Quo vadis, Globus? – Eigene Frische!
Das Globus-Warenhaus zieht aus dem Halleschen Einkaufspark (HEP) aus. In der Dieselstraße wird ein neues Gebäude errichtet und voraussichtlich im Jahr 2020 soll dort der neue Globus seine Pforten öffnen. Soweit, so gut. Doch warum zieht man überhaupt aus? Vielen fallen jetzt bestimmt die Querelen zwischen der Verwaltung des HEP und Globus ein, über die in den Medien berichtet wurde. Doch etwas ganz anderes steckt ursächlich dahinter: das Globus-Konzept der gläsernen Manufakturen und somit frischer, selbst produzierter Waren für die Kunden die man zusätzlich in einer eigenen Gastronomie direkt vor Ort genießen kann.
„Dieses Konzept kann am Standort im HEP einfach nicht realisiert werden.“, so Geschäftsleiter René Klauer. Zum einen wäre eine immense Investition nötig um den Markt im HEP auch nur ansatzweise dahin zu bringen, wofür Globus in seinen anderen Warenhäusern steht. Zum anderen gibt es bauliche Beschränkungen, wie die Zweiteilung in Erd- und Obergeschoss, die der Umsetzung im Wege stehen. Genau das, wofür Globus steht und was sich hinter dem etwas schwammigen Begriff der gläsernen Manufaktur versteckt, konnte dubisthalle.de heute bei einem Besuch mit Herr Klauer im Globus-Warenhaus in Leipzig-Seehausen erleben.
Als erstes sticht einem bei der Ankunft ins Auge, dass es sich bei dem Globus-Warenhaus in Leipzig-Seehausen um ein eigenes Gebäude handelt. Hierin sieht Klauer einen großen Vorteil: „Das neue Objekt in der Dieselstraße wird von uns errichtet und betrieben, die Abhängigkeit von einem Vermieter fällt somit weg.“ Ein Bereich, den es in Halle bisher nicht gibt, erwartet die Kunden direkt im Eingangsbereich: die Gastronomie. Mehr als 300 Kunden finden hier Platz. Eine ähnliche Größenordnung ist auch im neuen Objekt in Halle geplant. Zur Gastronomie kämen wir nachher nochmal, denn das sei das Ende der Frische-Philosophie, so Klauer.
Die Verkaufsfläche sieht nicht anders aus, als in anderen Warenhäusern auch. Non-Food-Artikel und zig Regale mit verschiedenen Lebensmitteln. Dann kommen wir zur Backwaren-Abteilung und sofort fallen die Schilder auf: Eigene Herstellung. Jaja denkt man sich, habt ihr eh nur aufgebacken. Doch hinter den Broten, Brötchen und Plundertaschen sieht man etwas, was wie eine Bäckerei aussieht. Doch es sieht nicht nur so aus, es ist eine. Täglich um drei Uhr fangen hier die Mitarbeiter an die verschiedenen Backwaren frisch herzustellen. Der Teig wird zubereitet, portioniert, geformt und zum Gären beiseite gestellt um später in zwei Öfen gebacken zu werden. Pünktlich zur Eröffnung befüllen dann Mitarbeiter die Regale mit wirklich frischem Brot und frischen Brötchen. Nur eine Handvoll Backwaren wird aus einer Zentralbäckerei geliefert, das jedoch ebenfalls jeden Tag frisch. Natürlich ist das Haltbarkeitsdatum auf den Verpackungen vermerkt, aber eben auch das Herstellungsdatum. Bei dem was wir gesehen haben, und wir haben gesucht, war ausnahmslos der heutige Tag das Herstellungsdatum. Wenn man so frisch produziert bleibt am Ende des Tages immer etwas übrig. „Was passiert mit der Überproduktion?“, wollen wir wissen. Ein Mitarbeiter erklärt uns, dass man sicher auch ein wenig wegwerfen müsse, doch den Großteil spende man gemeinnützigen Organisationen wie der Tafel.
Neben der Bäckerei findet man die Konditorei. Auch hier sind die Mitarbeiter bereits ab drei Uhr am Werk und rühren Füllungen an, schneiden Obst für die Beläge. Der Vorteil bei der Produktion vor Ort sei, so eine Mitarbeiterin, dass man sehr schnell auf die Wünsche der Kunden reagieren könne. „Geht der Erdbeerkuchen an einem Tag besser als die Kirschtorte, dann machen wir eben mehr Erdbeerkuchen.“ Da wir uns als Besucher schon in der Kürze der Zeit beobachtet vorkommen fragen wir nach: „Wie arbeitet es sich so hinter einer Glasscheibe wenn die Kunden einem zuschauen?“. Das merke man gar nicht mehr, vielmehr sei es doch sehr gut das die Kunden sehen, dass hier Fachleute arbeiten. Daher seien auch vor der Konditorei die Prüfungsurkunden aufgehängt.
Direkt gegenüber gibt es für die Freunde des asiatischen Snacks Sushi, frisch versteht sich. Der Reis wird vor Ort gekocht, der Fisch geschnitten und portioniert. Hinter der Theke steht ein gelernter Koch, der jahrelang in einer Sushi-Bar gearbeitet und dort sein Können für die Herstellung der verschiedenen Sushi-Arten erlernt und verfeinert hat. Dieser rollt und schneidet vor den Augen der Kunden was das Sushi-Herz begehrt und verpackt die Waren für die Kunden. Da wir keine Fischliebhaber sind, wird uns kurzerhand Früchte-Sushi angeboten. Mango und Erdbeere in Reis – erstaunlich lecker und erfrischend.
Ein paar Meter weiter kann sich der hungrige Einkäufer mitten im Markt einen Salat zusammenstellen oder auch etwas Herzhaftes einpacken. Wir wagen es kaum zu schreiben: alles frisch zubereitet. Die Käsetheke prahlt fast mit ihrer Vielfalt. Wir als Weinliebhaber fragen uns, was die Verkäuferin wohl zu dem ein oder anderen Wein empfehlen würde? „Auch solche Fragen beantworten unserer Mitarbeiter gerne.“, so Klauer. Die Mitarbeiter der verschiedenen Bereiche werden kontinuierlich intern sowie extern geschult und zertifiziert.
Natürlich gibt es auch bei Globus abgepackte Waren. In den Bereichen Fleisch und Fisch führt oft kein Weg daran vorbei, doch die Manufakturen bieten den Kunden einen Einblick, wie das jeweilige Erzeugnis zu dem wird was sie in ihren Einkaufswagen packen. Es werden tatsächlich Schweinehälften angeliefert, die von Metzgermeistern vor Ort zerlegt und weiterverarbeitet werden, und man kann dabei zuschauen. Ganze Fische, mit Schuppen und Gräten werden filetiert und für den Kunden vorbereitet. Wer möchte, kann aber auch den ganzen Fisch mitnehmen.
Langsam geht es dem Ausgang entgegen und somit dem Bereich des Warenhauses, den wir zu Beginn eher links liegen lassen haben. Jetzt erschließt sich auch warum: im Gastronomiebereich finden wir viele der im Markt hergestellten Lebensmittel wieder. Brot und Brötchen aus der Bäckerei lagen bei unserer Ankunft in den Auslagen für das Frühstück. Wurst und Käse aus den jeweiligen Abteilungen. Jetzt, um die Mittagszeit, finden wir Salate, Fleisch und Fisch nebst Beilagen, bei den Nachspeisen Erzeugnisse der Konditorei wieder. Frisch, aus eigener Produktion.
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