es Wildburger und Currywurst vom Reh ebenso wie Straußensteak, Pfefferbeißer oder Gulasch vom Strauß. Wer mutig ist, greift zur Nutriasalami oder probiert eine Waschbärbratwurst – zwei Sorten, die man nicht an jeder Ecke findet.
Abgerundet wird das Angebot durch Käsespezialitäten wie Tiroler Schinken oder Bergalmkäse, die mit kräftigem Sudenburger Bier aus Magdeburg oder einem Glas regionalem Fruchtwein hervorragend harmonieren. Wer lieber Süßes mag, findet bei klassischem Salzwedeler Baumkuchen oder einem Glas Kirschwein ebenso seinen Genussmoment. Ganz gleich, ob herzhaft, deftig, süß oder besonders – der Markt lebt von seiner Vielfalt, und für wirklich jeden Geschmack ist etwas dabei.
Blumige Aussichten in der grauen Jahreszeit
Während der Oktober ansonsten oft von tristem Wetter geprägt ist, blüht es auf dem Markt in Halle in allen Farben. Blumen und Blumenzwiebeln ergänzen das landwirtschaftliche Angebot und bringen schon jetzt den kommenden Frühling in Sicht. Zwischen Alpenveilchen, Herbstzeitlosen, Tulpen und Hyazinthen können sich Gartenfreunde und Hobbygärtner beraten lassen, Ideen sammeln und sich mit neuen Pflanzen für Balkon, Garten oder Fensterbrett eindecken. Für Oberbürgermeister Alexander Vogt sind Blumen mehr als nur Dekoration: „Blumen sind für mich Lebensfreude – und genau das brauchen wir jetzt, wo die graue Jahreszeit beginnt“, sagte er am Samstag beim Rundgang.

Stimmen vom Markt: Politik trifft Landwirtschaft
Der Erntedank Bauern- und Blumenmarkt ist aber nicht nur Schaufenster regionaler Produkte, sondern auch ein Ort für Austausch – zwischen Stadt und Land, Politik und Praxis. Gert Zender, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, betonte, wie wichtig es sei, Landwirtschaftspolitik nicht fernab im Büro, sondern gemeinsam mit den Landwirten zu gestalten. „Unser Motto ist: am besten mal die Landwirte fragen, bevor man aus dem Büro heraus irgendwelche Maßnahmen beschließt.“
Jörg Bühnemann, Geschäftsführer der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, sieht den Markt als Brücke zwischen städtischer Bevölkerung und ländlicher Produktion. „Ziel ist es, den Menschen in den urbanen Zentren zu zeigen, wie wichtig und vielfältig unsere Landwirtschaft ist. Da ist wirklich für jeden etwas dabei.“ Auch Halles Oberbürgermeister Alexander Vogt machte sich stark für die regionale Landwirtschaft. Besonders der lokale Weinbau liegt ihm am Herzen – viele Hallenserinnen und Hallenser wüssten gar nicht, dass es nur 20 Minuten entfernt bereits Weinberge gibt. Vogt nutzte die Gelegenheit, um schon jetzt auf das kommende Weinfest vom 17. bis 19. Oktober aufmerksam zu machen. „Da präsentieren sich die Winzerinnen und Winzer aus ganz Sachsen-Anhalt – das sollten Sie nicht verpassen.“
Gemeinsam für die Region
Der Bauern- und Blumenmarkt zeigt auch: Stadt und Land gehören zusammen. Sabine Faulstich, Dezernentin für Kreisentwicklung im Landkreis Saalekreis, hob die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Halle hervor. „Für mich ist es wichtig, dass wir uns hier als Region präsentieren und nicht an den Grenzen von Gebietskörperschaften haltmachen.“ Der Markt ist ein gelebtes Beispiel für diese Zusammenarbeit – sei es bei der Wirtschaftsförderung, der Regionalentwicklung oder eben bei der gemeinsamen Präsentation regionaler Produkte auf dem Marktplatz von Halle. Zudem gibt es Livemusik auf der Bühnen. Auch Drehorgelspieler bereichern das Fest. Alte Traktoren sind ausgestellt. Bei einer Tierschau sind unter anderem Esel, Ponys, verschiedene Hühnerrassen und Leicoma-Schweine zu sehen. Besenbinder und Korbmacher zeigen ihr Können.

















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