Erntedank unter freiem Himmel – Halles Marktkirchengemeinde feiert Gottesdienst auf dem Marktplatz

Halle (Saale) – Zum zweiten Mal in Folge hat die Marktkirchengemeinde Halle ihren Erntedank-Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Marktplatz gefeiert – im Herzen der Stadt und mitten im bunten Treiben des Erntedank-, Blumen- und Bauernmarkts. Trotz kühler Temperaturen und böigem Wind versammelten sich rund 250 Gläubige und Neugierige, um gemeinsam zu danken, zu beten und zu feiern.
Musikalisch begleitet wurde der Freiluftgottesdienst von den Bläsern der St. Laurentius-Gemeinde, deren festliche Klänge dem Marktplatz eine feierliche Atmosphäre verliehen. Pfarrerin Simone Carstens-Kant begrüßte die Besucher herzlich und mit einem Augenzwinkern: „Danke, dass Sie so mutig waren und sich warm angezogen haben – und auch ein bisschen regensicher!“
Dankbarkeit im Zentrum
Der Gottesdienst stand ganz im Zeichen der Dankbarkeit – für die Erde, die Früchte des Feldes, die Arbeit der Menschen und das tägliche Brot. Besonders berührend waren die Beiträge der Jugendlichen, die mit kurzen Anspielen die Gaben der Natur personifizierten. Ein Mädchen sprach in der Rolle der Erde: „Ich bin die Erde, aus der alle Pflanzen und Bäume wachsen. In mir ist ein großes Geheimnis – das Wachstum, das mir Gott geschenkt hat.“
Auch andere Lebensmittel wurden zum Leben erweckt: Die Kartoffel, die sich freute, an diesem Wochenende als Pommes viele Menschen glücklich zu machen, oder das Brot, das mit Butter oder Pflaumenmus besonders gut schmeckt, oder Tomaten als Ketchup, den Kinder lieben.
Symbolisches Teilen – Brot für alle
Ein zentrales Ritual war das Teilen eines großen Brotlaibs, der durch die Reihen der Besucher gereicht wurde. Jeder durfte sich ein Stück abbrechen – eine Geste, die an das letzte Abendmahl Jesu erinnert. Pfarrerin Carstens-Kant betonte dabei die symbolische Bedeutung: „Ich vermute, Sie werden davon nicht satt. Das ist ja auch nicht der Sinn. Aber vielleicht denken einige: Das riecht so gut, ich nehme ein größeres Stück. Andere sagen: Ich nehme nur das Weiche, das kann ich besser kauen. Und manche verzichten vielleicht, damit alle etwas bekommen.“
Es gehe nicht nur um das Brot selbst, sondern um das, was es symbolisiert: Gemeinschaft, Dankbarkeit – und das Wissen, dass viele Menschen daran beteiligt sind, dass wir satt werden. Gemeinsam mit den Jugendlichen wurde überlegt, wer alles zu diesem Kreislauf beiträgt: Bauern, Bäcker, Müller, Lieferanten, Verkäufer – ein Netzwerk der Fürsorge.

Solidarität mit Bedürftigen
Wie im vergangenen Jahr wurde der Gottesdienst auch genutzt, um an diejenigen zu denken, die nicht genug haben. So wurde erneut die Bahnhofsmission unterstützt. Evangelische Kitas wie „St. Ulrich“, „St. Georgen“ und die „Marktspatzen“ sammelten gemeinsam mit den Händlern des Bauernmarktes Lebensmittelspenden.
Neben frischem Obst und Gemüse – etwa Äpfeln, Birnen, Weintrauben und Karotten – wurden auch haltbare Produkte wie Kaffee, Tee, Säfte, Nudeln, Reis, Haferflocken und Tomatenmark übergeben. Eine sichtbare Geste der Nächstenliebe und Solidarität.
Worte der Hoffnung – Eine Erntekrone aus Gedanken
Ein kreatives und stilles Highlight war die „Erntekrone aus Worten“. Besucher waren eingeladen, auf kleinen Zetteln Worte und Wünsche festzuhalten, die sie mit Dankbarkeit verbinden. Diese wurden anschließend zu einer symbolischen Krone zusammengefügt. Die Botschaften reichten von persönlichen Hoffnungen bis zu gesellschaftlichen Anliegen: „Friede für alle Menschen“, „Mehr Achtsamkeit mit Lebensmitteln“, „Gesundheit für meine Familie“ – viele kleine Stimmen, die gemeinsam ein großes Bild ergaben.
Ein Erntedankfest mit Tiefe
Der Gottesdienst auf dem Marktplatz war mehr als nur eine religiöse Veranstaltung. Er war ein Fest des Miteinanders, ein Zeichen gelebter Dankbarkeit inmitten des städtischen Alltags – mitten in Halle, mitten im Leben. Pfarrerin Simone Carstens-Kant brachte es auf den Punkt: „Jesus hat sich auch gefreut, wenn viele Menschen da waren, die ihm zugehört haben, mit denen er ins Gespräch gekommen ist.“
Und so war dieser Vormittag ein Echo jener Gemeinschaft – offen, einladend, sinnstiftend. Und trotz Wind und Wetter: ein warmer Moment der Verbundenheit. Simone Carstens-Kant will aus dem Freiluft-Gottesdienst eine Tradition werden lassen. Im kommenden Jahr wird am zweiten Oktober-Sonntag gefeiert. Mit der Kollekte in diesem Jahr wird unter anderem die Aktion „Brot für die Welt“ unterstützt.









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