Letzter Zirkusaffe Deutschlands in Halle: Kundgebung gegen Zirkus Belly
Derzeit ist der letzte Schimpanse in einen deutschen Zoo in Halle. Er lebt in einem Zirkuswagen, der momentan auf dem Gelände des ehemaligen Sommerbads in Ammendorf steht. Auftreten darf der Schimpanse aber nicht mehr. Doch der Zirkus „Belly“ hat noch weitere Tiere, die in den Shows zu sehen sind.Tierrechtsaktivisten der Gruppe „Vegan in Halle“ haben deshalb am Samstag mit einer Kundgebung auf die Haltungsbedingungen und ihrer Meinung nach unnatürlichen Vorführungen der Tiere aufmerksam gemacht.
Neben Transparenten und Flyern kamen auch als Tiere verkleidete Aktivisten zum Einsatz, die bei strömendem Regen für einen Zirkus ohne Tiere plädierten.
Eine Demonstrantin betonte: „Die Aufführung von Tieren in der Manege ist längst nicht mehr zeitgemäß. Die Unterbringung der Tiere ist, genau wie der Transport zwischen den Spielstätten, nicht akzeptabel. Ebenso bleibt die Dressur oft nicht gewaltfrei. Zirkus bedeutet für Tiere nicht Spaß, sondern Stress und leidvolles Dasein.“
Zirkusdirektor Köhler kündigte im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung an, Halle nicht wieder besuchen zu wollen, nachdem er auch vom Ordnungsamt wegen nicht erlaubter Plakatierung Gegenwind
erfahren musste. Das liegt an der Plakatierung. Denn einfach so in Halle Plakate hängen ist verboten. Stattdessen müssen die kostenpflichtigen Plakatboxen an den Laternenpfählen gemietet werden. Das führte letztlich dazu, dass ohnehin nur wenige Hallenser vom Gastspiel erfuhren, die Vorstellungen entsprechend leer waren.
Immer wieder stand die Stadt wegen der Vermietung in der Kritik von Tierschützern. Die Stadtratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen wollte ein Verbot beschließen lassen, dass die Stadt eigene Flächen an Zirkusse mit Wildtieren vermietet. Die zuständige Beigeordnete Katharina Brederlow äußerte auf Stadtratsanfrage hin verfassungsrechtliche Bedenken. Für den Tierschutz und etwaige Wildtierverbote sei der Bund zuständig. Andere europäische Länder sind hier schon weiter. So haben Österreich, Polen, England, Schweden, Dänemark, Belgien und die Niederlande bereits Wildtiere ganz oder teilweise verboten.
Städte wie Köln, Schwerin, Potsdam oder Erding haben ein Wildtierverbot auf städtischen Flächen zwar schon umgesetzt. Doch dagegen laufen Klagen. Beispielsweise hatte das Verwaltungsgericht Chemnitz eine dortige Verbotssatzung zu Wildtieren gekippt. So greife das Verbot des Mitführens und des Auftretens von bestimmten Wildtierarten in Zirkussen in unzulässiger Weise in das Grundrecht der Freiheit der Berufsausübung laut Grundgesetz ein, befand das Gericht. Ähnliche Urteile gibt es aus Darmstadt und München.
Doch auch wenn Halle keine städtischen Flächen mehr an Wildtier-Zirkusse vermieten würde, könnten diese trotzdem in der Stadt auftreten. Denn bei den Flächen am Göttinger Bogen, der Delitzscher Straße oder in Bruckdorf handelt es sich um Privatflächen, da hat der Stadtrat ohnehin nichts zu melden. Die Fläche am Sommerbad wurde erstmals für einen Zirkus zur Verfügung gestellt.
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