Moritzburg zeigt Kunst in der DDR
Am Samstag wurde ein weiterer, wesentlicher Meilenstein im Zuge der Neustrukturierung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) fertiggestellt. Staats- und Kulturminister Rainer Robra hat zu Eröffnung die Rolle der Moritzburg in Halle als renommiertes Kunstmuseum gewürdigt. „Das Kunstmuseum Moritzburg Halle ist als Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt unser wichtigstes Ausstellungshaus zur Kunst der klassischen Moderne.“ Mit Blick auf die damalige junge zeitgenössische Kunst hätten die ersten Direktoren des Museums, Max Sauerlandt und Alois Schardt, das Museum bis 1933 zu einem der bedeutenden Museen für die Kunst der Moderne entwickelt und etabliert, erinnerte Robra. An diese Tradition werde nun auf vielerlei Weise angeknüpft. „Mit dieser umfassenden Präsentation der eigenen Kernbestände der Sammlung hat das Museum einen wichtigen Schritt in seiner programmatischen Aufstellung und Selbstdarstellung gemacht. Dieser Schritt ist mir vor allem mit Blick auf das im kommenden Jahr anstehende Bauhaus-Jubiläum und den damit verbundenen Fokus auf die Moderne in unserem Bundesland wichtig. Hier kommt unserem Landeskunstmuseum eine wichtige Rolle zu“, unterstich der Kulturminister. Das Kunstmuseum Moritzburg positioniere sich selbstbewusst und folgerichtig als ein Museum in den neuen Bundesländern, das insbesondere die eigene spannende Geschichte präsentiere. 28 Jahre nach dem Fall der Mauer sei die Diskussion über den Umgang mit der Kunst in der ehemaligen DDR erneut entflammt und das Kunstmuseum Sachsen-Anhalts leiste einen essentiellen Beitrag zu ihr. Robra schloss mit der Aufforderung, identitätsstärkend zu agieren: „Hierbei spielt gerade die mit unserer Region verbundene Kultur eine zentrale Rolle.“
Auf insgesamt 400 qm Fläche präsentiert das Museum am neuen Ort im Nordflügel der Moritzburg neue Dauerausstellung „Wege der Moderne. Kunst in der SBZ/DDR zwischen 1945 und 1990“. Nachdem bereits im September 2017 der erste Teil der neuen Sammlungspräsentation „Wege der Moderne. Kunst in Deutschland zwischen 1900 und 1945“ eröffnet worden war, bezieht sich das Museum auch in dem zweiten Teil wieder klar auf die eigene Sammlungsgeschichte, die sich für diesen Zeitabschnitt historisch bedingt v. a. als eine Sammlung zur Kunst in der ehemaligen DDR erweist. Dementsprechend bekennt sich das Museum zu seiner regionalen und historischen Verortung und präsentiert es die Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fokussiert auf die vielfältigen künst-lerischen Ausdrucksmöglichkeiten in der ehemaligen DDR. So ist die neue Dauerausstellung „Wege der Moderne. Kunst in Deutschland im 20. Jahrhundert“ auf insgesamt 1 500 qm nunmehr komplett.
„Damit verfügt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) erstmals in seiner mehr als 130-jährigen Geschichte über eine umfassende Präsentation der eigenen Sammlungsbestände auf einer adäquaten Fläche. Im Vorfeld des großen Moderne-Jubiläums 100 Jahre Bauhaus im Jahr 2019 präsentiert sich das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt in grundlegend überarbeitetem Erscheinungsbild als attraktiver Ort für die Kunst im 20. Jahrhundert. Ich freue mich auf zahlreiche interessierte Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland“, so Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich.
Empfangen werden künftig die Besucherinnen und Besucher schon im Treppenhaus mit zwei neu gezeigten zeitgenössischen Arbeiten sachsen-anhaltischer Künstler:
Dank der Unterstützung der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und der Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) e. V. ist es gelungen, das mehrteilige Auftragswerk „Sieben Leben – Die Träume der weißen Katze“ der halleschen Künstlerin und Trägerin des Kunstpreises Sachsen-Anhalt 2013 Franca Bartholomäi anzukaufen. Die Arbeit entstand speziell für das Museum und ist ein Dialog mit einem der bekanntesten hiesigen Werke der Museumssammlung: der Weißen Katze von Franz Marc. Eine Etage höher ist als Dauerleihgabe des Künstlers das Hallesche Heilthum von Moritz Götze installiert, das anlässlich der Ausstellung zu Götzes 50. Geburtstag 2014 im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) entstand.
