Stadträte wollen alle Bäume am Riveufer fällen

In der Vergangenheit gab es immer Streit darum, dass die Stadtverwaltung bei Bauvorhaben zu viel fällt. Doch bei den Plänen für das Riveufer kritisieren Stadträte zu wenig Fällungen. Der Umweltausschuss hat sich am Dienstag auf SPD-Antrag entschieden, sämtliche Bäume der Allee zu fällen. Der Planungsausschuss hatte die Vorlage noch am Dienstag vertagt.
Zuvor hatten die Baumreihen im Ausschuss für eine einstündige Debatte gesorgt. Nach derzeitigem Stand will die Verwaltung einen Teil der 150 Bäume fällen. Das ist nötig, weil die Bäume teilweise auf dem zu erneuernden Kanal stehen. Die anderen Bäume sollen aber möglichst erhalten werden. Doch auch diese Bäume sind geschädigt, haben möglicherweise eine Lebensdauer von 15 Jahren. Stadträte befürchten dadurch ein Stückwerk, weil jetzt junge Bäume und in 15 Jahren dann weitere junge Bäume gepflanzt werden. Gottfried Koehn (SPD) sprach sich für ein „Tabula Rasa“ aus.
„Wir möchten nicht, dass alle Bäume gefällt werden“, machte Oberbürgermeister Bernd Wiegand deutlich gemacht. Er sagte, die Stadträte sollen wenn, dann bitte deutlich entscheiden, dass sie alle Bäume gefällt haben möchten, und nicht ständig verschieben. Die Verwaltung habe viele Bürgermeinungen erhalten, die sich für einen Erhalt der Bäume einsetzen. „Die Verwaltung setzt sich dafür ein, dass der Baubestand so weit wie möglich erhalten wird.“ Ihm persönlich falle es unheimlich schwer, vorauseiland Bäume zu fällen, die in voller Pracht stehen. „Es bleibt dann nichts mehr übrig vom alten Riveufer. Es wäre eine Komplettveränderung mit einem Ruck. Aber irgendwie… ich weiß es nicht.“
Es sei zwar verständlich, dass Wiegand auf Bedenken der Bürger eingehe, die die Bäume erhalten wollen, erklärte Gottfried Koehn (SPD). „Die sehen aber die Schäden nicht. Wir wollen, dass diese Prachtstraße auch für die nächsten hundert Jahre bleibt.“ Mit der Vorzugsvariante würde man das nicht erreichen. Deshalb halte er nichts von einer Einzellösung. Auch Eberhard Doege (CDU) meinte, er sei für eine komplette Fällung, auch wenn es ihm leid tue. Doch jetzt würden die Flutmittel bereitstehen – in 15 Jahren, wenn dann weitere Bäume ausgetauscht werden müsste, würde dieses Geld nicht bereit stehen. Zudem könne die Verwaltung nicht garantieren, dass im Rahmen der Bauarbeiten auch die restliche Bäume so geschädigt werden, dass sie auch gefällt werden. Wolfgang Aldag (Grüne) erklärte, in ihm würden zwei Herzen schlagen – denn seine Parteie stehe für den Baumerhalt, er sei aber auch Landschaftsarchitekt. Die jetzigen Bäume seien unter anderem in einem so schlechten Zustand, weil der Bereich teilweise mit schweren Fahrzeugen befahren werde, zum Beispiel zum Laternenfest. Er wollte auch wissen, ob es denn eine Verbesserung für die Baumstandorte geben. Laut Stadtplanerin Simone Trettin werde das Substrat erneuert. Das ist auch nötig, weil durch das Hochwasser die Bäume und die Erde mit Pilzen befallen sind. Yvonne Winkler (MitBürger) regte an, andere Bäume statt Linden zu pflanzen. Doch weil das Riveufer unter Denkmalschutz steht, müssen wieder Linden gepflanzt werden. Zudem stehen Alleen laut Naturschutzgesetz unter besonderem Schutz. Werner Misch (CDU) meinte, er sei ebenfalls für die komplette Fällung, „weil die Bäume in die Jahre gekommen sind und der Boden mit Pilzen kontaminiert ist.“ Rüdiger Fikentscher (SPD) meinte, wer derzeit bedenken zur Fällung habe, solle nicht nur an sich selbst, sondern an seine Kinder und Enkel denken. Fälle man jetzt nicht alle und pflanze mit einem Mal neu, werde es nicht wieder eine durchgängig einheitliche Allee wie jetzt geben. Eberhard Doege ergänzte, es sei eine schwere Entscheidung. Es werde einen Aufschrei geben, da kenne er die Hallenser, deshalb müsse es eine empathische Kommunikation geben. Doch es werde auch einen Aufschrei geben, wenn in 15 Jahren wieder gebaut wird, weil die restlichen Bäume ersetzt werden müssen.
Das Riveufer wurde vor 5 Jahren beim Hochwasser beschädigt. Der Abwasserkanal wird komplett erneuert, anschließend werden Fahrbahn und Gehweg erneuert. Finanziert wird das Vorhaben durch Fluthilfemittel.
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