HFC-Fanprojekt: gewaltfreie Fanszene ist Illusion

Nach dem tragischen Tod des FCM Fans Hannes hat sich am Dienstag die Beigeordnetenkonferenz mit dem Thema gewaltfreie Fankultur befasst. Man sei in der klaren Verpflichtung, sich zu positionieren, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand.
Aus diesem Grund wurde Sozialpädagoge Steffen Kluge vom Streetwork Fanprojekt in die Beigeordnetenkonferenz eingeladen. Die Zahl der Gewaltdelikte habe sich reduziert. Es sei allerdings eine Illusion und Träumerei zu denken, „einmal eine völlig gewaltfreie Fankultur zu erreichen.“ Die Arbeit des Streetwork-Projekts basiere auf den drei Säulen Gewaltprävention, Rassismusprävention und Erziehungsarbeit. Der Todesfall Hannes habe jedoch zu einem Umdenken in der Fanszene geführt. „Das wollte keiner“, sagte Kluge zu dem tragischen Fall. Kluge berichtete zudem von einer „positiven Entwicklung“, die Zahl der Gewalttaten sei rückgängig. Am häufigsten seien jedoch noch immer Raubdelikte, insbesondere der Diebstahl von Fanutensilien gegnerischer Fans. „Den Schal klauen als Mutprobe“, sagte Kluge. Den Fans sei nicht klar, dass bereits dies eine Straftat darstellt.
Tobias Teschner, Leiter Fachbereich Sicherheit, sagte, es sei für ihn nicht akzeptabel, dass Fans im Umfeld des Stadions Straftaten begehen. Ziel müsse es sein, dass es solche Delikte nicht mehr gibt. Diese seien nicht hinnehmbar. Ähnlich äußerte sich Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Gewaltfreiheit sei oberstes Gebot. Wegen Übergriffen würden sich Familien teilweise nicht ins Stadion trauen. Es gelinge aus diesen Gründen auch nicht, die Zuschauerzahlen zu steigern. Bildungsdezernentin Katharina Brederlow fordere eine klare Positionierung der Fans. „Wollen die Fans überhaupt eine gewaltfreie Atmosphäre? Ich nehme das anders wahr“, so Brederlow.
Kluge erklärte, „die Mehrheit der Fans will keine Gewalt. Sie wollen Leidenschaft und tollen Fußball sehen.“ Es seien aber noch zu wenige, die Progressiv gegen Störer vorgehen würden. Kluge erklärte zudem, er und seine drei Mitarbeiter – einer hiervon ist seit längerem krank – würden sporadisch auch bei Zugfahrten dabei sein. Er mahnte aber auch vor zu großen Erwartungen. „Wir können mahnen“, so Kluge. Einzugreifen in gewalttätige Ausschreitungen sei jedoch nicht die Aufgabe des Projekts.
Lothar Rochau, Referent für Strategische Steuerung, sagte, „es ein junger Mensch zu Tode gekommen. Da müsste Inne gehalten werden. Nach dem Ereignis kann ich nicht zur Tagesordnung übergehen. Und OB Wiegand ergänzte noch einmal, „ein gewaltfreies Stadion ist oberste Priorität.“ Kluge erklärte, es würden einige Projekte laufen. Vorige Woche habe der HFC am Runden Tisch gegen Fußballgewalt teilgenommen. Zudem denke er, dass der tragische Todesfall zum Umdenken in der Ultraszene geführt hat. Über Jahre habe es keine Kommunikation zwischen den Ultrafans vom HFC und FCM gegeben. Nun gebe es aber interne Aufrufe, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.
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