Den Auftakt der neuen Dauerausstellung selbst bilden u. a. in Halle (Saale) entstandene Arbeiten aus den späten 1940er Jahren bis Mitte der 1950er Jahre, jener Zeit, in der Künstler wie Bachmann, Kitzel, Strempel, Balden oder Lammert im Anknüpfen an die von den Nationalsozialisten geächtete Moderne einen künstlerischen Neuanfang versuchten. Infolge der Formalismusdebatte um 1950 verließen viele von ihnen enttäuscht die neu gegründete DDR gen Westen. Im Kern der Präsentation werden sozialistisch-realistische Positionen kontrastiert mit Werken von Künstlern, die nach Wegen suchten, im Kontakt mit internationalen Entwicklungen zu bleiben und Positionen der Moderne weiterzuentwickeln. Arbeiten von Tübke, Sitte, Mattheuer oder Neubert treffen u. a. auf Werke von Glöckner, Penck, Ebersbach, Götze, Ticha oder Rehfeldt. Mit Gemälden von Schleef, Ebersbach, Gröszer, Wagenbrett, Göschel und Bonk öffnet sich die Präsentation in die Jahre vor der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten.
Die neue Sammlungspräsentation wird in der sogenannten Box im zweiten Obergeschoss des Nordflügels ergänzt um eine vertiefende Vorstellung der bis 1960 im Kontext der Formalismusdiskussion in Halle (Saale) entstanden Kunst der sogenannten Halleschen Schule mit Arbeiten von Hermann Bachmann, Fritz Baust, Kurt Bunge, Charles Crodel, Albert Ebert, Erwin Hahs, Herbert und Mareile Kitzel, Ulrich Knispel, Fritz Rübbert, Karl Erich Müller, Karl Völker, Gustav Weidanz u. a.
Die Eröffnung der neuen Dauerausstellung bildet zugleich den Auftakt in ein abwechslungsreiches Ausstellungsjahr 2018 im Kunst-museum Moritzburg Halle (Saale). Eine weitere die Erscheinung des Museum verändernde Neuerung ist die interne Neuorganisation der Ausstellungsflächen. So ist das erste Obergeschoss mit der Dauerausstellung „Wege der Moderne“ ab sofort der permanenten Präsentation der Sammlungsbestände gewidmet, während im zweiten Obergeschoss temporäre Ausstellungen stattfinden. Neuer Ort der Sonderausstellungen des Museums ist die sogenannte Box im Westflügel.
Den Auftakt der Sonderausstellungen 2018 macht vom 3. März bis 8. April im Albert-Ebert-Kabinett die Präsentation „How Stars are just Holes in the Sky“ von Lisa Seebach, Preisträgerin des Gustav-Weidanz-Preises 2016.
Vom 18. März bis 10. Juni ist die erste große Sonderausstellung in der Westbox zu sehen: „Ideale. Moderne Kunst seit Winckelmanns Antike“ widmet sich mehr als 200 Jahren Antikenrezeption seit den epochalen Leistungen des aus Sachsen-Anhalt stammenden Johann Joachim Winckelmann (1717–1768). Mit dieser Ausstellung leistet das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt einen wesentlichen Beitrag zu den Winckelmann-Feierlichkeiten anlässlich seines 300. Geburtstages 2017 und 250. Todestages 2018.
Die Sommerausstellung widmet sich vom 29. Juni bis 16. September mit „Ins Offene“ Fotokunst unterschiedlichster Positionen im Osten Deutschlands seit 1990. Mit vertreten sind unter anderem international renommierte Künstlerinnen und Künstler wie der kürzlich ver-storbene Stefan Moses, Sibylle Bergemann, Katharina Sieverding und Thomas Florschuetz.
Der Höhepunkt des Ausstellungsjahres 2018 erfolgt im Herbst mit „GUSTAV KLIMT“, der einzigen Ausstellung mit Werken des Wiener Jugendstilmeisters in Deutschland anlässlich seines 100. Todestages. Vom 14. Oktober 2018 bis 6. Januar 2019 werden selten verliehene Gemälde und Zeichnungen des Künstlers exklusiv im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) zu erleben sein.
Wunderbare Eröffnung in der Burg der Moderne, Kunstmuseum @MoritzburgHalle pic.twitter.com/aUThbtn2hN
— Kulturstiftung ST (@Kulturstiftung_) 24. Februar 2018
Sehr geehrte Damen und Herren, ich könnte die Kunstsammlung im Kunstmuseum Moritzburg, mit bisher unbekannten Linolschnitten (Originale) von Karl Völker, erweitern.